Interview mit Georg Teigl
„Mein größter Traum wäre das Nationalteam“
Georg Teigl spielt seit Jänner 2014 für RasenBallsport Leipzig. Über die Akademie in St. Pölten kam er zu den Red Bull Juniors. Von dort schaffte er den Sprung zur Salzburger Kampfmannschaft wo er erste große Erfolge feierte. Nun will er mit Leipzig in die Deutsche Bundesliga. Im 12terMann–Interview spricht er über seine Ziele, den Unterschied zwischen Österreich und Deutschland und darüber wie es ist, für einen Red-Bull-Verein zu spielen.
12terMann.at: Hallo Georg, vielen Dank dass du dir für ein Interview mit uns Zeit nimmst. Hast du unsere Seite bereits gekannt? Falls nicht haben wir für die Zukunft hoffentlich einen neuen, eifrigen Leser gewonnen.
Georg Teigl: Ich mache das Interview sehr gerne und freu mich schon darauf. 12terMann.at ist mir natürlich ein Begriff, es ist eine tolle Plattform wo man viele Infos bekommt.
Dein fußballerischer Lebenslauf liest sich für einen 23-jährigen sehr beeindruckend. Österreichischer Meister und Pokalsieger, Aufstieg in die 2. Bundesliga, Einsätze im Europacup und DFB-Pokal. Welche Spiele sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Da gibt es schon einige Highlights. Aus meiner Zeit in Salzburg natürlich das Double 2011/12 unter Ricardo Moniz. Oder das Europa-League-Spiel gegen Paris Saint-Germain als wir quasi mit dem Schlusspfiff den Siegtreffer erzielen konnten. In Leipzig ist mir besonders das Spiel gegen Saarbrücken letzte Saison in Erinnerung geblieben. Hier konnten wir vor über 40.000 Zusehern 5:1 gewinnen und den Aufstieg in die 2. Bundesliga fixieren. Auch der Sieg in der ersten Pokalrunde diese Saison gegen Paderborn war etwas Besonderes da wir hier einen Bundesligisten aus dem Bewerb werfen konnten. Ich glaube dass die Spiele, die den Fans lange in Erinnerung bleiben auch meist bei den Spielern einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Wenn sie sich bei Spielen gegen uns unbedingt Mülltüten
überziehen wollen, können sie das von mir aus gerne tun
Mittlerweile bist du fast ein Jahr bei RB Leipzig. Um bewusst ganz provokant zu fragen: Wie ist es für den meistgehassten Fußballclub Deutschlands zu spielen?
An uns Spielern geht das eigentlich fast spurlos vorüber. Auf dem Platz muss man fokussiert sein und solche Dinge ignorieren um seine Leistung zu bringen. Ich glaube dass die Fans ihrer eigenen Mannschaft mit Stadionboykotten oder Verweigerung von Support mehr schaden als uns. Wenn sie sich bei Spielen gegen uns unbedingt Mülltüten überziehen wollen können sie das von mir aus gerne tun (Anm. gegen Fortuna Düsseldorf haben die Fans von Düsseldorf am Anfang des Spiels eine Choreografie gemacht bei welcher die Fans Mülltüten trugen – siehe Foto). Die beste Antwort auf so ein Verhalten ist eine gute Leistung auf dem Spielfeld.
Düsseldorf-Fans gegen RB Leipzig.
In Leipzig selbst wird der Verein sehr gut angenommen. Das Stadion ist regelmäßig gut gefüllt und am 1. Spieltag gab es eine imposante Choreografie der Fans. Man hat den Eindruck dass sich ein Großteil der Leipziger sehr über den Erfolg der Roten Bullen freut.
Auf jeden Fall, Leipzig selbst kann man überhaupt nicht mit dem Rest Deutschlands vergleichen. In der 2. Liga hatten wir bisher bei jedem Heimspiel über 20.000 Zuseher, manchmal über 30.000. Man spürt so etwas wie Dankbarkeit, dass es wieder einen Verein gibt, der oben mitspielen kann. Wir wollen die Zuseher mit attraktivem Fußball und Erfolg überzeugen. Die Perspektive, in Zukunft irgendwann wieder erste Bundesliga in Leipzig zu sehen, lockt sicher viele Zuseher ins Stadion.
Hin und wieder kommt es allerdings vor,
dass wir drei untereinander plaudern und uns keiner versteht.
Mit Niklas Hoheneder und Stefan Hierländer, mit dem du ja schon in Salzburg gespielt hast, sind noch 2 weitere Österreicher in Leipzig an Bord. Bist du mit deinen Landsleuten besonders eng verbunden oder gibt es hier keinen großen Unterschied zu den anderen Mannschaftkollegen?
Mit Niklas und Stefan habe ich keine besondere Verbindung – zumindest nicht anders als mit den anderen Mitspielern. Wenn man als Mannschaft erfolgreich sein will, muss man sich mit allen Teamkollegen gut verstehen. Hin und wieder kommt es allerdings vor dass wir drei untereinander plaudern und uns keiner versteht. Hier merkt man ganz deutlich die Sprachbarriere zwischen Österreich und Deutschland.
Die 2. Deutsche Bundesliga wird oft als die „Die beste 2. Liga der Welt“ bezeichnet. Wie schätzt du die Stärke der Liga im Vergleich zur Österreichischen Bundesliga ein?
Der Vergleich ist nicht einfach. Ich glaube die Vereine die in der Bundesliga in der unteren Tabellenhälfte zu finden sind, hätten es in der 2. Deutschen Liga sicher nicht einfach. Hier muss man einfach 90 Minuten Vollgas geben und es wird sehr körperlich gespielt. Ein Team in der 2. Bundesliga darf sich keine Schwächephase erlauben.
Ein erheblicher Unterschied sind sicher die Zuschauerzahlen. Wie groß ist der Unterschied für einen Spieler ob man vor 2.000 Zusehern gegen die Admira oder vor 50.000 gegen Düsseldorf spielt?
So was kriegt man natürlich mit, man hat viel mehr Freude wenn man vor einer großen Zuschauerkulisse spielt. Es ist das Ziel eines jeden Spielers, sein Können vor möglichst vielen Fans zu zeigen. Auch das Medieninteresse in Deutschland ist nicht mit dem in Österreich vergleichbar. Ich will die Bundesliga aber keineswegs schlecht machen. Man muss immer die Bevölkerungszahl im Hinterkopf behalten, Österreich hat 8 Millionen Einwohner, Deutschland hat 80 Millionen. Auch das Einzugsgebiet ist natürlich ein anderes. Salzburg hat 150.000 Einwohner, da kann man sich nicht erwarten bei jedem Heimspiel ein Stadion mit 30.000 Plätzen zu füllen.
In Leipzig wirst du auf einer neuen Position eingesetzt. Während du in Salzburg im Mittelfeld oder Sturm gespielt hast, läufst du jetzt meist als Außenverteidiger auf. War das eine große Umstellung für dich und wo musst du dich noch verbessern?
Leipzig hat einen offensiven Außenverteidiger gesucht, mit meinen Anlagen habe ich perfekt gepasst. Natürlich macht es die offensive Spielweise von Leipzig leichter für mich. Wenn ich ständig nur hinten stehen müsste wäre es weit schwieriger. Die Umstellung ist aber keineswegs mit einem Fingerschnippen gegangen, es war harte Arbeit. Taktisch habe ich mich schon sehr verbessert und sehr gut eingefunden. Meine Schwächen sehe ich beim Zweikampfverhalten, hier ist es ein erheblicher Unterschied zwischen Offensive und Defensive. Hier muss ich mich unbedingt noch verbessern.
Dass du das Tore schießen nicht verlernt hast, hast du beim Spiel gegen Düsseldorf eindrucksvoll bewiesen. Als Notlösung im Sturm hast du gleich einen Doppelpack geschnürt und deinem Team einen Punkt gesichert.
Das Spiel war für mich eine Reise zurück in die Vergangenheit zu meinen Wurzeln da ich als Stürmer begonnen habe. Der Trainer hat vor dem Spiel gesagt: „Du spielst heute im Sturm, mach dein Ding!“ Das habe ich gemacht. Einen guten Abschluss hatte ich immer, so was verlernt man nicht. Für mich war es ein tolles Spiel an das ich mich gern erinnere.
Hier gibt es Georg Teigls Doppelpack auf Video
Gerade die Position des rechten Außenverteidigers war in den letzten Jahren oft eine Problemzone im Nationalteam. Wie siehst du deine Chancen mal einen Anruf vom Teamchef zu erhalten? Rubin Okotie ist das jüngste Beispiel dass auch ein Zweitliga-Spieler im Nationalteam glänzen kann.
Im Nationalteam zu spielen wäre eine riesen Ehre für mich und ist sicher der größte Traum eines Fußballspielers. So eine Ehre flattert einem aber nicht einfach zu. Man muss jede Woche seine Leistung bringen und über seine Grenzen gehen. Wenn ich mich weiter vorwärts entwickle und mit meinem Team aufsteige, sehe ich mich auf einem guten Weg. Natürlich kommt man leichter in den Fokus des Teamchefs wenn man in der obersten Spielklasse spielt.
Verfolgst du auch die Entwicklung der anderen jungen Österreicher in der 2. Liga? Allessandro Schöpf, Kevin Stöger oder Michael Gregoritsch haben sich in dieser Saison zu Stammspieler und Stützen ihrer jeweiligen Teams entwickelt.
Natürlich verfolge ich diese Entwicklungen auch. Es freut mich wenn immer mehr junge Österreicher in den Teams Fuß fassen. Ich sehe das als Ernte nach einem langen Prozess, jetzt wird der ÖFB langsam für die gute Nachwuchsarbeit und Veränderungen in den letzten Jahren belohnt. Hoffentlich geht dieser Weg so weiter. Dann hat der Teamchef einfach mehr Optionen und das wird uns als Fußballnation stärker machen und unser Team wird sich verbessern.
Mein größter Traum wäre das Nationalteam.
Da wir bei Zielen und Chancen sind. Es ist ein offenes Geheimnis dass RB Leipzig nicht in die 2. Liga gekommen ist um dort zu bleiben. Gibt es einen Zeitplan bis wann der Aufstieg in die Bundesliga geschafft werden soll? Ihr liegt ja in absoluter Schlagdistanz zu den Aufstiegsplätzen.
Es gibt keine Vorgabe wann der Aufstieg geschafft werden muss. Und wir wollen uns da auch keinen zu großen Druck machen. In erster Linie geht es uns darum uns als Aufsteiger gut in der zweiten Liga zu präsentieren. Die Leute vergessen gerne dass wir neu in der Liga sind. Unsere Mannschaft hat sich im Vergleich zur 3. Liga kaum verändert. Natürlich haben wir die Qualität um oben mitzuspielen, aber es ist nicht einfach und hängt von so vielen Faktoren ab. In der 3. Liga haben die Mannschaften oft mit hohen Bällen agiert, jetzt probiert es ein Großteil mit spielerischen Mitteln, das ist ein erheblicher Qualitätsunterschied. Auch die Dichte ist in der 2. Liga viel höher, hier kann Jeder Jeden schlagen. Außerdem sind erst 11. Spieltage absolviert, es ist noch zu früh zu sagen, wohin die Reise schlussendlich geht.
Welche persönlichen Ziele hast du dir gesetzt, gibt es einen Verein oder eine Liga wohin du es unbedingt schaffen willst?
Früher war mein größter Traum Fußballprofi zu werden, diesen Traum lebe ich jetzt. Als Jugendlicher wollte ich auch immer unbedingt nach England in die Premier League, warum weiß ich eigentlich nicht mehr so genau. Inzwischen ist mein nächstes Ziel irgendwann in die Bundesliga aufzusteigen. Mein größter Traum wäre das Nationalteam. Hier greift aber oft eins ins andere, wie ich schon gesagt habe ist es wahrscheinlich einfacher ins Team zu kommen wenn man in der Bundesliga spielt.
Möchtest du den Fans in Österreich zum Abschluss noch etwas mitteilen?
Ich möchte alle Fans in Österreich grüßen. Geht ins Stadion oder auf den Fußballplatz und feuert euer Team an. 12terMann.at wünsche ich für die Zukunft alles Gute, macht weiter so.
Vielen Dank für das Gespräch Georg, wir wünschen dir und deinem Verein viel Erfolg bei den weiteren Aufgaben.
Kein Problem, es hat mich sehr gefreut.
Das Gespräch führte Matthias Riemer (Redakteur 2.DFL)
(Matthias Riemer)
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