Nachwuchs

Fehlende EUROphorie für die ÖFB-Nachwuchsauswahlen?

Die österreichische U21-Nationalmannschaft befindet sich derzeit in der Qualifikation für EM-Endrunde 2017 in Polen. Die Mannschaft von Teamchef Werner Gregoritsch spielt in der Quali-Gruppe 7 mit Gruppenfavorit Deutschland, Russland, Finnland, Aserbaidschan und den Färöer Inseln. Der Gruppensieger fährt zur EM nach Polen,  die vier besten Zweitplatzierten erhalten Einzug in die Play-Offs. Zum Auftakt am 04.09.2015 gegen Aserbaidschan gewinnen die ÖFB-Youngsters durch einen Doppelpack von Michael Gregoritsch auswärts mit 2:0.

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Vier Tage später besiegte der ÖFB-Nachwuchs in der NV-Arena von St. Pölten die Russen in einem spannenden Spiel mit 4:3. In der Gruppe 7 liegt Österreich nach zwei Spielen punktegleich mit Finnland auf Rang 2 (je 6 Punkte), dahinter folgt Deutschland, das jedoch ein Spiel weniger bestritten hat, auf Platz 3. Am Freitag den 09.10.2015 um 17:30 Uhr in der NV-Arena von St. Pölten trifft man im dritten Gruppenspiel auf Aserbaidschan. Den Kader der Österreicher gibt es hier.

Tabelle U21 EM Quali Polen 2017 Gruppe 7

Stand: 8. September 2015

 

 

U21-EM bisher ein rotes Tuch

Die U21-Nationalmannschaft hat zwar mit einer Ausnahme (1980) an allen Qualifikationen für eine Euro teilgenommen, konnte sich bisher noch nie für eine Endrunde qualifizieren. Am nähersten an einer erfolgreichen Qualifikation war man für die Endrunde 2009 in Schweden. Nach einem souveränen Gruppensieg (20 Punkte) mit acht Punkten vor der Slowakei ging es in die Play-Offs. Im Entscheidungsspiel für den Einzug unter die letzten Acht musste das Team von Manfred Zsak den Finnen den Vortritt lassen. Die Nordeuropäer gewinnen nach einer 1:2-Niederlage in Österreich das Rückspiel zu Hause mit 2:1, nach einer torlosen Verlängerung setzt sich Finnland im Elfmeterschießen mit 4:2 durch. So knapp war eine österreichische U21-Nationalmannschaft noch nie vor einer erfolgreichen Qualifikation für eine U21-Endrunde gestanden.

Wie bei den Großen herrscht auch bei der U21 eine tolle Stimmung

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Ob es die Jungs von Werner Gregoritsch dem Team von Marcel Koller gleichtun und sich erstmals sportlich für eine EM (2017 in Polen) qualifizieren wird man sehen. Die Gruppe hat mit Deutschland einen klaren Favoriten. Unser Nachbar wurde selbst 2009 erstmals U21-Europameister. Die jetzige Mannschaft der Deutschen ist auch mit einigen Spielern der U19-Europameister-Mannschaft aus dem Vorjahr versehen, jene die Österreich im Halbfinale mit 4:0 eliminierte. Finnland und Russland werden in dieser Gruppe mit Österreich sicher um die Aufstiegsplätze mitmischen. Aserbaidschan und die Färöer sollte kein Hindernis sein, wenn man sich erstmalig für ein U21-Turnier qualifizieren will.

 

Rückblick auf bisherige Erfolge unserer ÖFB-Nachwuchsauswahlen 

Wenn man auf die Endrunden-Teilnahmen der ÖFB-Nachwuchsauswahlen zurückblickt, gab es viel Licht und Schatten. 1997 feierte der österreichische Nachwuchs mitunter den größten Erfolg in seiner Geschichte. Die U16 stand bei der EM-Endrunde 1997 im EM-Finale gegen Rekordsieger Spanien. Am Ende scheiterten die Burschen knapp mit 4:5 im Elfmeterschießen. Die Iberer hatten dazumal einen gewissen Iker Casillas im Tor stehen.

Nach dem tollen Erfolg 1997 kam lange nichts. Erst im Jahre 2003 konnte die U19 und die U17 bei der Euro jeweils den 3. Platz erreichen. Im U17-Team von 2003 stand der derzeitige ÖFB-Teamkapitän Christian Fuchs im Kader. Nach einem erneuten 3. Platz der U19 drei Jahre später kam 2007 die U20-WM in Kanada – unvergessen unsere Helden rund um Rubin Okotie, Erwin Hoffer und Co. Nach jeweils zwei Last-Minute-Treffern von Erwin „Jimmy“ Hoffer im Achtelfinale über Gambia und im Viertelfinale gegen die USA – beide Teams besiegte man mit 2:1 –  kam im Halbfinale nach einer 0:2-Niederlage das Aus gegen Tschechien. Im Spiel um Platz drei verlor man gegen den vorherigen Gruppengegner Chile mit 0:1. Dass dieser Erfolg vor acht Jahren Früchte getragen hat, kann man in der heutigen Nationalmannschaft wieder erkennen. Mit Michael Madl, Sebastian Prödl, Markus Suttner, Martin Harnik, Zlatko Junuzovic und Rubin Okotie stehen auch Jahre danach ehemalige WM-Helden im Kader der A-Nationalmannschaft. Auch ein Erwin Hoffer oder Veli Kavlak (derzeit verletzt) waren Jahre danach im Team präsent und Leistungsträger.

Der erreichte dritte Gruppenplatz der ÖFB-U19 bei der EM in Frankreich 2010 bedeutete die zweite Qualifikation einer österreichischen Nachwuchsauswahl für eine U20-WM. Als Gruppenletzter mit nur einem Zähler war die WM in Kolumbien 2011 rasch zu Ende. Vergangenes Jahr konnte die U19 Österreichs erneut den 3. Platz bei der EM-Endrunde in Ungarn erreichen, dieser Erfolg reichte für die dritte U20-WM-Teilnahme nach 2007 und 2011. In Neuseeland schied man heuer im Achtenfinale überraschend mit 0:2 gegen starke Usbeken aus.

 

Die neue Ära und ein Land im Fußball-Taumel

Dass Fußball-Österreich derzeit auf einer Euphoriewelle schwimmt, haben auch die größten Anti-Fußballfans mitbekommen. Kontinuierlich entwickelte sich das Nationalteam nach oben, auch in Richtung Professionalität und struktureller Hinsicht. Mit Amtsantritt von Marcel Koller wurde eine neue Ära eingeläutet, die zunächst noch den einen oderen anderen Widersacher mit sich zog. Für den zweiten Gruppenplatz (Play-Offs) reichte es in der WM-Quali 2014 noch nicht ganz, „Koller’s Eleven“ war knapp an Schweden gescheitert.

Zlatan Ibrahimovic mit seinem 2:1-Siegestreffer gegen Österreich

Auch die Entwicklung der #LegiÖs hatte eine positive Entwicklung auf das Nationalteam. Legionäre waren nicht mehr Banklwärmer sondern sind in diversen europäischen Ligen – vorrangig in den beiden ersten deutschen Ligen zu Leistungsträgern ihrer Mannschaft herangewachsen. Auch wenn zunächst viele der Meinung waren, Bayern-Star David Alaba wird uns schon zur EM nach Frankreich schießen, die Nationalmannschaft entwickelte sich nicht wie bei Schweden (Zlatan Ibrahimovic) oder Portugal (Cristiano Ronaldo) zu einer One-Man-Show, Österreich entwickelte sich zu einem Team – zu einer Familie, der Erfolg kam auch ohne den verletzten David Alaba, die Krönung der unvergessliche 4:1-Sieg über Schweden – die kleine Revanche für vor zwei Jahren – und die daraus resultierende erstmalige sportliche Qualifikation für eine Europameisterschaft. Frankreich wir kommen, wieder!

 

Die U21 hat die Eu(ro)phorie nocht nicht zu spüren bekommen

Das der jetzige Erfolg der Nationalmannschaft auch einer erfolgreichen Nachwuchsarbeit geschuldet ist, ist unumgänglich. Die Nachwuchsteams stehen vielleicht nicht immer in einem Halbfinale oder einem Endspiel einer EM bzw. WM-Endrunde, dennoch sind die ÖFB-Youngsters bei jeder Quali ein heißer Kandidat für den Aufstieg und lassen oft Top-Nationen hinter sich. Der eine junge österreichische Nachwuchsspieler geht den Weg über Akademien im europäischen Ausland, der andere versucht es in der Heimat und kämpft sich eventuell über einen österreichischen Zweit- bzw. Bundesligisten ganz nach oben. Das beide Wege möglich sind ist bekannt, auch wenn viele Spieler in jungen Jahren scheitern. Nur die wenigsten schaffen den Sprung von der U19, U20 oder U21-Mannschaft ins ganz große Becken, für viele Nachwuchsakteure ist der Sprung ins Profitum einfach zu groß und landen dann im Nirgendwo.

WM-Quali 2014: Österreich – Schweden 2:1 (Ernst-Happel-Stadion, 48.500)

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Das Fans Berge versetzen können wissen die rot-weiß-roten Nationalspieler wie Kiew-Legionär Aleksandar Dragovic oder die Strafraumkobra aus Basel – Marc Janko. Eine Mannschaft lebt von ihren Fans und eine fantastische Stimmung kann die Mannschaft nach vorne treiben, so auch die österreichischen Fans, die das Team egal ob beim Training, über die sozialen Medien oder im Stadion zu 100 Prozent unterstützen.  Bezieht man sich auf die letzten acht Heimspiele (Quali und Freundschaftsspiele 2014 und 2015) der Nationalmannschaft in österreichischen Stadien, sahen 3,2 Millionen Fans unseren Eurofightern auf die Beine. Sechs Partien fanden im Ernst-Happel-Stadion statt, außer gegen Quali-Gegner Montenegro (44.200) und Russland (47.500) waren alle Partien mit 48.500 stimmungsvollen Fans ausverkauft. Ein Freundschaftsspiel fand noch im Innsbrucker Tivoli-Stadion statt, wo die Nationalmannschaft bisher noch nie verloren hat. Gegen Island kamen immerhin 13.800 Zuseher. Im Klagenfurter Wörthersee-Stadion, wo die Stimmung bisher immer eher enttäuschend war, fanden gegen Uruguay 22.000 Fans den Weg ins Stadion. Das heißt, dass durchschnittlich 40.187 Fans das Team von Marcel Koller bei den letzten acht Heimspielen angefeuert haben. Sogar gegen den nicht gerade attraktiven Gegner Moldawien war das Happel-Stadion restlos ausverkauft, nächste Woche gegen Liechtenstein dasselbe, früher unvorstellbar. Nationalmannschaft schauen ist wieder geil! Doch wie sieht das Interesse für die U21-Nationalmannschaft aus? Rückblickend auf die letzten acht Heimspiele (EM-Quali und Freundschaftsspiele) der U21 kamen rund 9.500 Zuseher ins Stadion. Das bedeutet, dass pro Partie rund 1.200 Fans den Nachwuchs ihre Unterstützung zeigten. Zweimal wurde sogar in größeren Stadien wie in der Grazer UPC-Arena gespielt (Fassungsvermögen 15.400) und zweimal in der NV-Arena des Zweitligisten SKN St. Pölten (8.000). Das die Nachwuchskicker in einem Qualifikationsspiel nicht so viele Zuseher anziehen wie die Großen ist legitim.

Bescheidenes Zuschauerinteresse in St. Pölten

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Doch gerade eine NV-Arena in St. Pölten, eine neues, modernes Stadion wäre prädestiniert um der U21-Nationalmannschaft eine richtiges Zuhause zu schaffen. Vergleicht man es mit dem A-Kader, der gespickt ist von Legionären aus aller Welt – dies lässt den Interessantheitsgrad wesentlich steigern –  kann die Truppe von Werner Gregoritsch mit ein paar interessanten #LegiÖs mithalten.

 

Aktuelle Spieler und Legionäre in der U21

Die Mannschaft die gegen Aserbaidschan an den Start geht, zählt neun Legionäre. Auf Abruf stehen noch zwei weitere bereit. Im Tor steht mit Daniel Bachmann ein Teamkollege von Marko Arnautovic von Stoke City, zuletzt wurde Bachmann nach Schottland verliehen. Mit Markus Kuster steht der Einsertormann vom Bundesliga-Aufsteiger SV Mattersburg im Aufgebot. Auch Defensiv hat Österreich einiges zu bieten. Philipp Lienhart von Real Madrid Castilla, der zweiten Mannschaft der Königlichen. Der Ex-Rapidler erzielten kürzlich sein erstes Tor. Dazu kommen zum Beispiel noch Spieler wie Lukas Gugganig vom deutschen Zweitligisten FSV Frankfurt oder Christopher Martschinko der bisher bei allen Meisterschaftsspielen für die Austria Wien zum Einsatz kam. Im Mittelfeld hat die Mannschaft von Gregoritsch sehr viel Qualität. Kapitän Dominik Wydra vom Zweitligisten SC Paderborn oder Florian Grillitsch von Werder Bremen, der kürzlich sein Startelf-Debüt feierte. Dazu gesellt sich noch ein weiterer Deutschland-Legionär mit Alessandro Schöpf, der in dieser Saison für Nürnberg bereits drei Tore und einen Assist erzielte. Offensiv ist unser bester Mann sicher Trainer-Sohn Michael Gregoritsch vom Hamburger SV. Vor rund zwei Wochen schoss der großgewachsene Stürmer den HSV gegen Ingolstadt zum Sieg. Zusätzlich hat der Teamchef mit Kevin Friesenbichler (Austria Wien) und Bernd Gschweidl (SV Grödig) zwei Spieler aus der heimischen Liga zur Verfügung. Auf Abruf stehen noch Spieler wie Keeper Ivan Lucic von Bayern München, Kroatien-Legionär David Domej oder Daniel Rosenbichler von Erste-Liga-Tabellenführer Wacker Innsbruck. Alles gestandene Spieler die viel Talent haben und auf einen guten Weg sind, einmal im A-Kader zu stehen. Zusätzlich stehen der U21-Nationalmannschaft aufgrund von Verletzungen Top-Spieler wie Ylli Sallahi vom Karlsruher SC, Sinan Bytyqi von Manchester City, Valentino Lazaro von Red Bull Salzburg, Louis Schaub von Rapid Wien, Christian Gartner von Fortuna Düsseldorf oder Sascha Horvath vom SK Sturm Graz nicht zur Verfügung.

Wie man gegen Russland gesehen hat, war das Zuschauerinteresse in St. Pölten eher bescheiden. Der Anpiff gegen die Russen war um 17:30 Uhr. Das legendäre Spiel gegen die Schweden konnte man ab 20:45 Uhr vom TV aus verfolgen. Genügend Zeit um die U21 live zu supporten und danach die Koller-Elf via Fernsehgerät, zumindest wenn man in der Nähe beheimatet ist. Selbes auch am morgigen Freitag in der NV-Arena. Die Partie findet gegen den Gruppengegner aus Aserbaidschan um 17:30 Uhr statt, um 20:45 Uhr spielt Österreich auswärts gegen den Gruppenvierten aus Montenegro. Das U21-Team hätte sich einfach mehr Zuschauer verdient, denn ohne Nachwuchs auch kein Nationalteam. Dass der Hype um den Nachwuchs noch nicht entfacht ist, scheint kein Geheimnis zu sein, dass es auch anders geht, haben heuer die Schweden bewiesen, als sich die Skandinavier im Finale gegen Portugal erstmals den U21-Europameistertitel sicherten. Ob der österreichische Fan nach der EM 2017 in Polen auch so „abgehen“ wird, man möge es hoffen.

So feierten die Schweden den Sieg der U21-Europameisterschaft

https://www.youtube.com/watch?v=aC6jGIDzR8M

 

 

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