Testspieldoppel gegen Island und Tschechien – die Analyse
Drei Erkenntnisse aus den Testspielen gegen Island und Tschechien.
Vor der Sommerpause standen für das österreichische Nationalteam noch zwei Testspiele sowie ein langer Lehrgang an – die letzte Möglichkeit um vor der anstehenden EM-Qualifikation gröbere Anpassungen zu machen. Die Bilanz fällt mit einem 1:1 gegen Island und einem 2:1-Auswärtssieg gegen Tschechien positiv aus. Wir blicken auf die wichtigsten Erkenntnisse aus den beiden Testspielen. Eine Analyse von Alexander Semeliker.
Vor allem die Auswärtspartie in Olmütz gegen die Tschechen war eine durchaus zähe, was angesichts der Voraussetzungen aber keine allzu große Überraschung darstellte. Einerseits traten die Gastgeber mit einem ungewöhnlichen Kader an, andererseits nutzte auch ÖFB-Teamchef Marcel Koller die Möglichkeit, um Spielern Einsatzzeit zu geben, die sonst kaum zum Zug kommen.
Weiterhin hoher Stabilitätsfokus
In der Innenverteidigung stellte der Schweizer beispielsweise mit Emanuel Pogatetz und Sebastian Prödl nur die zweite Garnitur auf, während gegen Island mit Aleksandr Dragovic und Martin Hinteregger die vermutliche Stammbesetzung für die EM-Qualifikation auflief. Interessanter war in diesem Zusammenhang aber die Grundausrichtung der gesamten Mannschaft. Seit dem Länderspiel gegen die USA tritt das ÖFB-Team überaus passiv und abwartend auf – ein starker Kontrast zum in der Qualifikation imponierenden Angriffspressing. Obwohl dies nun seit längerer Zeit praktiziert und vermutlich auch intensiv trainiert wird, kommt das Team damit nicht wirklich zurecht und es stellt sich die Frage, warum Koller von seinem Plan abrückte.
Angesichts der Startformation war die Ausrichtung durchaus nachvollziehbar und angebracht. In der Innenverteidigung agierten zwei eher klassisch ausgerichtete Spieler, deren Antizipationsspiel nicht allzu gut ausgeprägt ist. Mit Stefan Ilsanker hatte man einen Sechser, der strategisch enorm gut Druck auf den Gegner ausüben kann, aber langsam ist. Andererseits gab es mit Marcel Sabitzer und Andreas Weimann zwei sehr explosive Angreifer, die Abstriche in der Ballbehandlung machen müssen. Durch das tiefe Stehen konnte man auf dem Papier damit diese Nachteile minimieren.
Aufgrund der passiven Ausrichtung mussten die Innenverteidiger weniger antizipativ rausrücken, Ilsanker weniger Platz abdecken und die Angreifer hatten nach Balleroberungen mehr Platz. Allerdings zeigte das Tschechien-Spiel, dass es trotz vermeintlich richtiger Ausrichtung zu Problemen kommen kann. Die Abwehr, vor allem Pogatetz, strahlte wenig Ruhe aus und rief ihre Stärken nicht konstant ab. Der Gegentreffer war dafür das perfekte Beispiel: man stand zu sechst im Strafraum, sah zu, wie der Gegner den Ball ins Kreuzeck zirkelte.
Die prägende Szene für die Situation im Angriff war jene, als man in der zweiten Halbzeit den Ball tief in der eigenen Hälfte eroberte, schnell umschaltete und gut in die freien Räume kam, Sabitzer allerdings den Ball vor dem Strafraum verstolperte bzw. vom Innenverteidiger noch eingeholt wurde.
Keine Alternative zu Janko im Sturm
Gegen Island waren diese Probleme weniger stark ausgeprägt, da die Defensive trotz der tiefen Position in den meisten Moment richtig herausrückte und den Zugriff herstellte – besonders Ilsanker brillierte dabei. Allerdings sah kam in Innsbruck ein anderes, lang diskutiertes Problem zum Vorschein, nämlich jenes im Angriff. Marc Janko zeigte, obwohl er bei seinem Verein in den letzten zwei Jahren kaum zu Spielminuten kam, durchaus ansprechende Leistungen und traf regelmäßig.
Gegen die Isländer vergab der 30-Jährige jedoch die eine oder andere sehr gute Chance. Das ist selbstverständlich nichts Unnatürliches oder gar etwas, auf das man sich einschießen dürfte, denn jeder Stürmer erlebt solche Spiele bzw. Phasen hin und wieder. Das Problem ist vielmehr, dass das ÖFB-Team darauf nicht reagieren kann. Gegen Island übernahm nach einer Stunde Weimann die Rolle des Solostürmers und zeigte dabei die gewohnten Schwächen. Der 22-Jährige ist in seinem Bewegungsspiel sehr eindimensional, sucht auch in unpassenden Momenten den Weg in die Tiefe.
Gegen Tschechien durfte Marcel Sabitzer an vorderster Front ran. Der 20-Jährige übernahm in der letzten Saison phasenweise auch bei Rapid Wien diese Aufgaben und ist darf aufgrund seiner beiden Tore getrost als einer der Gewinner der beiden Testspiele angeführt werden. Allerdings fehlt es Sabitzer an Durchschlagsfähigkeit und kommt lieber aus der Tiefe. Auch, ob er die gezeigten Leistungen konstant abrufen kann, bleibt abzuwarten.
Marko Arnautovic als neuer Führungsspieler
Neben Sabitzer und mit Abstrichen Ilsanker hinterließ Marko Arnautovic den positivsten Eindruck. Der 25-Jährige spielte bei Stoke City eine starke Saison, fasste in der Premier League sofort Fuß. Im Nationalteam waren seine Leistungen schwankend, vor allem wenn man den hohen Maßstab, der an ihn angesetzt wird, als Referenz hernimmt. Für Koller stand die Position von Arnautovic jedoch nie zur Diskussion, denn kein anderer Spieler stand in der Amtszeit des Schweizers öfter am Rasen als der Ex-Bremer.
Die neuen Abläufe im Flügelspiel – stärkeres Einrücken und mehr Präsenz im Kombinationsspiel – passen sehr gut zu seinen Anlagen. So leitete Arnautovic beispielsweise das 1:0 in Olmütz durch eine sehr intelligente Positionierung im Halbraum ein. Andererseits war die Durchschlagskraft, die er mit seiner Athletik und Ballbehauptung, entwickelte aufgrund der Aufstellung von Sabitzer wichtig. Mit diagonalen Dribblings und Doppelpässen zog er immer wieder zur Mitte und gab dem Spiel damit eine gute Dynamik.
Kann Arnautovic diese Leistungen regelmäßig abrufen, was ihm ohne weiteres zuzutrauen ist, könnte er sich als zweiter großer Führungsspieler neben David Alaba herauskristallisieren – etwas, das für eine erfolgreiche EM-Qualifikation wohl unerlässlich ist.
(Autor: axlsem)
ganz gute analyse, aber
1.) prödl ist sicher nicht zweite wahl. prödl hat ein von großen fehlern verschontes spiel gemacht, und dabei noch den schlechteren partner gehabt.
2.) sabitzer hat das potenzial die alternative zu janko zu werden. idealerweise spielt janko wieder regelmäßig, dann kann je nach gegner im angriff variiert werden. wenn man in zwei spielen so deutlich der gefährlichste ist und in jedem spiel ein tor macht, dann ist mangelnde durchschlagsfähigkeit ein unpassendes attribut
3.) arnautovic: damit ich auch was gute schreibe :-), ja den sehe ich auch immer stärker werden.
4.) weimann: vollkommen richtig, aber er ist 22 und ich hoffe das er variantenreicher in seinem spiel wird.
So ist es.
Mir es überhaupt rätselhaft, wie man zu der wirren Ansicht kommen kann, daß ein Hinteregger eher einen Platz in der Abwehr verdient hätte als ein Prödl.
Ohne Prödl wäre Werder wahrscheinlich 3-4 Spieltage vor Schluß schon abgestiegen gewesen, er war wohl in der Rückrunde einer der stärksten Abwehrspieler in der vielleicht stärksten Liga der Welt!
Was genau hat bitte ein Hinteregger schon gerissen!? Genau: NIX.
Wenn man sich nicht von dämlichen Transfergerüchten ablenken läßt (Dragovic, Hinteregger), dann kann nur ein Spieler die Nr. 1 in der IV sein. Und der heißt Prödl.