Über diverse Kommentare zum Nationalteam und Ramazan Özcan
„Die Dummheit die zum Himmel schreit“
Es ist noch nicht einmal ein halbes Jahr her, als über 48.500 euphorische Fans zum Abschluss der EM-Qualifikation ins Wiener Ernst-Happel-Stadion pilgerten. Gegen Liechtenstein. An einem Montag. Um 18:00. Der ÖFB hätte das Prater-Oval an diesem Wochentag im Herbst vermutlich fünfmal füllen können, alle wollten an diesem Tag gemeinsam mit „ihrer“ Mannschaft feiern. Jetzt, nach zwei Testspielen im März, beginnen wieder die alten, typisch österreichischen Mechanismen zu greifen – die halbschlauen Stammtischphilosophen und die fragwürdige Medienberichterstattung sind zurück. Und es ist zum kotzen.
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Unattraktive Testgegner, ungünstige Ankickzeiten?
Schwachsinn, das ist nur eine faule Ausrede. Klar sind viele Fans des Nationalteams enttäuscht, dass sie bei der fragwürdigen Verlosung der EM-Tickets nicht berücksichtigt wurden. Das sind wir auch. Aber wie kann es sein, dass nach einer fulminanten Qualifikation zur EM 2016 bei durchaus attraktiven Testgegnern (und das sind sie tatsächlich gewesen, hätte man sich als Fan nur einigermaßen seriös damit beschäftigt) das Happel-Stadion nur jeweils etwas mehr als halb voll ist? Aber gleich im Vorfeld fest sudern, dass das beides Auswärtsspiele für Österreich werden – dagegen unternommen wird aber nichts. Etliche Sektoren (bzw. der obere Rang) bleiben leer außer der Fankurve macht keiner so recht Anstalten, die Mannschaft nach vorne zu peitschen?
Ergebniskritik
Sowohl gegen Albanien als auch die Türkei war man die spielbestimmende Mannschaft. Zugegeben, das Spiel gegen Albanien war in der zweiten Halbzeit kein Augenschmaus, in Gefahr war der Sieg aber subjektiv nie wirklich. Früher hätte man solche Spiele in der Endphase verschenkt, heute gewinnt man auch mal eine „Schweinspartie“. Auch gegen die Türkei war man über weite Strecken tonangebend, die Gäste waren einfach unglaublich effektiv und machten aus null herausgespielten Torchancen, zwei Treffer. Soll auch einmal vorkommen, mein Gott aber auch.
Marcel Koller hat so selten die Möglichkeit, neue Spieler, Formationen und taktische Varianten im Matchmodus zu testen. Wann, wenn nicht bei Testspielen (warum heißen die wohl so…hm?). Klar sind diese Mannschaftsteile nicht immer eingespielt, wie sollen sie es auch jemals werden, wenn es nicht probiert wird. Die wichtigsten Erkenntnisse liefern eben in der Vorbereitung genau solche Tests. Die Mannschaft muss für die EM optimal ein- und aufgestellt sein, die Testspiele sind ein Instrument dazu. Natürlich will jeder immer alles gewinnen – geht aber nun mal nicht, so what?
Unfassbare Kritik an Rambo Özcan
Ein Missgeschick, ein Fehlpass – ist auch schon Welttorhüter Manuel Neuer passiert. Nicht Rambo hat das Spiel verloren, er hat einen Fehlpass gemacht, der halt zum letzten Tor des Spiels geführt hat. Die gesamte Mannschaft hat das Spiel verloren. Wenn wir dann bei den Kommentaren zu unseren Postings oder denen des Nationalteams so geistigen Brechdurchfall wie „die Türken halten halt zusammen“ oder „war doch kein Zufall, dass der Özcan seinen Landsleuten ein Tor schenkt“ lesen, möchten wir eines klipp und klar und bewusst provokant sagen: geht’s doch bitte scheißen! Solche Fans und Leser brauchen wir auf unserer Seite nicht. Rambo ist ein super sympatischer Mensch und ein großartiger Torhüter, einer der besten in der deutschen Bundesliga und einer der Eckpfeiler des Erfolgs des FC Ingolstadt. Im Team hat er noch nicht ganz sein Level erreicht, ist auch schwer, wenn man nicht einmal von den eigenen Fans das uneingeschränkte Vertrauen geschenkt bekommt. Aber solche Unterstellungen sind einfach eine Frechheit sondergleichen, da geht einem die Galle hoch!
Da muss man gleichzeitig auf feststellen, dass folgende Frage von Rainer Pariasek live im TV an Schneckerl Prohaska (mit dem zur Fragestellung passenden zerknautschten Gesicht und halbweinerlicher Stimme) bestenfalls als sehr tolpatschig zu bezeichnen ist: „Er (Ramazan Özcan) ist türkischstämmig, jetzt war’s für ihn auch keine einfache Partie. Es sind sehr viele Freunde von ihm da, die ganze Familie. Er spielt da gegen seine zweite Nation, kann das vielleicht auch mitgespielt haben?“ – geht’s eh noch? Wenn man öffentlich solche Vermutungen anstellt, darf man sich dann über Trottelkommentare auf diversen Seiten auch nicht wundern…
Wehret den Anfängen
Und schon kriechen wieder die ersten Pseudoexperten und Stammtisch-Philosophen aus ihren Löchern und stellen alles und jeden in Frage. Sogenannte Fans, die noch nie ein Stadion von innen gesehen haben und die mit der Differenzierung „Wir haben gewonnen“ und „Die haben verloren“ ganz deutlich machen, was sie sind: im besten Fall Erfolgsfans. Und solche brauchen wir und das Nationalteam nicht. So eine negative Stimmungsmache gehört gleich im Keim erstickt!
Diese Mannschaft hat uns in den letzten Jahren so viel Freude und Glücksmomente beschert – steht gefälligst zu ihr, bei Licht und Schatten!
Das aktuelle Posting von Aleksandar Dragovic bringt es auf den Punkt
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Kann man nur zustimmen! Von Pariasek bis zum Stammtischexperten verzichtbare Kommentare.
Es ist schon auch entlarvend wenn der Kommentator eine Halbzeit braucht bis ihm jemand flüstert wie man den Namen richtig ausspricht.
Als kompetenter Journalist sollte das eigentlich selbstverständlich sein, und wenn man sich ehrlich ist könnte man auch erwarten, dass die Namen der gegnerischen Mannschaft richtig ausgesprochen werden. Insbesondere dann wenn man gegen die Türkei spielt wo ein relevanter Anteil der Zuschauer des ORFs türkischstämmig ist. Man hier auch noch darauf erweitern: Was sagt das über die Integrationsfähigkeit in Österreich aus wenn die Namen der größten Zuwanderergruppe – hinter Deutschland – von einem Journalisten der darüber (Türken und Österreicher) berichtet, nicht ausgesprochen werden können?
Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Die Qualität der Sportberichterstattung in diesem Land ist eine mittlere Katastrophe. Österreich ist eine sportjournalistische Sahelzone der Eloquenz, der rhetorischen Fähigkeiten und des Fachwissens. Wenn ich auf ARD/ZDF umschalte ist das stets eine Wohltat (insbesondere Bela Réthy). Es ist geradezu unfassbar, dass jemand wie Thomas König oder Rainer Pariasek in diesem Land scheinbar das Beste ist, was der Sportjournalismus im TV zu bieten hat. Zum xten Mal…Sergio Ramos ist kein Italiener und Sergio wird somit nicht zu „Sertschio“. Es tut einfach nur weh! Spiel für Spiel! Und zum Support – dieses jämmerliche „immer wieder, immer wieder …“, ich kann es nicht mehr hören. Dazu dann die Trompeter aus der Südstadt als Einpeitscher. Der Support beim Team wird nur von jenem bei Red Bull unterboten. Besten Gruß
Sehr deutliche und stimmige Worte! Diese Art von Kritik hat er sich absolut nicht verdient, total respektlos ist das. Super von Koller, dass er einen (wenn auch spielentscheidenden) Fehler deutlich weniger scharf kritisiert als einen Spieler, der trotz eines Sieges das ganze Match lang zu wenig rennt.
Inhaltlich stört mich an Rambos Spiel vielleicht, dass er (sehr subjektiv gesehen) für mich bei Rückpässen nicht die Ruhe eines Robert Almer ausstrahlt. Der Almer agiert so unglaublich chillig, so beruhigend auf die Abwehr, ganz nach dem Motto „uns passiert schon nichts“, während Özcan wirkt, als hätte man ihn an eine Starkstromleitung angeschlossen. Aber wenn das zählen würde, wäre Olli Kahn wohl nie über die 2. Liga rausgekommen. Rambo ist dafür sensationell auf der Linie und ich hätte kein schlechtes Gefühl, wenn er Almer bei der EM vertreten müsste.
Warum nicht den Marco Knaller ausprobieren, ist ein super Torhüter!