Die Angst vor dem Unvollendeten
Ein klares Bekenntnis pro Marcel Koller!
Selten war sich die Nation kollektiv so einig, dass ein Teamchef einer österreichischen Nationalmannschaft einen guten Job macht. Umso größer sind die Sorgenfalten, wenn man an die derzeitige Vertragssituation denkt. Der Vertrag mit Marcel Koller läuft Ende des Jahres aus, ganz Fußball-Österreicht hofft und bangt, dass es zu einer Vertragsverlängerung mit dem Schweizer kommt.
Der Fortschritt im Nationalteam ist unbestritten erkennbar, die WM-Qualifikation kam vielleicht ein Jahr zu früh – in manchen Situationen fehlte es noch an Reife, Abgebrühtheit und Coolness. Doch beinahe jeder traut dem teilweise herzerfrischend aufspielenden Team zu, unter Marcel Koller diesen Entwicklungsschritt zu schaffen.
Umso kritischer werden hier die Meldungen beäugt, dass der 1. FC Nürnberg "unseren" Schweizer unter Vertrag nehmen will. Die Entwicklung des Teams ist offensichtlich, aber genauso offensichtlich ist sie noch nicht abgeschlossen. Wird Marcel Koller wirklich dem ÖFB den Rücken kehren und ein unvollendetes Werk zurücklassen? Auch wenn Koller mehrmals die tägliche Arbeit mit einem Team als künftigen Wunsch betont hat, so birgt der 1. FC Nürnberg doch ein großes Risiko für seine Trainerkarriere. Im besten Fall kann mit dieser Mannschaft der Klassenerhalt geschafft werden, im schlechtesten Fall erlebt er das Saisonende als Trainer nicht.
In Österreich könnter er mit der vollen Rückendeckung der Fans, des Verbandes und sogar der ehemaligen Kritiker in Ruhe an einer konkurrenzfähigen Mannschaft weiterbasteln, diese zur EM führen und dort vielleicht sogar eine kleine Überraschung schaffen. Und welche Angebote würde er wohl dann erst bekommen?
Wir bekennen uns ganz klar zu einer Vertragsverlängerung mit Marcel Koller und appellieren an den ÖFB, keine Möglichkeit auszulassen, um eine weitere Zusammenarbeit mit ihm zu ermöglichen!
Im gestrigen "Sport am Sonntag" konnten uns die gezeigten Beiträge und Interviews ein klein wenig unserer Sorge nehmen – zwischen den Zeilen haben wir da doch etwas Zuversicht der ÖFB-Entscheidungsträger hören können, auch die Zusprache innerhalb des Teams ist enorm. Und sogar der frühere Koller-Kritiker Nummer 1 hat sich sehr deutlich für einen Weiterverbleib des Schweizers ausgesprochen – Respekt!
Hier nur ein paar der Kernaussagen:
Marcel Koller: "Es ist nicht alles offen, aber es ist noch nicht unterschrieben. Es ist noch nicht fix, es sind Dinge einfach noch abzuklären. Und solange das nicht fixiert ist und fest ist, ist es nicht soweit."
Zlatko Junuzovic: "Wir sind mit diesem Trainer und diesem Trainerteam sehr, sehr gut eingespielt und ich sehe überhaupt keinen Grund, warum es nicht weitergehen sollte."
Leo Windtner: "Marcel Koller war vor vier, fünf Monaten auch schon fix bei Young Boys Bern, also diese Spekulationen wird es immer geben."
Herbert Prohaska: "Mannschaften, die Probleme haben, die holen sich neue Trainer – und wenn du dann bei so einem Club die Probleme nicht relativ schnell löst, dann stehst du plötzlich da und hast gar keinen Club."
Leo Windtner: "Ich glaube gründsätzlich ist die österreichische Fußball-Gemeinde sehr stark dahinter, dass Marcel Koller auch in Zukunft österreichischer Teamchef bleibt. Es ist eine Frage – auch für uns – der Kontinuität."
Herbert Prohaska: "Meiner Meinung nach kann es auch nur zu einer Trennung kommen, weil es keine Einigung im finanziellen Bereich gibt. Ich glaube nicht, dass irgendwer im ÖFB den Trainer jetzt sportlich negativ bewertet."
Willi Ruttensteiner: "Gut Ding braucht oft Weile…und wenn er sich seiner Sache sicher ist und für beide Seiten das passt, dann wird's eine Unterschrift geben."
(Autor: thelex)