KommentarUEFA EURO 2024

Kommentar: Diese Gruppenphase kann uns keiner mehr nehmen

Seit gestern steht es fest, dass die österreichische Nationalmannschaft auf die Türkei treffen wird. Die Mannschaft von Trainer Vincenzo Montella setzte sich knapp gegen Tschechien durch, verlor aber zwei Spieler, die aufgrund von Sperren gegen Österreich im Achtelfinale pausieren müssen. Sieht man sich die Auslosung in der K.o.-Phase an, dann scheint durchaus einiges möglich. Aber egal wie es kommt – den Triumph in der „Todesgruppe D“ kann uns keiner mehr nehmen.

Kapitän Calhanoglu fehlt gegen Österreich

Der Ausfall des 30-jährigen Innenverteidigers Innenverteidiger Samet Akaydin wird die Türkei nicht besonders hart treffen, zumal mit Abdülkerim Bardakcı ein Spieler nach einer Sperre wieder einsatzbereit ist, der höher einzustufen ist als der Panathinaikos-Legionär. Richtig bitter für unseren Gegner ist aber, dass Kapitän Hakan Calhanoglu, der gegen Tschechien mit einem sehenswerten Schuss die 1:0-Führung erzielte, ebenfalls den gelben Karton sah und für das Spiel gegen Österreich gesperrt sein wird. Calhanoglu ist insbesondere bei Standardsituationen brandgefährlich und bringt zudem sehr viel internationale Erfahrung mit. Auch Ralf Rangnick muss einen Spieler vorgeben, denn Rechtsaußen Patrick Wimmer sah ebenfalls seine zweite gelbe Karte.

Türkei nach 1:6-Pleite gewarnt

Österreich wird nach der Leistung in der starken Gruppe D, wo man sensationell vor Frankreich und den Niederlanden den ersten Gruppenplatz holte, als Favorit gegen die Türken ins Achtelfinale gehen. Brisant macht die Begegnung, dass die beiden Mannschaften erst im März in einem Freundschaftsspiel im Wiener Ernst-Happel-Stadion aufeinandertrafen und Österreich dem Gegner eine extrem empfindliche 1:6-Niederlage zufügte. Die türkischen Medien zerrissen ihre Mannschaft daraufhin in der Luft. Die türkische Nationalmannschaft will sich nun für diese Schmach revanchieren.

In der K.o.-Phase scheint einiges möglich zu sein

Auf den Sieger wartet jedenfalls der Gewinner der Partie zwischen den Niederlanden und Rumänien. Es ist nicht unmöglich, dass es nach der Gruppenphase demnach schon im Viertelfinale erneut zum Duell zwischen Österreich und Koemans Niederländern kommt.  Im Semfinale wird der Sieger eine der oben genannten vier Mannschaften, also Österreich, Türkei, Rumänien und die Niederlande, auf England, Italien, die Slowakei oder die Schweiz treffen. Man sieht also, dass der Gruppensieg sehr viel wert war, da mit Spanien, Frankreich, Deutschland und Portugal vier große Turnierfavoriten erst in einem etwaigen Finale ein Thema werden.

Ein Schritt nach dem anderen

Aber wir reden hier von ungelegten Eiern. Zunächst muss die österreichische Nationalmannschaft im Achtelfinale die Türkei schlagen, die nach dem Testspiel im März gewarnt sein wird und sicherlich einige Schlüsse aus dem Freundschaftsspiel ziehen konnte. Nach der fulminanten Gruppenphase Österreichs wird man unter diese Europameisterschaft aber so oder so ein positives Fazit ziehen müssen, denn unsere Mannschaft holte nicht nur einfach den Gruppensieg, sondern tat dies auf eine Art und Weise, die Respekt abverlangt.

Angriffslust statt Pragmatismus: England-Fans beneiden uns

Liest man in internationalen Diskussionsforen während der Live-Partien mit, findet man beispielsweise hunderte Kommentare von englischen Fans, die uns um den aktuellen Spielstil, die Einsatzfreude und den Offensivdrang beneiden. Wir spielen auch nach einer Führung nach vorne, verteidigen hoch und sorgen für Spektakel. Ganz im Gegensatz zu England-Trainer Southgate, der so viel individuelle Qualität zur Verfügung hat, aber Pragmatismus über alles andere stellt und im Gegensatz zu Rangnick die PS nicht auf die Straße bringt.

Diese Gruppenphase kann uns keiner mehr nehmen

Irgendwann wird das EM-Märchen vermutlich zu Ende gehen und die höhere individuelle Qualität könnte sich dann gegen die mannschaftliche Geschlossenheit unserer Nationalmannschaft durchsetzen. Bis dorthin werden wir aber hoffentlich noch jede Menge Freude mit unserer Elf haben, der man nach der Gruppenphase durchaus zutrauen kann, dass wir noch das eine oder andere Ausrufezeichen sehen werden.  Und wenn nicht – ganz ehrlich, diese Gruppenphase kann uns keiner mehr nehmen. Dabei geht es weniger um den Gruppensieg, sondern die Art und Weise wie wir diesen erreichen konnten.

Wir empfehlen euch unseren Podcast, bei dem dieses Mal LAOLA1-Chefredakteur Harald Prantl bei Christoph Bosnjak zu Gast ist.