AUT 2014: vollmundig und lieblich-trocken
Ein Spätlese-Cuvée des ÖFB-Jahres 2014
Ein bedeutsames Jahr ist durch uns hindurchgewandert, denn unsere Sinne wurden 2014 regelrecht liebkost. So haben wir die wundervollsten Speisen und die herrlichsten Getränke unseren Hals hinuntergespült, die zartesten und aufregendsten Oberflächen mit unseren Händen berührt und die traumhaftesten Klänge vernommen.
Doch die superlativste aller sinnlichen Übertreffungen durften unsere Augen verleben. Dass unsere rot-weiß-roten Kicker durchaus nicht an mangelnder Körperbeherrschung zu leiden haben und darüber hinaus mit dem Ball am Fuße eine besonders gute Figur zu machen im Stande sind, war uns seit je her stets bewusst. Nun, es ist kein Geheimnis, dass es Zeit, Geduld und Engagement benötigt, um einen Charakter, einen Menschen zu formen. Eine ganze Mannschaft ist da noch dazu wesentlich anspruchsvoller. Umso schöner ist es, dass wir im vergangenen Jahr nun die ersten Früchte einer jahrelangen Hingabe ernten konnten.
Wie auch der Wein, braucht der Fußball seine Zeit um zu reifen. Noch aber steht es nicht an der Tagesordnung, in unbändige Euphorie auszubrechen. Denn erst gehört die Maische vergoren, ehe der edle Tropfen überhaupt zu reifen beginnt. Erst wenn der erste Korken knallt, wenn es angerichtet ist und unser Gaumen den reinsten Geschmack des zu erreichenden Ziels verspürt, erst dann dürfen wir uns für einen äußerst kurzen Moment genussvoll zurücklehnen, und eben diesen durch all unsere Poren durchlaufen lassen, um ihn als vermeintlichen Endstand einer Entwicklung zu verehren. Doch derzeit gebührt unsere innerste Hingabe voll und ganz dem Genuss des Reifens dieser unserer Beeren. Unsere Redaktion hat sich aufgemacht zu einer wahren Spätlese, die schönsten Erfolgsmeldungen und Videos des endenden Jahres sind für den feinen Genuss serviert…
RB Salzburg vs FC Bayern München 3:0
Beginnen wir das Kulinarium mit einem Schmankerl aus der heimischen Küche. Die Bullen zeigen sich von ihrer fein-herben Seite und mausern sich in den 90 Minuten dieses freundschaftlichen Aufeinandertreffens als wahre „Championsleaguesiegerbesieger„. Das Münchner Gast-Ensemble unterwirft sich einer klaren 0:3-Schlappe gegen den erfolgreichsten österreichischen Champions-League-Verweigerer der letzten Jahre.
Sorianos Marschflugkörper
Abermals erfreut sich das österreichische Publikum an einer salzburgischen Beigabe. Jonatan Sorianos Schuss von der Mittellinie ist und bleibt eines der grandiosesten Tore, die die Europa League wohl jemals gesehen haben wird. Das Match Ajax Amsterdam vs FC Salzburg endete übrigens zur Freude des heimischen Fußballs mit 3:0 aus Sicht der Mozart-Städter.
Gruppen-Auslosung zur EM-Qualifikation
„Road to France“ – das erste Mal, dass dieses Motto seinen Einzug fand. Großes kann nur gedeihen, wenn man weiß, wo man zu wachsen hat…
„Aufstöger“
Der 31. Spieltag der 2. Deutschen Bundesliga (2013/14) ist für den 1. FC Köln unter Trainer Peter Stöger der Tag der Tage. Die Rückkehr ins Oberhaus ist souverän geschafft, schon vorzeitig hat man sich sogar die Meisterkrone auf das Haupt setzen können. Und das auch noch vor heimischem Publikum! Aber auch in der restlichen Liga spielte es sich ordentlich ab. Aus österreichischer Sicht war spielerisch eindeutig Michael Liendl bei Fortuna Düsseldorf an jenem Spieltag das Maß aller Dinge.
Deutschland vs Österreich 1:5
Österreich demoliert Deutschland! Nachdem unsere U19 in einer sensationellen EM-Endrunde erst im Halbfinale gegen die Altersgenossen unseren Lieblingsnachbarn das Nachsehen hatte, kam im Herbst der herzhaft süße Reigen. In der EM-Qualifikation für die nächste U19-Endrunde setzte ein furioses Jugend-Nationalteam dem amtierenden Weltmeister ordentlich zu.
Okotie erlöst sich selbst…und eine ganze Nation
Der Spielbericht liest sich wie eine Einbahnstraße. Montenegro hatte offensichtlich seine Spieler in der Umkleide vergessen und bloß ein Vorhängeschloss am eigenen Kasten angebracht. In der 24. Minute war es dann soweit, Rubin Okotie zeigte seine Schlossknacker-Qualitäten und hielt seine Gliedmaßen perfekt zum 1:0 in die Flugbahn des Balles. Das war übrigens Okoties erstes Tor im Nationalteam! Die restliche Spieldauer lang gab es aus österreichischer Sicht eine skurrile Mixtur aus freudiger Verzweiflung zu empfinden. Doch beinahe wäre es noch zu einer Geisterfahrer-Meldung gekommen, wenn wir an diesem Tag nicht das personifizierte Torhüter-Dornröschen zwischen den Pfosten gehabt hätten. Nach 82 Spielminuten war es Vucinic, der Robert Almer aus dem Tiefschlaf riss und ihn dazu zwang, den Weg ins montenegrinische Glück zu versperren.
Philipp Lienhart lässt „Los Blancos“ hoffen
Der edle Tropfen aus Österreich entwickelt sich immer weiter zum Export-Schlager. So auch SK Rapid Wiens Abwehrtalent Philipp Lienhart, der sich derzeit bei der Jugend der Königlichen aus Madrid seine Sporen verdient. In der Partie der UEFA Youth League zwischen Real Madrid CF und Liverpool FC erzielte er sein erstes Tor für die Spanier zum zwischenzeitlichen 1:2. Doch ging das Match letztlich noch mit 2:3 verloren.
https://vine.co/v/OhzlIveAAdt
Marc Janko trifft aus lächerlichen 40m exakt ins Kreuzeck
Austria goes Australia! Trabzonspor wollte nicht mehr mit Toren made in Austria verwöhnt werden, so zog es Marc Janko in das ferne Sydney. Dass er auch dort fußballerisch Klasse hat, zeigte er gleich am 3. Spieltag der A-League in der Partie zwischen Brisbane Roar FC gegen den Sydney FC, welche sein neuer Verein mit 0:2 gewann. Ballannahme und Verwertung sind Güteklasse 1A, dass der Aufsitzer genau ins Kreuzeck segelt ist eine wundervolle Draufgabe.
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=WbjkDE998kg
Okoties doppeltes Siegtor oder „wenn dein Bier Fliegen lernt“
Das Land schwelgt im Freudentaumel, eine derart lange niederlagenfreie Serie gab es seit Jahrzehnten nicht mehr. „Wien ist uneinnehmbar“ schreiben die Fans auf ihren Bannern (und auf ihre Fan-Wear) und die Medien in ihre Berichte. Doch der Österreicher ist ein Mensch mit wechselhaftem Gemüt. Im Moment noch lobt er alles in den Himmel und im nächsten Augenblick „hat er es ja immer schon gewusst“. So versucht man gezwungen sich einzureden, selbst mit einem Unentschieden gegen den Favoriten Russland zufrieden zu sein. Der Spielverlauf ist etwas offener als gegen Montenegro, doch das österreichische Nationalteam zeigt, wer der Herr im Hause ist. Die Hintermannschaft steht dichter als eine Stahlwand, das Mittelfeld scheint den Durcel-Hasen verschluckt zu haben und vorne entpuppt sich Rubin Okotie als Künstler und wahrer Meister der dramatischen Satire, als er der österreichischen Mentalität eine Hommage ihrer selbst in einem kurzen Abriss märchenhafter Vehemenz darbietet und zweimal in kurzer Folge zum 1:0 einschiebt. Es ist wie der Moment, wenn man ohne Haltegriff in der U-Bahn steht und man sich auf eine scharfe Bremsung vorbereitet, der Zug aber in dem Augenblick beschleunigt. Nur in geil.
Die Emotionen kennen kein Halten mehr, Gedanken wie „Aber JETZT ist er drin!“ und „Hoffentlich lassen sie jetzt nicht nach!“ schwirren durch die knisternde Atmosphäre, die aufgeladen ist durch die unbändige Freude des tobenden Lärms im Inneren der Festung. Getragen auf dieser Wolke der unglaublichen Einheit zwischen Fans und Team gibt es auch in den Schlussminuten keinen einzigen leichten Meter für die Sbornaja. Dann endlich, der Schlusspfiff. Die Erleichterung kennt keine Grenzen, es ist als wäre der EM-Titel gewonnen worden. Eine solch tiefe Zufriedenheit und Freude, ausgedrückt durch kollektives Geschrei und Gegröle, war in den letzten Jahren wahrhaftig eine Seltenheit. Die Eindrücke dieser Momente geben dem ganzen Team das Selbstvertrauen für die Zukunft, das die Mannschaft so sehr verdient hat. Hier noch einmal der wohl emotionalste Moment des Jahres:
Road to France
Nach den ersten vier Begegnungen haben sich in der Gruppe G der EM-Qualifikation so einige Überraschungen zugetragen. Die erfreulichste jedoch ist, dass wir mit ganzen vier Punkten Vorsprung auf den nächsten Verfolger Schweden überwintern und sogar die doppelte Punktankzahl des Dritten Russland haben. Es waren wunderschöne Szenen mit unglaublichen Momenten.
Wie Neymar und Co. in Dragovic ihren Meister fanden
Aufgestachelt vom unrühmlichen Abschied bei der WM im eigenen Land, zog man aus, um der Welt zu zeigen, dass man noch wer ist. Und Brasilien lehrte die Gegner das Fürchten, so wurde Argentinien noch „nur“ mit 2:0 besiegt. Doch dann wurden sowohl der WM-Teilnehmer Japan als auch die Türkei jeweils mit 4:0 in ihre Schranken verwiesen. Nochdazu stammte der letzte Gegentreffer, den die Seleção hinnehmen musste aus dem Spiel um Platz 3 bei der Heim-WM gegen die Niederlande. Österreich mit dem Mut der Qualifikation im Kopf und den Fans im Herzen verlangt den Gästen von Anfang an alles ab und nach 525 Spielminuten der Brasilianer ist es dann soweit, Andreas Weimann mit dem ersten Scorer-Punkt im rot-weiß-roten Dress. Ohne Chance auf den Ball packt Oscar die Sense aus und beschert somit der ÖFB-Auswahl den Elfmeter. Aleksandar Dragovic steht inmitten eines brodelnden Vulkans am Punkt, dem Scheideweg zwischen Erlösung und Abgrund. An diesem Abend jedoch gibt es keine Zweifel, der Österreicher zeigt der ganzen Welt seine Klasse. Erst hat Torhüter Diego Alves das Nachsehen bei diesem denkwürdigen Duell (immerhin war der letzte Treffer des ÖFB gegen die Südamerikaner bereits 41 Jahre alt) und dann lässt er selbst Neymar recht alt aussehen. Leider reicht es am Ende nicht und die Gäste gewinnen ein sehr ausgeglichenes Spiel mit einem Hauch von Glück mit 1:2.
FIFA-Weltrangliste: Österreich auf Platz 23!
Dank der harten Arbeit von Marcel Koller und seinen Schützlingen, der Jugend-Arbeit des ganzen Landes und natürlich der herzhaft heißen Unterstützung der Fans konnten gegen Ende des Jahres die ersten Früchte dieser vollendeten Hingabe geerntet werden. Seit 15 langen Jahren war die ÖFB-Auswahl nicht mehr so gut platziert wie heute! Und das schönste daran ist die Versuchung, einen vagen Blick in die Zukunft zu werfen. Es ist wichtig, jetzt am Boden zu bleiben, doch haben wir nun Blut geleckt und wollen mehr! Es ist vieles möglich…
Zlatko nimmt sich ein Herz und hämmert es aus 30m ins Eck
Zlatko „Freistoßgott“ Junuzovic. Sein erster direkter Volltreffer in der 1. Deutschen Bundesliga nach einem ruhenden Ball. Der erste von inzwischen drei… Nun, der SV Werder Bremen siegt an diesem Tag dank einer erneuten herausragenden Leistung unseres Veilchen-Exports gegen den SC Paderborn und macht wichtige Punkte im Abstiegskampf. Übrigens gewann diese Banane die Wahl zum Tor des Spieltags mit weit über 90% aller Stimmen…
http://www.dailymotion.com/video/x2bdfx1_svwscp-junuzovic-tor-assist_sport
FC Ingolstadt ist Herbstmeister!
Mit einer Souveränität, die ihresgleichen eventuell in der gesamten Vorsaison des 1. FC Köln angedeutet findet, wurde der FC Ingolstadt unter Trainier Ralph Hasenhüttl mit den Stützen Ramazan „Rambo“ Özcan und Lukas Hinterseer bereits vorzeitig zum Herbstmeister. Der Neo-Zweitligist RB Leipzig hat zuhause mit 0:1 das Nachsehen.
FC Salzburg und die Eruopa-League
Als Dessert-Wein sehr zu empfehlen ist eine aus österreichischer Sicht angehme Tatsache, die sich samtig-zart um den Gaumen schlängelt. Der FC Salzburg hat im letzten EL-Gruppenspiel des Jahres 2014 gegen Astra Giurgiu einen neuen internationalen Rekord aufgestellt. Noch nie zuvor gelang es einer Mannschaft in der Gruppen-Phase dieses Turniers so viele Tore zu erzielen. Insgesamt durften wir uns über 21 Treffer freuen! Wenn das nicht ein deutliches Aushängeschild für den österreichischen Fußball mit der Aufschrift „Achtung, gefährlich!“ ist.
Das Jahr 2014 gibt uns allen viel Hoffnung und Freude auf das Kommende. Was werden wir alles erreichen? Welche Freuden werden wir erleben? Nun, in diesem Sinne wünschen wir euch ein
PROSIT NEUJAHR UND EINEN 12TEN RUTSCH!!!
Kennt ihr schon unser Whatsapp-Service?
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(Robert Lösch)