Sturm, Salzburg, Rapid & Co. – Die Hinrundenanalyse der österreichischen Bundesliga
1. Platz - SK Sturm Graz
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Nach dem 3:2 gegen den SKN St. Pölten gab es möglicherweise zum letzten Mal „Franco-Foda-Sprechchöre“ in der steirischen Landeshauptstadt. Denn ab 1. Jänner 2018 ist der Deutsche offiziell Österreichs Nationalteamtrainer. Er hinterlässt eine starke und vor allem funktionierende Mannschaft, die nach 18 Runden verdient an der Tabellenspitze steht.
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Sommertransfers und internationale Spiele
13 Spieler mussten in der Transferzeit, auf gut steirisch, ihr „Binkerl packen“. Bei Spielern wie [spielerprofil spieler=“Roman Kienast“] oder [spielerprofil spieler=“Marko Stankovic“] lief der Vertrag aus, bei Spielern wie [spielerprofil spieler=“Sascha Horvath“] oder Romano Schmid nahmen die neuen Arbeitgeber eine annehmliche Summe in die Hand um diese zu verpflichten. Mit Spielern wie [spielerprofil spieler=“Jörg Siebenhandl“], [spielerprofil spieler=“Peter Zulj“] und [spielerprofil spieler=“Thorsten Röcher“] kompensierte Kreissl die Abgänge, wie sich im Laufe von der Saison zeigen würde, sehr gut. Mit Emeka Eze, [spielerprofil spieler=“Oliver Filip“], [spielerprofil spieler=“Patrick Puchegger“] und [spielerprofil spieler=“Fabian Schubert“] kamen einige Ergänzungsspieler um den Kader zu füllen.
Der Saisonstart war für die Grazer wegen der Europa League-Qualifikation verfrüht. Gegen Mladost Podgorica strauchelten sie in der zweiten Runde zuerst, doch im Rückspiel in Montenegro machte Sturm alles klar und belohnten sich mit einem prestigeträchtigen Namen. Fenerbahce Istanbul hieß er. Doch gegen diesen wurde das Europa-Abenteuer beendet. Nach einem 1:2 in Graz und einem 1:1 in Istanbul verabschiedete sich Sturm von der internationalen Bühne.
Meisterhafter Herbst
In der Liga konnte es gar nicht besser beginnen. Sechs Spiele, sechs Siege und schon fünf Punkte Vorsprung auf Titelverteidiger Salzburg. Wie es auch so oft ist, kommen die steirischen Meistergedanken wieder auf. „Wir haben eine super Mannschaft. Ich glaube, heuer wird es wieder einmal soweit sein, dass wir den Meistertitel nach Graz holen“, meinte [spielerprofil spieler=“Dario Maresic“] im Sky-Interview.
Auf die tadellose Serie der Grazer folgten zwei Niederlagen gegen den LASK und die Admira. So schnell der Vorsprung aufgebaut wurde, so schnell war er auch wieder weg. Nur mehr ein Punkt trennte den SK Sturm von den „Bullen“ aus Salzburg. Mit zwei aufeinanderfolgenden Siegen fanden sie wieder in die Erfolgsspur zurück.
Diese Effektivität und auch die Varianz mit der Foda Sturm spielen lassen hat, blieb auch in Wien nicht unentdeckt. Somit dauerte es nicht lang, bis der Name Foda im Trainerkarussel des Nationalteams auftauchen sollte. Doch wie sich herausstellte, war Foda keine Erfindung des Boulevards sondern ein ernstzunehmender Kandidat für den Teamchef-Posten. Nach langem Hick-Hack und fragwürdigen Entscheidungen bzw. Ansagen der „Landesfürsten“ wurde Franco Foda als neuer Teamchef vorgestellt. Ab 1. Jänner 2018 soll er das Nationalteam zur nächsten WM führen. Bis zum Ende der Hinrunde bleibt er Trainer der „Blackies“. Eine Entscheidung, die aus sportlicher Sicht sicher schmerzt, aber aus finanzieller Sicht verkraft ist, denn laut der „Krone“ bezahlte der ÖFB rund 400.000 € Ablöse für den Deutschen.
In Graz ging es sportlich trotzdem höchst erfolgreich weiter. Siege gegen Mattersburg und Wolfsberg sowie ein Unentschieden gegen Rapid Wien folgten. Dann ging es in die Länderspielpause und für Foda Richtung Spanien zum Trainingslager mit dem Nationalteam. Um das Training in Graz plangemäß zu absolvieren, pendelte Co-Trainer Thomas Kristl mehrmals in der Woche von Spanien nach Graz und umgekehrt.
Trotz des Sieges gegen Uruguay konnte Foda bzw. Sturm nach der Länderspielpause den Schwung schnell nicht mitnehmen, denn im Spitzenduell gegen Red Bull Salzburg gab es 5:0-Debakel. Die Tabellenführung ging auch vorübergehend an den Serienmeister.
In der nächsten Woche sah die Situation schon wieder rosiger aus, nachdem man wieder gegen den LASK gewinnen konnte. Gegen die Admira schoss man sich noch jeglichen Frust von der Seele und war nach dem 6:1-Heimsieg wieder völlig da. Weitere Siege gegen Altach und St. Pölten folgten, bevor man, trotz der Niederlage gegen die Austria, den Winterkönig fixieren konnte.
„Taktische Analyse“
Was Sturm in dieser Saison ausgezeichnet hat, ist die Varibilität mit der Foda die Mannschaft jede Woche aufs Feld schickt. 5er-Kette, 3er-Kette oder Doppelspitze. Sturm kann. Und auch die Spielersituation in Graz hat sich im Vergleich zu den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Mit Jörg Siebenhandl wurde ein Torhüter geholt, der in dieser Saison oftmals bewiesen hat, dass er zu Unrecht in Würzburg nur die zweite Geige gespielt hatte. In der Innenverteidigung entwickelt sich Dario Maresic zur absoluten Stammkraft und das mit seinen jungen 18 Jahren. Christian Schoissengeyr zeigte in dieser Saison, dass er nicht nur Tore verhindern kann, sondern diese auch selbst schießt. Einziger Unsicherheitsfaktor ist der Routinier Christian Schulz. Der 34-Jährige leistete sich immer wieder Flüchtigkeitsfehler, die zu unnötig brenzligen Situationen führten. Eine bärenstarke Entwicklung vollzog in dieser Saison auch [spielerprofil spieler=“Marvin Potzmann“]. Der zum Allrounder mutierte Wiener kam in allen Liga-Partien zum Einsatz und ist in der Offensive wie in der Defensive ein Aktivpunkt der Grazer Mannschaft.
Im Mittelfeld hat man mit Zulj, Jeggo, Lovric, Huspek und Hierländer ein starkes Angebot an kreativen und laufstarken Kickern zur Verfügung. Letzterer konnte mit seinen Leistungen schon Interessenten aus dem In- und Ausland auf sich aufmerksam machen. Im „Sturm-Sturm“ musste man auf schlimmere Zeiten zurückblicken. Die drei Stürmer Alar, Zulechner und Eze können auf 14 Liga-Tore zurückblicken. Zehn Tore gehen alleine auf das Konto von [spielerprofil spieler=“Deni Alar“], der den dritten Platz in der Torschützenliste besetzt.
Die Situation ist in Graz wohl bekannt. Man spielt eine starke Hinrunde und hofft darauf, dass es im Frühjahr gleich erfolgreich weitergeht. Doch genau das trifft nicht zu. Man wird berechenbar, die Gegner stellen sich darauf ein und man muss sich am Ende der Saison mit dem dritten oder vierten Platz zufriedengeben. Wie im letzten Jahr. Sturm absolvierte die Hinrunde mit einer mehr als soliden Leistung. Doch in der Rückrunde fiel Sturm auf den dritten Platz zurück. Das sollte dieses Jahr nicht passieren. Mit Heiko Vogel wurde ein Trainer von Günter Kreissl geholt der nicht nur ein Trainer ist, der den Ballbesitz-Fußball auf seiner Visitenkarte stehen hat, sondern auch ein Trainer, der internationale Erfahrung mitbringt und auch weiß, wie er mit jungen Kickern umgeht. Nicht umsonst war er für zweieinhalb Jahre im Bayern-Nachwuchs als Koordinator und Trainer tätig.
Auf Kreissl wartet im Winter trotz alledem noch ein schöner Haufen Arbeit. Denn im Sommer 2018 laufen 14 Verträge aus. Bei Spendlhofer, Huspek und Zulechner besteht die Option auf eine Verlängerung. Mit Maresic, Schoissengeyr und Potzmann wird schon verhandelt. Ersterer wurde schon mit einem Wechsel in die deutsche Bundesliga in Verbindung gebracht. [spielerprofil spieler=“Stefan Hierländer“] kann im Winter möglicherweise auch schon in anderen Farben auflaufen, denn Rapid Wien hat Interesse bekundet. In der zweiten deutschen Bundesliga soll der Name „Hierländer“ auch die Runde machen.
Fazit: Die Ausgangssituation kann für Sturm Graz kaum besser sein. Mit dem Winterkönig geht es in die Winterpause. Genug Zeit für den neuen Trainer Heiko Vogel die Mannschaft auf die Rückrunde einzustellen. Ob Sturm im Frühjahr die Form beibehaltet, wird man erst sehen. Mit der Hinrunde wurde zumindest eine starke Basis gelegt.
Dieser Teil des Rückblickes wurde von Lukas Lorber geschrieben!