Videobeweis nicht vor 2020/2021 in Österreich
In der tipico Bundesliga lässt man sich Zeit mit dem Videobeweis: „Nicht vor der Saison 2020/2021“, sagte jüngst Bundesliga-Vorstand Christian Ehrenbauer, könne der Videobeweis eingeführt werden. Als Grund nannte er, dass man sich hierzulande gerade „in der Evaluierungsphase“ befinde und der Videobeweis, wenn überhaupt, wegen der langen Vorlaufzeit nicht mehr in der kommenden Saison 2019/2020 eingesetzt werden kann.
Die Argumente dafür und dagegen sind noch nicht zu Ende diskutiert
Mit Blick auf andere europäische Ligen darf man angesichts der Aussagen von Liga-Vorstand Friedrich durchaus skeptisch sein. Die Technik und auch das Personal ließen sich auch kurzfristig beschaffen. Vielmehr scheint man es nicht eilig zu haben.
Offensichtliche Fehlentscheidungen in den Ligen, wo der Videobeweis bereits eingeführt wurde, scheinen das „auf die Bremse treten“ wohl eher zu bestärken. Andererseits liefert der Videobeweis aber auch genauso viele richtige Entscheidungen. Das sind genau die Entscheidungen zu Szenen und Tatsachen auf dem Platz, die Schiedsrichter sonst geflissentlich übersehen.
Aber klar ist auch, dass auch der Videobeweis immer noch genug Raum für Fehlinterpretationen zulässt. Es wird in Zukunft ganz darauf ankommen, dass es mehr „richtige“ Entscheidungen gibt, als falsche Entscheidungen, um eine breite Akzeptanz für die technische Unterstützung zu finden.
Videobeweis darf weltweit eingesetzt werden
Im Eishockey, American Football oder in vielen Basketballligen ist der Videobeweis bereits seit Jahren implementiert und regt schon lange niemanden mehr auf. Grund für die Akzeptanz sind genau die vielen richtigen Entscheidungen.
Im Fußball ist der Videobeweis bereits offiziell ins Regelwerk bei der Fifa eingezogen und kam bei der Fußball Weltmeisterschaft 2018 in Russland und davor schon beim Konförderationen-Pokal zum Einsatz.
In einigen wichtigen europäischen Ligen wurde der Videobeweis bereits eingeführt, wenn auch vielfach erst einmal nur testweise. In Italien zeigt man sich bislang bei Verband und Fans eher zufrieden. Vielfach war man hier vorher der Meinung, dass so manch ein Referee zu nachsichtig mit Übeltätern auf dem Platz umging.
In der deutschen Fußball-Bundesliga ist der Videobeweis dagegen nach wie vor umstritten. Hier meinen einige, dass sich die Videoschiedsrichter teilweise zu sehr aufspielen und in einigen Szenen vorschnell in das Spielgeschehen eingreifen.
Umgekehrt wird auch anerkannt, dass viele „richtige“ Entscheidungen auf den Videobeweis zurückzuführen seien. Von einer regelrechten Akzeptanz kann jedoch nicht gesprochen werden.
Videobeweis mal anders
Dennoch scheint sich der Videobeweis in Deutschland immer mehr Geltung zu verschaffen, jedenfalls bei einigen Technik-Fans. Diese machen sich sogar auf und werden im Notfall selbst zum Video-Schiedsrichter, wie jüngst im bei einer Kreisligapartie zwischen dem SV Mölschbach und der SG Hochspeyer in der Rheinpfalz zu sehen war.
Aufgrund des frisch angefertigten Videos auf einem Handy ließ sich der Referee darauf ein, den Gastgebern nach Sichtung des Videomaterials zu einem knappen 3:2-Sieg zu verhelfen.
Natürlich gab es umgehend Protest, der auch Erfolg hatte. Das Spiel musste wiederholt werden, da der Videobeweis in den unteren Ligen nicht zugelassen ist. Allerdings zeigt das Beispiel, dass die Zuschauer nicht nur am Wetten platzieren oder Online Slots spielen sind, sondern ihr Smartphone auch zur Herstellung von Gerechtigkeit im Spiel einsetzen.
Hohe Kosten für die Vereine
Dass der Videobeweis zunächst nur für die oberen Spielklassen obligatorisch ist, hat auch noch einen ganz praktischen Grund. Die Kosten für die Technik sind immens. Rund 31.000 € müssen pro Spiel in der deutschen Fußball Bundesliga aufgewandt werden. Das sind die Kosten für die Technik, die Transportkosten sowie für das ganze Personal drumherum.
Bei 68 Spieltagen in der ersten und zweiten Fußball Bundesliga mit insgesamt 618 Spielen in einer Spielzeit kommt so eine stattliche „Millionensumme“ zusammen. Die Kosten müssen jeweils vom veranstaltenden Heimteam übernommen werden. Das ist selbst für so manchen Zweitligaverein ein dicker Brocken, da bereits Kosten für die regulären Schiedsrichter, für Schiedsgerichte und für Anti-Doping-Kontrollen von den Vereinen übernommen werden müssen.
Jedes Bundesliga-Team muss insgesamt etwa 500.000 € und jedes Team der 2. Liga etwa 235.000 € in einer Saison für auferlegte „Dienstleistungen“ berappen.
In den unteren Ligen könnten die Kosten keinesfalls von den Teams selbst getragen werden. Diese haben oft schon Probleme, die Kosten für Spiel- und Unfallversicherungen aufzubringen.
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