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Super-League: Dem System der Abhängigkeiten droht der verdiente Super-Gau

Die Empörung ist groß. Fußballromantiker und UEFA-Funktionäre haben sich zu einer gemeinsamen Front gebildet, die mit Moral und Demut versucht gegen die neu-geplante Super League anzustürmen. Besonders von Seiten der UEFA scheinen die Worthülsen schal und die Phrasen abgedroschen – war es nicht der Verband selbst, der in den letzten Jahren den Fußball zu einem reinen Profit-Markt verkommen ließ.

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Der rollende Rubel hat in den letzten Jahren das Geschehen um den rollenden Ball zunehmend bestimmt. Selbst während der größten Gesundheits-, Wirtschafts- und Gesellschaftskrise der letzten 75 Jahren reagiert König Fußball in Europa autoritär. Seine Versallen, die sich an den Lorbeeren des Publikummagneten speißen, machen aus ihrer Gier kein Hehl mehr. Die Etablierung der Super-League reiht sich nahtlos in die Kommerzialiserungs-Geschichte des „beautiful games“ ein.

Nun zeigt sich auch die UEFA empört, kann es nicht fassen, dass plötzlich dem Geld und nicht dem Ball nachgejagt wird. Dabei war es doch der europäische Fußballverband selbst, der den Rubel ins Rollen brachte. Conference League, Champions League-Aufstockungen und exklusive Fernseh-Deals ließen bereits im Vorfeld unzählige Fußball-Romantiker verzweifeln.

Fernsehgelder als Zugpferd

Die Haupteinnahmequelle der UEFA sind schon lange keine Ticketverkäufe mehr. Die Taschen der Funktionäre werden durch die Fernsehgelder der Champions League gefüllt, dessen Attraktivität maßgeblich von den handelnden Vereinen abhing. Es entstand in der Folge eine Selbst-Vergeiselung. So hatte die UEFA nie ein ernsthaftes Interesse, die wirtschaftlichen Höhenflüge von Manchester City, Barcelona und Co. , auf die selbst Ikarus neidisch wäre, zu begrenzen.

Nun sind es jene wirtschaftlichen Auswüchse, die es Klubs ermöglichen eine Super League zu gründen und die Infrastruktur der UEFA links liegen zu lassen. Dass der UEFA daher ein Kontrollverlust und Machtlosigkeit droht, scheint wenig überraschend. Umso scheinheiliger wirken die Bedaurungen des Verbandes, dass die Super League die Moral des Fußballs in Gefahr bringen würde.

Böses Erwachen

Ceferin und Co. haben den Bogen in den letzten Jahren viel zu oft überspannt, die Leidtragenden waren oftmals die Fans – so auch jetzt. Die UEFA braucht einem nicht Leid zu tun, das Mitleid gebührt all jenen, die diesen Sport aufrichtig lieben. Jene, die den Geruch vom frisch-gemähten Gras lieben und es lieben, wie sich der Stollen langsam in dessen Perfektion vergräbt. Es sind jene, die es lieben, wenn sich das Netz beult und die, die auch nach Abpfiff noch stundenlang über die Ereignisse philosophieren.

Eine Super League wirkt auf dem Papier sportlich attraktiv, dürfte jedoch inhaltlich zum gefährlichsten Gegenspieler aller werden, denen es noch um das Spiel mit dem Ball geht. Schließlich sind es aber auch die Fans, die über den Erfolg der Super League entscheiden. Es liegt an jenen, die von sich selbst sagen, dass sie diesen Sport lieben, ob sie ein weiteres wirtschaftliches Großevent mittragen oder aus wahrer Begeisterung den Fernseher ausgeschalten lassen.

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Tobias Kurakin

  Tobias Kurakin (Redaktionsleitung) Bei 12ter Mann seit 3/2018