Nationalteam

ÖFB-Formcheck vor Moldawien und Montenegro

Der große ÖFB-Formcheck vor dem Länderspiel-Doppel.

Am Donnerstag geht es in Moldawien bereits um die Wurscht. Sechs Punkte aus den zwei Partien gegen die Osteuropäer sind wohl Pflicht, will man ein kräftiges Wort um die Top-3-Plätze mitreden, die zur Qualifikation oder zumindest zur Teilnahme am Play-Off berechtigen.

Vor dem schweren Auswärtsspiel haben wir uns die aktuelle Form der ÖFB-Teamspieler angesehen, die in den Kader für die Spiele gegen Moldawien und Montenegro einberufen wurden. Zur Beurteilung der Form der Spieler wurden die Spiele seit dem letzten Länderspiel herangezogen, besonderer Fokus liegt natürlich auf den Leistungen am vergangenen Wochenende.

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Zunächst fällt folgendes auf: von den Spielern, die gegen Schweden in der Startformation standen (Almer – Klein, Hinteregger, Dragovic, Fuchs – Baumgartlinger, Alaba – Harnik, Junuzovic, Arnautovic – Janko) konnte in der laufenden Saison noch kein einziger einen Treffer in der jeweiligen Liga erzielen. Dieser Fakt untermauert einmal mehr die Abschlussschwäche des ÖFB-Teams.

Hingegen lauern einige Reservisten auf einen Platz in der Startelf, die heuer bereits gezeigt haben, dass sie wissen wo das Tor steht. Sabitzer, Hinterseer und Okotie spielen zwar „nur“ in Österreich bzw. in der 2. Deutschen Bundesliga, haben aber zusammen bereits 13 Treffer erzielt (Sabitzer 4, Hinterseer 3, Okotie 6).

 

Torhüter

Die Torhüterposition bereitet weiter Kopfzerbrechen. Für die Nummer 1 im Team, Robert Almer, gibt es in Hannover gegen Ron-Robert Zieler erwartungsgemäß kein Vorbeikommen. Gegen Schweden hat man ihm die mangelnde Spielpraxis durchaus angemerkt, wenngleich ihn beim Gegentor wenig Schuld getroffen hat. Sein letztes Pflichtspiel auf Klubebene datiert weiter vom 16. Februar. In einem Interview mit der APA meinte Koller auf die mangelnde Spielpraxis angesprochen: „(Doch) wir sind in Österreich. Wir können nicht davon ausgehen, dass alle Teamspieler bei ihren Vereinen immer spielen und am besten noch Führungsaufgaben übernehmen.“.

Sehr wohl gibt es zwei Anwärter, die derzeit im Klub Stamm- und Führungsspieler sind. Ramazan Özcan mischt mit dem FC Ingolstadt die 2. Deutsche Bundesliga auf und steht auf Platz 1 der Tabelle. Trotz einer Blessur am Sprunggelenk war er am Wochenende aufgelaufen und hielt dank einiger großartiger Paraden gegen Braunschweig seinen Kasten sauber. Mit nur sechs Gegentreffern in neun Partien stellen die Bayern auch die stärkste Defensive in Liga 2 – nicht zuletzt dank Özcan. Das Fachmagazin kicker wählte den Keeper ins Team der Runde.

Der Vertreter aus der heimischen Liga, Heinz Lindner, macht mit der Austria nicht die leichteste Zeit seiner Karriere durch und hat derzeit wohl die schlechtesten Karten um das 1er-Leiberl.

Fazit: Koller muss seine Prioritäten abwiegen, setzt er lieber auf Kontinuität im Tor und lässt Almer spielen oder gibt er dem Mann der Stunde, Ramazan Özcan eine Chance gegen Moldawien. Die Form jedenfalls spricht für zweiteren, wenngleich die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Wechsel auf der Torhüterposition gibt, eher gering ist. Die Formkurve:

 ↑ Özcan (8 Liga-Spiele / 720 Minuten Einsatzzeit / 3x zu Null / 6 Gegentore) 

 = Lindner (11 / 990 / 2x / 17)
 = Almer (0/0/0/0) 

 

Verteidigung

Ein positiver Aspekt ist auf jeden Fall, dass Christian Fuchs bei Schalke seinen Platz in der linken Verteidigung zurückerhalten hat, logischerweise nur aufgrund von Verletzungen seiner Klubkollegen. Beim 1:1 in London bei Chelsea war er einer der besten Spieler auf dem Platz und auch in der Liga gelang beim 3:0 in Bremen ein Assist. Wenngleich von Topform noch immer ein Stück entfernt, findet Fuchs langsam wieder zu seinem Spiel zurück. Haarsträubende Querpässe in der Defensive und zu wenig gute Flanken in der Offensive sind leider immer noch Programm. Alternative auf links ist Markus Suttner, Andreas Ulmer wurde von Koller leider nicht berücksichtigt.

Auf die Innenverteidigung ist mittlerweile Verlass. Aleksandar Dragovic ist unangefochtener Stammspieler, hat mit Dynamo Kiew in der laufenden Saison in Liga und Europa League noch nicht verloren. Gegen Schweden harmonierte Dragovic perfekt mit Martin Hinteregger, die beiden werden wohl auch in Moldawien wieder nebeneinander einlaufen, wenn Hinteregger nicht seine gegen Wr. Neustadt erlittene Verletzung zum Verhängnis wird. Er wird derzeit beim Team behandelt.

Ihre beiden Konkurrenten in der Innenverteidigung, Sebastian Prödl und Kevin Wimmer kommen ohne Erfolgserlebnisse zum Team. Prödl verletzte sich zudem am Wochenende und musste das Sonntagstraining auslassen. Er wird sich in den nächsten Tagen behandeln lassen, sollte aber bis Donnerstag fit sein. Wimmer sorgte mit seinem unglücklichen Eigentor für die Niederlage seiner Kölner in Frankfurt.

Rechts wird Florian Klein wohl erneut auflaufen, bei der 2:3-Niederlage in Berlin gelang dem Oberösterreicher ein herrlicher Assist zur vorübergehenden Führung, seine erste Torvorbereitung in der deutschen Bundesliga. Klein wurde für seine Leistung mit seiner ersten Einberufung in die kicker-Elf des Spieltages belohnt. György Garics hat trotz des Abstiegs in die Serie B seinen Stammplatz in Bologna verloren, hat nur ein Spiel in der laufenden Saison durchgespielt. Ändert sich nichts daran, ist er einer der Spieler im Kader, die für einen anderen Platz machen sollten.

Überraschen könnte Koller mit Valentino Lazaro als rechten Außenverteidiger. Der 18-Jährige musste verletzungsbedingt zuletzt zwei Mal hinten aushelfen und machte seine Sache sehr gut.

Fazit: Die Abwehr stellt sich von selbst auf, da muss man kein Prophet sein. Fuchs, Dragovic, Hinteregger und Klein werden mit hoher Wahrscheinlichkeit aufs Feld geschickt, die Form spricht für dieses Quartett. Fällt Hinteregger tatsächlich verletzungsbedingt aus dem Kader, wird seinen Platz wohl Prödl einnehmen. Die Formkurven:

 ↑ Dragovic ( 8 Liga-Spiele / 675 Minuten Einsatzzeit / 0 Tore/0 Assists ) 
 ↑ Klein (7/630/0/1)
 ↑ Fuchs (7/420/0/1)
 ↑ (Lazaro) 

 = Hinteregger (9/769/0/2) 
 = Prödl (5/450/1/0) 

 ↓ Suttner (11/929/0/1) 
 ↓ Wimmer (7/630/0/0) 
 ↓ Garics (2/162/0/0) 

 

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Mittelfeld

Lange musste David Alaba darauf warten, jetzt darf er sich endlich Woche für Woche als Mittelfeldspieler beweisen und rechtfertigt das Vertrauen Guardiolas mit starken Leistungen. Durfte beim 4:0-Sieg am Wochenende wie in bisher jedem Saisonspiel der Bayern durchspielen. Eigentlich kann das Team von der Offensivorientierung Alabas nur profitieren, da er diese Rolle im rot-weiß-roten Trikot seit jeher inne hat. Fixstarter neben Alaba in der Schaltzentrale der ÖFB-Elf ist Julian Baumgartlinger, der seit Wochen in Topform agiert und großen Anteil an der guten Platzierung der Mainzer trägt. Nach dem Sieg des FSV gegen Dortmund vor drei Wochen attestierte Trainer Hjulmand dem 26-Jährigen gar eine „Weltklasse“-Leistung. So eine wird nun auch gegen Moldawien und Montenegro erwünscht und erwartet. Als Back-Ups für die beiden stehen zwei „Bullen“ parat. Christoph Leitgeb und Stefan Ilsanker haben schon gezeigt, dass sie zur Stelle sind, wenn Not am Mann ist. Auf Klubebene läuft es für die beiden noch nicht wie im letzten Jahr, Ilsanker musste zudem zuletzt in der Innenverteidigung aushelfen. 

Eine Station weiter vorne spult Zlatko Junuzovic seit einigen Spieltagen starke Leistungen ab, ist regelmäßig Bremens Stärkster. Gut zu sehen, dass die schlechten Darbietungen der Norddeutschen nicht an seiner Moral nagen. Am Wochenende war „Juno“ an sagenhaften 13 von 18 Bremer Torschüssen beteiligt, zu einem Sieg reichte es gegen Freiburg trotzdem nicht – trotz einer Torvorlage der Marke „Weltklasse“. Endlich wieder von Beginn an Premier-League-Luft schnuppen durte auch Marko Arnautovic. Die 1:3-Niederlage bei Sunderland konnte Arnautovic freilich nicht verhindern, insgesamt blieb er eher blass und nutzte die Verletzungen von Mame Diouf und Peter Odemwingie nicht zu seinen Gunsten. Mit 82% angekommener Pässe gehörte er wenigstens in dieser Statistik zu den besseren Stoke-Spielern.

In den beiden Tests gegen Tschechien und Island hat Arnautovic mit Marcel Sabitzer gut harmoniert, vielleicht ist diese Konstellation auch gegen Moldawien einen Versuch wert. Vier Tore und fünf Assists sind Sabitzer in der Bundesliga heuer in zehn Spielen gelungen, er hat sich bei Salzburg schnell etabliert, spürt aber den Druck, z. B. eines Massimo Brunos, der auch auf mehr Einsatzzeit drängt. Am rechten Flügel ist Martin Harnik im Team eigentlich gesetzt, das war er auch lange Zeit beim VfB Stuttgart. Zuletzt hat er aber seinen Stammplatz verloren, fabrizierte am Wochenende just nach seiner Einwechslung einen Fehler, der zum 1:3 führte. Der bereits erwähnte Valentino Lazaro könnte als Joker durchaus zu Einsatzzeit kommen. Koller hat bereits zu verstehen gegeben, dass er den Youngster in der Offensive sieht, trotz der guten Leistungen als Außenverteidiger zuletzt bei Salzburg.

Fazit: Das Defensiv-Duo steht, an Baumgartlinger und Alaba wird wieder kein Weg vorbeiführen. Vor den beiden in der Zentrale ist auf Junuzovic Verlass, auch er ist gesetzt und in Topform. Unsicher ist hingegen, wer auf den Flügeln beginnen wird. Hält Koller an den nicht unumstrittenen Arnautovic und Harnik fest? Oder gibt er Sabitzer oder gar Lazaro eine Chance, sich zu beweisen? Die Formkurven:

 ↑ Alaba (7/630/0/0) 
 ↑ Baumgartlinger (7/630/0/0) 
 ↑ Junuzovic (7/630/0/3) 
 ↑ Lazaro (9/505/2/4) 

 = Arnautovic (5/314/0/0) 
 = Sabitzer (10/4/5) 
 = Ilsanker (8/561/0/0) 
 = Leitgeb (8/547/0/1) 

 ↓ Harnik (5/311/0/0) 

 

Angriff

Marc Janko konnte seine Aufstellung im ersten Spiel der Quali-Runde absolut nicht rechtfertigen. Aus Mangel an viel besseren Alternativen könnte er aber wieder zum Einsatz kommen. Es ist sicher ein Schwachpunkt dieses Teams, dass man über keinen Stürmer aus einer europäischen Topliga verfügt. Mit Lukas Hinterseer und Rubin Okotie warten „lediglich“ zwei Zweitliga-Stürmer, die sich aber in sehr guter Form präsentieren. Mit seinem Treffer beim 1:0-Sieg schoss Hinterseer seinen FC Ingolstadt zur Tabellenführung (Stand Montag Nachmittag), es war sein drittes Tor in der laufenden Saison.

„Lukas ist unglaublich gut drauf und sehr viel gelaufen, obwohl er Probleme im Oberschenkel hatte. Wenn er so weiter macht, kann man auch im Nationalteam nicht an ihm vorbei“, meinte FCI-Trainer Ralph Hasenhüttl nach dem Spiel mit einem Wink in Richtung Marcel Koller. Und er hat nicht Unrecht: Für die Variante mit einem spielerisch starken Stürmer, der auch außerhalb des 16ers am Spiel gute Aktionen hat und ins Kombinationsspiel miteingebunden werden kann, ist Hinterseer der richtige Mann. Marc Jankos Stärken liegen hingegen eher im Strafraum, beim Spiel über die Flanken ist er aufgrund seiner Kopfballstärke eigentlich eine Macht. Zuletzt gelang ihm sein zweiter Treffer in der Vorbereitung in klassischer Manier.

Und da wäre ja auch noch Rubin Okotie, der für 1860 München bereits sechs Saisontore erzielt hat. Als Ersatz für Janko gegen Schweden ins Spiel gekommen, machte er leider nicht auf sich aufmerksam. Auch ein Einsatz von Marcel Sabitzer an vorderster Front ist nicht undenkbar, in den Testspielen funktionierte das heuer schon ganz gut (2 Tore). Immerhin erklärte Janko am Montag: „Ich bin viel fitter als vor dem Schweden-Spiel. Vier Wochen hartes Training in Australien haben Spuren hinterlassen“.

Fazit: Sollte Kollers Taktik auf starkes Pressing ausgelegt sein, ist Janko nicht der richtige Mann für die Position im Sturm. Hinterseer, Harnik oder Sabitzer sind agiler und nehmen im Gegensatz zu Janko viel aktiver am Spiel teil. Kommt Österreich aus dem Spiel nicht zu Chancen, bleibt immer noch Plan B und der Sydney-Legionär könnte aus Standards und hohen Bällen für Gefahr sorgen. Die Formkuren:

 ↑ Hinterseer (8/695/2/0) 
 ↑ Okotie (9/810/6/1) 

 = Janko (0/0/0/0) 

 

Auf Abruf

 ↑  Dibon, Liendl 

 = Hosiner, Jantscher, Ivanschitz, Ulmer

 ↓  Weimann, Burgstaller

 

Offene Fragen

1) Hält Koller an Almer fest, oder gibt er dem in Topform agierenden Özcan die Chance?

2) Setzt er weiter auf die Flügelzange Arnautovic/Harnik, die beide zuletzt im Klub nicht immer erste Wahl waren und auf Klubebene heuer noch keinen Treffer und kein Assist beigesteuert haben?

3) Beraubt Koller sich mit der Aufstellung Jankos der Möglichkeit eine auf Pressing ausgerichtete Grundformation aufs Feld zu schicken?

4) Legen die Teamspieler endlich ihre Nervosität vor dem Tor ab?

 

(Jakob Penner)