Legionärs-Check Deutsche Bundesliga, 9. Spieltag
Phantomtore und Scorerpunkte.
Das unbestrittene Highlight des 9. Spieltags in der deutschen Bundesliga war zweifellos das Phantomtor von Sinsheim. Aber auch der trotzige Arjen Robben, dem Pep Guardiola das Ausführen des Elfmeters verweigert hatte und die übertriebene gelb-rote Karte gegen Martin Stranzl sind genauso erwähnenswert wie die rassige Partie zwischen dem HSV und VfB Stuttgart. Aus österreichischer Sicht positiv waren die Torvorlagen von Julian Baumgartlinger und Christian Fuchs, sowie eine herausragende Zweikampfquote von David Alaba.
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Die gewohnte Länderspiel – Trägheit bremste Bayern nur 45 Minuten. In der ersten Halbzeit rumpelte Bayerns Offensive fast wie in den schlechtesten Tagen von Louis van Gaal, dann brachte der Coach Mario Götze für Rafinha. Kapitän Philipp Lahm verließ die Sechserposition, Schweinsteiger übernahm, Götze wechselte in dessen Rolle. Alles klappte plötzlich wie einstudiert. Götze imponierte uns, die Zuschauer und am wichtigsten Guardiola, der den zweifachen Torvorbereiter pries: "Mario ist eine unglaubliche Person". Doch Pep war beim Münchner Erfolg nicht nur Baumeister des Erfolges, er demonstrierte, dass er auch General Guardiola sein kann. Vor 71.000 Zusehern im Stadion hatte der Trainer den Superstar Arjen Robben zum Laiendarsteller degradiert, als er ihm verboten hat, den Elfmeter zu schießen. Er bestimmt: Müller schießt. Danach nahm er seelenruhig einen Schluck aus der Wasserflasche und demonstrierte wie gut der Katalane sein Team bereits nach 3 Monaten unter Kontrolle hat. Es wirkte, als ob es dem 42-Jährigen nicht nur um die Sache ging, sondern auch um den Beweis, dass er der Chef ist. "Ich bin ein großer Freund meiner Spieler, wenn sie akzeptieren, was ich sage", hatte er schon passender Weise vor der Partie im Bayern-Magazin verlauten lassen: "Wer meine Entscheidungen annimmt, den unterstütze ich – wer das aber nicht verstehen will, wird oft auf der Tribüne sitzen."
Fußball wurde natürlich auch gespielt. Mainz ging dabei wegen eines groben Schnitzers von Boateng, der das Gegentor voll auf seine Kappe nahm, mit 1:0 kurz vor der Pause in Führung. Julian Baumgartlinger war dabei der entscheidende Passgeber. Boateng schlog bei dem Versuch den Pass zu klären ein elegantes Luftloch. Der Mainzer Stürmer bedankte sich für den Fauxpas, umkurvte Neuer und schob lässig ein. Zur Pause stellte Pep um, nicht nur personell, sondern auch taktisch – kinderleicht ließ sich das 0:1 in ein standesgemäßtes 4:1 drehen. Es ist bemerkenswert, wie breitgefächert die Optionen dieser Bayern sind: Lahm erst auf der Sechs, dann rechts hinten, Bastian Schweinsteiger wechselte drei Mal seinen Posten, Diego Contento half in der Abwehrzentrale aus, David Alaba, die letzten Minuten vor der Halbzeit als Innenverteidiger, später Linksaussen, Mario Götze spielte auf der „10“ und dann als „falsche 9“, Arjen Robben flitzte erst über rechts, später über links, Azubi Jan Kirchhoff übernahm gegen Ende die „Sechser-Position“, ohne dass der Spielfluss litt – dass Franck Ribery, immerhin seit neuestem Europas Fußballer des Jahres, fehlte, ließ sich den Münchner Stafetten nicht ablesen. Am Samstag stand vor allem der Name Mario Götze für Tiki-Taka alá Bajavara. Der 21-Jährige deutete erstmals an, warum die Münchner für ihn stolze 37 Millionen Euro an Borussia Dortmund überwiesen haben. Mit Götze kam der Spielwitz wieder auf. Der Junge ist wie geschaffen für die Spielweise unter Pep. Bei drei Toren hatte er sein Zauberfüßchen im Spiel, rannte starke 6.09 Kilometer in 45min. Brachte nur 2 von 31 Pässen nicht an den eigenen Mann.
Alaba konnte sich in Halbzeit zwei nie so recht austoben und seine Stärken in das Spiel einbauen. Blieb aber im Gegensatz zu anderen ohne auffällige Szenen, was an diesem Nachmittag auch reichte. Mehr Sorgen als um Alaba muss sich Guardiola derzeit um seine Abwehr machen: Dante erlitt gegen Mainz eine Risswunde am Fuß und verließ das Stadion auf Krücken, er wird in der Champions-League-Partie am Mittwoch gegen Pilsen ausfallen. Boateng ist wegen seiner roten Karte aus der Partie gegen Manchester City gesperrt. Perfekte Gelegenheit für neue Überraschungen vom General. (sami)
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Das erste torlose Unentschieden der Saison hat sich genau dieses Match ausgesucht um seine Premiere zu feiern. Trotz guter Möglichkeiten konnten die Bremer kein Tor gegen die weiterhin sieglosen Freiburger erzielen. In einer anfangs sehr temporeichen Partie flachte das Niveau in der zweiten Halbzeit zunehmend ab. Vor allem der Bremer Petersen wird in der Nacht nochvon Baumann geträumt haben, vereitelte der Schlussmann der Freiburger doch all seine guten Torchancen. Somit kann sich Werder weiterhin nicht aus dem Mittelfeld der Tabelle lösen und Freiburg zittert immer noch am vorletzten Tabellenrang.
Mit Zlatko Junuzovic und Sebastian Prödl spielten gleich zwei Österreicher bei den Bremern von Beginn. Sebastian Prödl spielte in der Innenverteidigung eine durchwachsene Partie mit einigen Fehlpässen. Er konnte 50% seiner Zweikämpfe gewinnen und lief über 10 Kilometer. 83 Prozent seiner Pässe kamen bei seinen Mitspielern an. Offensiv konnte er keine Akzente setzen. Zlatko Junuzovic agiert auf der linken Seite des Mittelfeldes und spulte dabei über 80 Minuten eine Distanz von über 10.5 Kilometer runter. Nach einem Zusammenstoß mit Höfler musste er ausgewechselt werden. Junuzovic zeigte ein offensiv sehr starkes Spiel und versorgte seine Mitspieler mit einigen guten Bällen. Defensiv zeigte er sich aber ungewohnt schwach und produzierte einige Fehlpässe. Er konnte nur 9 seiner 24 Zweikämpfe für sich entscheiden. (maha)
2:3 |
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Es wollte nicht ganz reichen für die angekündigte kleine Sensation. Dabei war alles dafür vorbereitet. Die Eintracht aus Braunschweig bot eine wirklich sehr akzeptable Leistung und ging auch zweimal in Führung gegen den großen Favoriten auf Schalke. Die Knappen schafften es jedoch zweimal relativ rasch wieder auszugleichen. Ein Unentschieden, wäre es auch gewesen, dass am gerechtesten dieses Spiel widerspiegeln würde. Doch in letzter Minute schafften es die Schalker noch die 3 Punkte aus dieser Partie für sich zu behaupten. Christian Fuchs wurde erst in Minute 83 eingewechselt, durfte dann aber beim Siegtor der Schalker noch eingreifen. Nachdem er von Draxler gut angespielt wurde, aber abgeblockt wurde, kam der Ball zu Neustädter der zum 3:2 traf. Den Scorer Punkte durfte sich Christian aus Braunschweig mitnehmen. (kicknik)
1:1 |
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Die Frankfurter können zu Hause weiterhin nicht gewinnen, die Nürnberger anscheinend gar nicht mehr. So die Kurzversion eines Resümees des Aufeinandertreffen der beide Mannschaften. Die Frankfurter hatten vor allem in der ersten Hälfte das Spiel im Griff und konnten verdient in Führung gehen. Die Bemühungen der Clubberer aus Nürnberg waren in der zweiten Spielhälfte deutlicher zu erkennen, die Mannschaft von Emanuel Pogatetz, der 90 Minuten durchspielte ohne zu glänzen, ist aber weiterhin nicht nur auf Trainer- sondern auch auf Formsuche.
Interimstrainer Prinzen zeigte sich zwar mit dem Spiel nicht komplett unzufrieden, er wird es aber auch nicht zu verantworten haben, wenn man sich weiterhin auf einem Abstiegsrang befindet. Noch einmal darf man betonen dass wir für die Nürnberger, dass sie ganz schnell einen neuen Trainer finden (der Niederländer Meulensteen soll am Samstag bereits im Stadion gewesen sein) – es würde unsere Chancen auf einen Verbleib von Marcel Koller doch wesentlich erhöhen. Dass er ein Angebot aus Nürnberg vorliegen wurde ja bestätigt. (kicknik)
1:0 |
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(1:0) |
Gladbach spielt zurzeit mit zwei verschiedenen Gesichtern, in der Fremde konnte die Fohlenelf noch keinen Dreier einfahren. Auch in Berlin schaffte es die Favre-Truppe nicht zu gewinnen. So war es Ramos der den Gladbachern die Punkte kostete. In einer sehr defensiv und taktisch geführten Partie konnte sich somit der Aufsteiger knapp durchsetzen. Damit klettert die Hertha auf Tabellenrang vier vor und sind der erste Verfolger des Spitzentrios Bayern, Bayer und Dortmund.
Martin Stranzl spielte in der Innenverteidigung der Gäste durch und lief insgesamt eine Strecke über 10.2 Kilometer. Er gewann 10 seiner 24 Zweikämpfe und schoss einmal aufs gegnerische Tor. Ungewohnt viele Fehlpässe unterliefen Stranzl, so kommt er nur auf eine Passqoute von 77 Prozent. In der 92. Minute wurde Martin Stranzl mit der Ampelkarte vom Platz gestellt, binnen weniger Minuten sah er zweimal die gelbe Karte. Vor allem die zweite gelbe Karte war eine sehr harte Entscheidung. Damit fehlt Stranzl nächste Woche beim Heimspiel gegen Frankfurt. Alles in allem eine eher schwache Partie des Abwehrchefs. (maha)
3:3 |
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(1:2) |
Neo-HSV-Trainer van Marwijk wollte nach eigener Aussage "die Fans begeistern" – mit sechs Toren wurde den Zuschauern in der Hamburger Imtech-Arena durchaus etwas geboten. Damit ist die Mannschaft des Niederländers seit seinem Amtsantritt noch immer ungeschlagen. Diese positive Bilanz kann auch Stuttgart-Trainer Thomas Schneider vorweisen. Zu Beginn mussten die Hansestädter einem frühen Rückstand nachlaufen – Maxim scorte gleich in der dritten Minute nach Vorarbeit von Ibisevic. Nach dem Treffer blieben die Gäste zu passiv und so konnte der HSV in der 22. Minute den Ausgleich erzielen. Ein Kunststück, das den Hamburgern noch zweimal an diesem Nachmittag gelingen wird: Gentner in der 37. Minute bzw. ein Eigentor von Djourou in der 64. Minute brachten die Schwaben jeweils in Führung, der HSV konnte durch Beister, der knapp zuvor eingewechselt wurde und van der Vaart ausgleichen.
Anschließend war der HSV feldüberlegen und hatte auch einige Chancen auf den entscheidenden Treffer, konnte aber nicht mehr das vierte Tor erzielen. Zudem verlor der VfB auch noch Rüdiger durch Platzverweis – am Ende konnten die Stuttgarter trotz dreimaliger Führung mit dem Remis durchaus zufrieden die Heimreise in den Süden antreten. Martin Harnik durfte erneut von Beginn an ran, konnte aber keine entscheidenden Akzente setzen. Dies lag vorallem daran, dass die Stuttgarter Angriffe meist über die linke Seite angetragen wurden und so wurde er nach nur 33 Ballkontakten in 65 Minuten ausgetauscht. (xandi)
1:2 |
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(1:2) |
Eine halbe Stunde hervorragender Fußball reicht eben nicht. Weil der FCA vorne nicht konsequent ist und hinten zwei Mal nicht aufpasst, verliert er mit 1:2 verdient gegen den VfL Wolfsburg. Den ersten Szenenapplaus aus dem M-Block, der Heimat der FCA-Fans, gab es in der SGL-Arena schon kurz vor dem Anpfiff der Partei gegen den VfL Wolfsburg. Die beiden Schiedsrichter-Assistenten Marcel Pelgrim und Florian Steuer hatten die beiden Tornetze penibelst genau überprüft und – keine Löcher gefunden. Es ging also alles mit rechten Dingen zu an diesem Sonntagabend. Trotzdem war die 1:2-Niederlage des FC Augsburg für wohl alle der 27.554 Zuschauer unbegreiflich. Denn der FCA hatte den VfL in der ersten Halbzeit klar dominiert, hätte mit drei, vier Toren Unterschied führen müssen. Doch am Ende stand als nüchternes Ergebnis die fünfte Saison-Niederlage der Augsburger fest. Augsburg ging durch Tobias Werner verdient in Führung. Jener Werner hatte auch die Chancen auf das 2:0, auch das 3:0 war im Bereich des Machbaren. Das Wolfsburg ausglich und kurz vor der Pause noch erhöhte, war irgendwie folgerichtig. An dem Rückstand hatten die FCA-Spieler dann nach dem Wechsel gehörig zu knabbern. Weg waren die Spielfreude und die Sicherheit. Weinzierl reagierte, brachte Arkadiusz Milik für Halil Altintop um die Offensive anzukurbeln und Marcel de Jong für den gelb-rot-gefährdeten Matthias Ostrzolek. Und eine Viertelstunde vor Spielschluss auch noch Raphael Holzhauser. Doch es nützte nichts mehr. Die mit vielen Millionen Euro erkaufte Effizienz der Wolfsburger Individualisten hatte gegen die Leidenschaft des Augsburger Kollektivs gesiegt.
Alex Manninger war bei beiden Gegentoren in der ersten Spielhälfte chancenlos. Hielt nach der Pause zwei gefährliche Bälle. Raphael Holzhauser (nach 78 Minuten für Moravek eingewechselt). Konnte der Partie keine Wende mehr geben. Es hakt an der Effektivität, die in dieser starken Bundesliga ein Muss für jeden Teilnehmer ist. Daran muss Weinzierl irgendwie arbeiten. Aus den Köpfen die Torschusspanik herausbekommen. (sami)
Video-Highlights
Julian Baumgartlinger (Assist), Christian Fuchs (Assist)
https://vimeo.com/77379012
Leistungsdaten
Legende:
Min (Einsatzminuten)
TS (Torschüsse)
TSV (Torschussvorlagen)
ZK (gewonnenen Zweikämpfe in Prozent)
PQ (erfolgreiche Pässe in Prozent)
BK (Ballkontakte auf 90 Minuten hochgerechnet)
Distanz (gelaufene Kilometer während der gesamten Einsatzminuten, auf 90 Minuten hochgerechnet)
Läufe (die Anzahl der intensiven Läufe auf 90 Minuten hochgerechnet)
Vavg. (Durchschnittsgeschwindigkeit während der gesamten Einsatzminuten in km/h)
90M (Werte auf 90 Minuten hochgerechnet, falls nicht über die volle Distanz im Einsatz, Einsätze < 15 Min. werden nicht hochgerechnet)
+/- (Wertung ähnlich wie Eishockey: -1 bei Gegentor am Feld / +1 bei Tor am Feld (zusätzlich +1 bei Assist, +2 bei Tor))
Farbcodes der Zellen: hellgrün (Bestwert innerhalb der Mannschaft) / dunkelgrün (Bestwert aller Spieler der Partie)
Legionärswertung
So sieht diese Woche unsere Wertung der Top-3-Legionäre aus ÖFB-Sicht aus:
- David Alaba
- Alexander Manninger
- Julian Baumgartlinger
(Autoren: kara, kicknik, maha, sami, thelex, xandi)