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Der neue alte ÖFB – die Farce-Pressekonferenz zur Sportdirektor-Bestellung

Zurück in der Vergangenheit!

Seit gestern ist es also fix, Peter Schöttel löst Willi Ruttensteiner mit 10. Oktober als Sportdirektor des ÖFB ab. Die Ablöse an sich war angesichts der Gerüchte in den letzten Tagen keine große Überraschung mehr – die Art und Weise, wie diese vollzogen wurde, löst aber quer über alle Medien und Fans kollektives Kopfschütteln und aus.

Wir wollen die beispiellos skurille und teilweise beschämend peinliche Pressekonferenz Revue passieren lassen und euch unsere Eindrücke vermitteln. Gleich vorweg: es geht uns keineswegs darum, Peter Schöttel oder den gesamten ÖFB zu diskreditieren – unsere Kritik richtet sich vor allem an die Entscheidungsgremien und -prozesse.

Mit den widersprüchlichen Aussagen und großteils fragwürdigen Entscheidungen und Rechtfertigungen hat sich das ÖFB-Präsidium vor aller Öffentlichkeit selbst entlarvt und blamiert.

Die gesamte Pressekonferenz könnt ihr übrigens in der ORF TVthek nachsehen.

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Mit etwas Verspätung begann am Samstag nach der Sitzung der wieder erstarkten Landespräsidenten die Pressekonferenz hinsichtlich der möglichen Ablöse von Willi Ruttensteiner. Es war sofort klar, zu welcher Entscheidung das ÖFB-Präsidium gekommen war, denn Peter Schöttel saß von Beginn weg an der Seite von ÖFB-Präsident Leo Windtner am Podium.

Das erste Wort erhielt natürlich Präsident Windtner, von dem gemunkelt und in verschiedenen Medien berichtet wird, dass er sich seine Wiederwahl durch zahlreiche Zugeständnisse an die Landesfürsten gesichert hatte. Mit Wolfgang Gramann musste der erste daran glauben, kurz darauf wurde die Ablöse von Marcel Koller beschlossen, nun erwischte es den Sportdirektor.

Task Force – das neue Lieblingswort

Laut Windtners Aussagen wurde vor mehreren Wochen im Hintergrund eine Task Force ins Leben gerufen, welche die Aufgaben des Sportdirektor kritisch hinterfragen und im Rahmen eines umfangreichen und professionellen Auswahlverfahrens mögliche neue Kandidaten sichten sollte.

Gemäß Windtner waren angeblich auch zahlreiche ausländische Kandidaten ein Thema, doch diese seien schlichtweg zu teuer gewesen – Namen wollte oder konnte er keinen nennen. In der Endauswahl standen somit der bestehende Sportdirektor Willi Ruttensteiner und Peter Schöttel. Man möchte also meinen, dass in diesem hochprofessionellen Auswahlverfahren also das Konzept von Peter Schöttel zu überzeugen wusste, weshalb er sich letztendlich gegen den erfahrenen Willi Ruttensteiner durchsetzten konnte – doch weit gefehlt.

Konzeptlos überzeugend

Wenige Minuten später erzählte Schöttel auf Anfrage jedoch, dass er erst vor zehn Tagen von „Leo“ (Windtner, Anm.) kontaktiert wurde, ob er sich denn vorstellen kann, Sportdirektor zu werden. Dementsprechend hätte er gar keine Zeit gehabt, um überhaupt ein Konzept vorzubereiten. Ein Widerspruch innerhalb von wenigen Minuten. So umfangreich und gründlich kann dann dieses professionelle Auswahlverfahren der Task Force wohl doch nicht gewesen sein, wenn der letztendlich auserkorene Kandidat noch nicht mal ein Konzept vorlegen konnte.

Vielmehr muß man sich fragen, ob es sich nicht eher um eine Task Farce handelte und die angeblichen Hearings reine Alibi-Aktionen waren, wenn der ÖFB-Präsident schon zehn Tage vor der Präsidiumssitzung Peter Schöttel den Posten telefonisch anbietet. Nur durch so ein Vorgehen konnte jemand ohne Konzept im finalen samstägigen Hearing gegen den arrivierten Ruttensteiner bestehen.

Klar, das ist auf jeden Fall nicht die Schuld von Peter Schöttel. Wenn man aber der Öffentlichkeit ein professionelles Auswahlverfahren verkaufen will, dann sollte man sich zumindest vorher entsprechend abstimmen, um glaubwürdige und konsistente Antworten zu geben. So ist jedoch eine mehr als schiefe Optik entstanden und das Standing von Peter Schöttel in der Öffentlichkeit wurde noch vor seinem eigentlichen Amtsantritt beschädigt.

Ruttensteiner und seine „profunde, aber späte Analyse“

Die Frage, ob Willi Ruttensteiner am heutigen Samstag im Zuge der Sitzung seine Aufarbeitung der letzten Jahre präsentieren durfte, bejahte Präsident Windtner. Doch im gleichen Atemzug stellte er fest, dass Ruttensteiner erst jetzt – also viel zu spät – eine Aufarbeitung der verkorksten EM 2016 präsentiert hat.

Wieder ein Statement, das im Widerspruch zu früheren Aussagen Windtners steht, wonach die EM seitens aller Verantwortlichen bereits kurz vor dem Start in die WM-Qualifikation ausreichend aufgearbeitet und analysiert – intern wohlgemerkt. Das ganze Argument mit der zu späten Aufarbeitung der EM wirkt wie ein ungeschickt konstruierter Entlassungsgrund. Man merkte dem Präsidenten in vielen Momenten ein Unbehagen an, manchmal redete er an Fragen vorbei, wiederholte sich in seinen Aussagen und wirkte generell recht dünnhäutig auf kritische Nachfragen – und davon gab es diesmal einige. 

https://www.facebook.com/ORFSport/videos/1586133131410132/

 

Kompetenz ist kein Muss für einen Sitz im Präsidium

Seitens der Medienvertreter kam im Laufe der Pressekonferenz die Frage auf, ob die Landespräsidenten überhaupt die nötige fachliche Kompetenz aufweisen können, um über die Position eines Sportdirektros beziehungsweise Teamchefs mitentscheiden zu können. „Das ist nicht eine Frage der Kompetenz, sondern des gesetzten Rechtes!, so die verstörende Antwort Windtners. Auf die Kompetenz maße er sich kein Urteil an.

Alle arbeiten im Namen des österreichischen Fußballs, es solle ein reinigendes Gewitter stattfinden, damit alle im Team wieder an einem Strang ziehen. Ob dies durch die wenig professionell wirkende Bestellung eines neuen Sportdirektors gelingen wird, noch dazu wo der scheidende bei den Spielern sehr hoch im Kurs steht und in mehreren Interviews verteidigt wurde, darf angezweifelt werden.

Die neue Jobgarantie für Sportdirektoren

Damit der neue Sportdirektor nicht das Schicksal seines Vorgängers erleiden muss, wurde vorsorglich gleich eine Änderung in der Hierarchie vorgenommen: der Sportdirektor steht künftig nicht über, sondern neben dem Teamchef im Organigramm.

Wurde das Schicksal Willi Ruttensteiner ja unter anderem eng an die ausbleibenden Erfolge von Marcel Koller geknüpft, so kann Peter Schöttel künftig daraus kein Strick gedreht werden. Heißt aber gleichzeitig auch, dass der Sportdirektor bei einer Teamchef-Bestellung/-Entlassung nur minimalen Einfluß hat – alle Macht dem Präsidium!

Der neue Sportdirektor stellt sich vor

Der frisch gekürte Sportdirektor kam natürlich auch ans Wort. Ob er denn für den Posten geeignet sei war die Frage, dies bejahte er vehement. Man solle seine Vita ansehen und daraus selbst Schlüsse ziehen. Auch auf die Frage des zukünftigen Teamchefs antwortete der ehemalige Sportdirektor des SK Rapid recht deutlich. Er habe schon damals in Wien die österreichische Lösung präferiert, dies soll nun auch nicht anders sein – dennoch will man ausländische Kandidaten nicht ganz ausschließen.

Schöttel soll bis Ende Oktober eine Liste mit zehn Kandidaten erarbeiten, aus denen im Anschluss der Teamchef gefunden werden soll. Die Frage hierbei lautet nur, wie soll denn bitte diese Liste aussehen, wenn Österreicher bevorzugte Kandidaten sein sollen?

Natürlich soll der künftige Teamchef auch schon Erfolge vorweisen können, diese müssen aber nicht zwingend Titel sein. Das wurde seitens Schöttel gleich klargestellt. Es würden auch andere Erfolge im Hintergrund reichen. Etwa, dass man Spieler erfolgreich weiterentwickeln konnte. Das neue Teamchef-Anforderungsprofile wird man sich also den gegebenen Umständen zurechtbiegen.

Das wird natürlich auch ehemalige Mitstreiter sehr freuen, machten sie doch in den letzten Tagen auffallend gute Stimmung für Schöttel. Ohne jetzt jemandem etwas unterstellen zu wollen, vielleicht sieht sich schon der ein oder andere im zukünftigen Trainerteam des ÖFB. Posten gäbe es zur genüge, Freunde auch.

https://www.facebook.com/ORFSport/videos/1586234144733364/

 

Das „Du“ ist wieder en vogue

Auch seltsam und wenig professionell wirkte die Tatsache, wie plötzlich in einer Pressekonferenz wieder das Du-Wort wie wild durch den Saal flog. „Du Peter“ von rechts, „Du Peter“ von links und Peter Schöttel adressierte den Fragenden mit einem flotten „Du …….“ zurück. Szenen, die es unter Marcel Koller und Willi Ruttensteiner selten bis nie gegeben hat, stets wurde bei Pressekonferenzen auf professionelle Distanz geachtet. Bereits in der ersten Pressekonferenz nach der Ablöse von Koller und Ruttensteiner wurde aufgezeigt, wie es eigentlich nicht ablaufen sollte.

Fazit

Traurige Gewissheit ist, dass die ehemals gekränkten und sich hintergangen gefühlten Landespräsidenten wieder die Macht an sich gerissen haben und ihren Willen deutlich gemacht haben, alles auf den Kopf zu stellen und den „österreichischen Weg“ zu forcieren. Die Installation von Peter Schöttel als neuer Sportdirektor ist der erste Schritt in diese Richtung.

Der mehr als fragwürdigen Vorgehensweise der ÖFB-Verantwortlichen hat es der neue Sportdirektor jedenfalls zu verdanken, dass er bereits vor Beginn seiner Amtszeit mit dem Stigma des „Mannes ohne Konzept“ behaftet wurde, der womöglich an einem professionellen Auswahlverfahren vorbei in sein Amt gehievt wurde – ob es nun so war oder nicht, es hat jedenfalls dieses bittere „Gschmäckle“.

Und wieder einmal ist der österreichische Fußball bei diesen Machtspielchen der Verlierer. Doch so einfach werden Fans und Medien den handelnden Personen ihre Spielchen nicht mehr machen. Der Widerstand wird immer größer und die Rufe nach einer nachhaltigen Strukturreform im ÖFB immer lauter.

 

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Christian Semmelrock

 

Christian SEMMELROCK
(Redaktion / Charity)

Bei 12terMann seit: 11/2013

M: christian.semmelrock@12terMann.at

One thought on “Der neue alte ÖFB – die Farce-Pressekonferenz zur Sportdirektor-Bestellung

  • Also meiner Meinung nach sollte man WINDTNER ersetzen.Er ist wie mir vorkommt nur eine Marionette der Herrn aus den Landesverbänden.Wenn es so weiter geht ,ist der österreichische Fussball nur mehr ein Machtspiel zwischen einzelnen und wird immer mehr abbauen und darunter leiden. Wenn nicht bald etwas vernünftiges im ÖFB passiert ,wird es dort enden,wo vieles endet,im Mediensumpf und in der Korruption.Weil Geld bekommen die hohen Herren dort ,für die Arbeit die sie leisten(nicht leisten) genug. Solange keine Einigkeit zwischen allen herrscht ist es um den Österreichischen Fussball nicht gut bestellt. Dies ist meine Meinung.

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