querpass #5 – Red Bull zwischen Akzeptanz und Diskrepanz
Im letzten Beitrag haben wir uns mit dem Einbinden von Sponsoren im Vereinsnamen bei den österreichischen Klubs befasst. Diese Kultur hat in Österreich schon lange Tradition. Auch in Salzburg hat sich Red Bull diese Möglichkeit nicht entgehen lassen und damit gleichzeitig ein Fußball-Imperium gestartet. In Deutschland war es nicht möglich den Firmennamen in den Vereinsnamen zu integrieren. Bei den traditionsbewussten Fans stößt das Vorgehen des Getränkeherstellers auf viel Gegenwehr. Doch geht es in letzter Zeit nicht zu weit? Wir haben uns dieses Thema etwas näher angesehen.
[fanshop_start]
Das trennende Verbindende
Wir befinden uns momentan in einer Zeit, in der wir uns nicht die Gemeinsamkeiten vor Augen halten, sondern uns vielmehr auf die trennenden Aspekte konzentrieren. Sei es in der Politik, beim Glauben oder auch im Sport. Wir kümmern uns zu sehr um das, was uns unterscheidet, anstatt die selben Interessen hervorzuheben. Dann würde es nämlich auch leichter fallen das „Andere“ zu akzeptieren.
Es ist nicht alles wie es scheint
Seit Jahren ist eine negative Haltung in Österreich und Deutschland zum Thema „Fußball und Red Bull“ zu erkennen. Bei aller Kritik, die auch oft berechtigt ist, kommt es in letzter Zeit immer mehr zu Anfeindungen, die einfach über das Ziel hinausschießen. Beleidigungen in sozialen Medien und Fanaufrufe nicht zu den Auswärtsspielen hinzufahren sind schon eine beunruhigende Entwicklung. Erst vor kurzem riefen Fans von Borussia Dortmund dazu auf das Spiel beim Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig zu boykottieren. Oder als Fans von Dynamo Dresden im DFB-Pokal einen Bullenkopf in den Stadioninnenraum geworfen haben. Es ist ja in Ordnung etwas nicht zu mögen und darauf zu verzichten, aber langsam kommt es einem vor, als ob sich ein Dieb über einen anderen Dieb beschwert.
Der Hauptkritikpunkt gegen den Red-Bull-Fußball ist die „Tradition“, als Gegensatz zum „Kommerz“ des Getränkeherstellers. Es stimmt ja, dass Red Bull keine Tradition hat. Aber ist es deswegen gleich verboten, dass neue Tradition entstehen kann? Nach über zehn Jahren kommen immer mehr Fußballfans drauf, dass das Engagement von Red Bull in Salzburg doch nicht so schnell verschwunden ist, wie ursprünglich angenommen. Zwar besteht keine Tradition, dafür aber Akademien und Leistungszentren, sowohl für Fußball als auch für Eishockey. Kommt alles dem Nachwuchs zugute, die Jugend bekommt eine Chance auf eine hochwertige Ausbildung. Ebenso wurde der Bundesliga-Fußball in Salzburg, der in ärgsten finanziellen Nöten steckte, vor dem Untergang gerettet.
Viele sprechen auch davon, dass Red Bull die „Austria“ aus dem Namen verdrängt hat, dabei wurde im Grunde nur das SV in FC umbenannt. Denn eigentlich trug Salzburg seit 1978 und bis zur Übernahme im Jahr 2005 keine „Austria“ mehr im Namen. Auch dort waren es Sponsoren, denen man das Namensfeld überließ. Aber hat sich je einer über Wüstenrot oder die Casinos Austria beschwert?
Den ersten Stein werfen
Es geht überhaupt nicht darum Red Bull zu verteidigen oder zu loben, es geht eher darum den Hass und die übertriebene Emotionalität zu überdenken. Ist es wirklich Wert die „Gewalt der Worte“ anzuwenden, nur weil man es persönlich nicht gut findet, obwohl es genug Menschen gibt, die das anders sehen? Man muss ja auch zugeben, dass die Red-Bull-Vereine ein bisschen die Wärme und die Nähe vermissen lassen. Aber auch deren Weg ist zu akzeptieren und es braucht nun einmal Zeit bis etwas wachsen kann. Man muss nur an Bayer Leverkusen denken, das vor über 100 Jahren aus dem Bayer-Konzern entstanden ist (deswegen auch der Spitzname „Werkself“). Und des weiteren darf man auch nicht außer Acht lassen, dass Österreich und die Region Leipzig bzw. Ost-Deutschland davon auch profitieren. Es wird Infrastruktur geschaffen und mehr finanzielle Möglichkeiten für höhere sportliche Ziele zur Verfügung gestellt.
Also worüber reden wir eigentlich? Über kriminelle Machenschaften, über Ausbeutung von Angestellten, über Regelbrüche oder einfach nur über die Angst vor dem Ungewohnten? Niemand muss sie mögen, niemand muss sie anschauen, aber wer glaubt allen Ernstes, dass Anfeindungen Erfolg bringen würden? Eher bringen sie dem Angefeindeten die Erfolge, weil sie dadurch die Publicity bekommen – „bad news are good news“. Als Fan muss man auch verantwortungsvoll agieren und sich bewusst werden, woher die aggressive Ablehnung kommt und wo sie hinführt.
VIDEO: Dokumentation über das Projekt RB Leipzig.
https://www.youtube.com/watch?v=ZthCcPT2aH8
[app_teaser]
[fanshop_aktuell]
Jeder,ob jung oder alt, der einen Kommentar zu den im Fußballgeschäft üblich Geflogenheiten schreibt, sollte vorher ein paar Jährchen im Amateurfußball ehrenamtlich Verantwortung übernommen haben. Nur der versteht die Regularien des Vereinssports und kann daraus ableiten, wie schwer es ist mit leerem Geldbeutel großes zu leisten. In den Amateurvereinen geht nichts voran, weil kein Geld da ist, in den ärmeren Profivereinen ist es genau so. Glücklich ist nur der, dessen Säckel prall gefüllt ist. RB Leipzig gehört sicher zu den letzteren, die Hasskommentatoren zu den ersteren. Eines kann ich bestätigen, die RED BULL ARENA in LEIPZIG ist mit glücklichen Menschen gefüllt!