UEFA EURO 2024

Teamanalyse: Albanien bei der UEFA EURO 2024

Der krasse Außenseiter in Gruppe B ist Albanien. Das Land war noch nie bei einer WM dabei und fährt erst zu seiner zweiten Europameisterschaft, waren jedoch eines der Überraschungsteams der Qualifikation. Man gewann seine Gruppe vor Tschechien und Polen.

Als 66. ist Albanien zwar laut FIFA-Ranking das zweitschlechteste Land im Teilnehmerfeld, hat aber seit 2023 mit dem brasilianischen Ex-Profi Sylvinho als Cheftrainer einen Aufschwung erlebt und war zwischenzeitlich acht Spiele lang ungeschlagen. „Kuqezinjtë“ haben als Underdog demnach nichts zu verlieren und können sich in einer enorm schwierigen Gruppe mit Italien, Spanien und Kroatien mit Europas Besten messen.

Torhüter

Als albanische Nummer eins wird Etrit Berisha in Deutschland spielen. Der 35-Jährige verbucht die drittmeisten Einsätze aller Albaner und ist einer der Führungsspieler in Sylvinhos Team. Hinter ihm bekleidet Thomas Strakosha als erster Ersatzkeeper die Nummer zwei. Bei Lazio Rom war er lange Stammtorhüter, sitzt aber nun bei Brentford in der Premier League auf der Bank.

Das Quartett ergänzen Elhan Kastrati, Stammtorhüter des italienischen Zweitligisten Cittadella, sowie der Perspektivspieler Simon Simoni, der bei Eintracht Frankfurt unter Vertrag steht.

In den letzten Spielen wechselten sich Berisha und Strakosha immer wieder ab, wodurch ein gesunder Wettkampf für das Tor entstand und sich letzterer als Herausforderer immer wieder präsentieren durfte.

Verteidigung

Die Abwehr wird mit Europa-League-Sieger Berat Djimsiti und Elsaid Hysaj, als Dauerbrenner einen Platz vor Berisha in der Rekordspielerliste, von zwei Routiniers gestützt. Mit Marash Kumbulla und Ardian Ismajli befinden sich zwei weitere Serie A-Legionäre im Defensivverbund der Schwarz-Roten.

Links hinten verteidigt Mario Mitaj (Lok Moskau), der mit 20 Jahren einer der zwei Jüngsten im Kader ist, der andere Innenverteidiger neben Djimsiti ist Enea Mihaj (Famalicao). Weitere Erfahrung kommt durch Arlind Ajeti, Naser Aliji und Ivan Balliu hinzu – die ersten beiden sind bereits 30 Jahre alt, Letzterer sogar 32 und bekommt aktuell auch wieder mehr Spielzeit. Bei den Albanern wäre es durchaus denkbar, dass in der Abwehr situativ je nach Gegner rotiert wird.

Mittelfeld

Das wohl größte Talent der Albaner spielt im Mittelfeld und heißt Kristjan Asllani. Der 22-Jährige war Teil von Inter Mailands Meistermannschaft und hat mit Ylber Ramadani (US Lecce) einen Ligakollegen im defensiven Mittelfeld an seiner Seite.

Im 4-2-3-1 erfüllt Nedim Bajrami die Rolle als Zehner im Mittelfeld, Sylvinho gibt aber auch Ernest Muci viel Spielzeit auf derselben Position. Medon Berisha und Qazim Laci können im Zentrum sowohl defensiv als auch offensiv agieren, wobei Ersterer mit 20 Jahren meist noch von der Bank kommt.

Als 34-jährige zählen Klaus Gjasula und Amir Abrashi zur alten Garde, haben zwar einerseits Temponachteile, dafür aber reichlich Routine und Ruhe am Ball.

Angriff

Der wichtigste Stürmer ist England-Legionär Armando Broja, der international wohl auch der gefragteste Spieler des Teams ist und zu Chelseas „Loan Army“ zählt. Ex-Barca-Stürmer Rey Manaj erlebt bei Sivasspor in der Türkei einen Aufschwung mit 22 Toren in 36 Spielen und Mirlind Daku ist Stammspieler bei Rubin Kasan in Russland.

Taulant Seferi wurde im Angriff schon überall eingesetzt, kann als nomineller Flügelspieler als situativ aushelfen. Der in Deutschland geborene Arber Hoxha ist nach seinem Verbandswechsel vom Kosovo nach Albanien nun seit 2024 dabei, während sich Südkorea-Legionär Jasir Asani durch die Europameisterschaft mehr Einsatzzeit beim Gwangju FC erhofft.

Die beiden Lichtblicke des albanischen Angriffs sind Broja und Manaj, die beide als enorm effizient gelten und auch von den Top-Gegnern in Gruppe B nicht aus den Augen gelassen werden dürfen – qualitativ wird es dahinter aber eher eng.

Trainer

Sylvinho ist der Frontmann des Trainerstabs, dem auch der einmalige brasilianische Nationalspieler Doriva und Manchester City-Legende Pablo Zabaleta angehören. Zuletzt betonte Sylvinho im UEFA-Interview, dass man durch die verschiedenen Spielkulturen, die die drei als Ex-Profis erlebten, eine gute Mischung für das albanische Team finden kann.

Eine mutige Entscheidung traf man mit der Nichtnominierung des erfahrenen Sokol Cikalleshi, der daraufhin seinen internationalen Rücktritt verkündete. Insgesamt muss im defensiv orientierten System gegen die Giganten vor allem in der eigenen Hälfte alles passen, will man den einen oder anderen Punkt holen.

Gesamtbewertung

Auf den ersten Blick wirkt Albanien chancenlos gegen Platz acht, neun und zehn der FIFA-Weltrangliste. Aber quer durch die Mannschaft profitiert man von den Legionären, die durch sämtliche Top-Ligen verstreut sind, wobei der Großteil in der Serie A aktiv ist. Nichtsdestotrotz ist es für den Fußballzwerg wichtig, auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Alles andere als ein Ausscheiden in der Gruppenphase wäre eine große Überraschung und ein riesiger Erfolg für das Land. In einer anderen, leichteren Gruppe, hätte Albanien vielleicht sogar das Zeug für eine Überraschung…

Albanien in Gruppe B

Samstag, 15.6., 21 Uhr | Italien – Albanien (Dortmund)
Mittwoch, 19.6., 15 Uhr | Kroatien – Albanien (Hamburg)
Montag, 24.6., 21 Uhr | Albanien – Spanien (Düsseldorf)