ÖFB-Legionäre in der Deutschen Bundesliga – eine Bilanz zur Hinrunde
Der ÖFB-Legionär als Stammspieler – eine rare Spezies?
Aus österreichischer Sicht blicken wir auf die Statistiken der DFL-Hinrunde zurück, deren Zahlen leider nicht nur Positives zum Vorschein bringen. Dabei ist zu erwähnen, dass das Spiel VfB Stuttgart gegen Bayern München erst am 29.1.2014 nachgetragen wird und somit die Werte von diesem Spiel in den Statistiken entsprechend nicht berücksichtigt wurden. Zuerst einmal einige Fakten allgemeiner Natur (in der Klammer werden jeweils die Zahlen aus der Hinrunde 2012/13 angeführt):
Anzahl der Legionäre
In der Deutschen Bundesliga waren in der Hinrunde 13 Spieler (19) in den Profikadern gemeldet, zum Einsatz kamen aber nur 11 Spieler, Richard Strebinger und Muhammed Ildiz wurden in der DFL nicht eingesetzt. Die Zahl der ÖFB-Legionäre reduzierte sich am Ende des Transferfensters auf 12, da Marko Arnautovic nach vier Spieltagen und nach lediglich 88 Einsatzminuten in die englische Premier League zu Stoke City wechselte.
Einsatzzeiten
Insgesamt kamen alle Legionäre auf knapp 8.900 Einsatzminuten (12.959) – da ist leider nur 68% im Vergleich zum Vorjahr. Neben der geringeren Anzahl an Legionären ist dabei natürlich zu erwähnen, dass die österreichischen Spieler neben einigen Formkrisen, eine Vielzahl von Verletzungen erlitten haben – dies betrifft vor allem die Werder Legionäre Zlatko Junuzovic und Sebastian Prödl sowie den Mainzer Dauerläufer Julian Baumgartlinger. Gleichzeitig haben einige Legionäre ihren Stammplatz verloren bzw. werden öfter rotiert – dazu zählen Alex Manninger, Raphael Holzhauser, Christian Fuchs und auch Martin Harnik.
Die nachfolgende Graphik zeigt die Entwicklung der Einsatzminuten und der eingesetzten Österreicher pro Spieltag:
Laufleistung
Zlatko Junuzovic spult die meisten Kilometer der Österreicher in einem Spiel ab. Sein Schnitt von 11,5 Kilometer pro Spiel ist internationale Klasse, in drei Spielen kam er über 12 Kilometer – meistens ist er der laufstärkste Spieler am Feld oder zumindest seiner Mannschaft. Auch David Alaba hat eine sehr hohe durchschnittliche Laufleistung, die durch seine Auswechslung am 9. Spieltag etwas nach unten verfälscht wurde. Ist er 90 Minuten am Platz, so liegt die abgespulte Distanz immer über 11 Kilometer. Julian Baumgartlinger ist lediglich zwei Mal über die volle Spielzeit am Platz "gestanden" – dieser Ausdruck ist deswegen unter Hochkomma, da er bei diesen Spielen 12,4 km bzw. 12,9 km gelaufen ist.
Durchschnittliche Laufdistanz je eingesetztem Spiel
Tore und Torvorlagen
Insgesamt 7 Tore von ÖFB-Legionären konnten in der DFL-Hinrunde bejubelt werden – das ist um 15 Tore weniger als im Vorjahr. Dies hat natürlich mit den geringeren Einsatzzeiten zu tun, aber auch mit der Spielposition der eingesetzten Legionäre. Mit Marko Arnautovic und Andreas Ivanschitz haben zwei Legionäre Deutschland verlassen, die gemeinsam 9 Tore im Vergleichszeitraum erzielten. Somit stellt der ÖFB vor allem Legionäre in der Verteidigung. Martin Harnik konnte dagegen seine Effizienz steigern: letztes Jahr erzielte er 5 Tore mit 1.316 Einsatzminuten, in dieser Spielzeit konnte er vier Mal jubeln mit lediglich 830 Einsatzminuten. Assistkönig der Österreicher war Zlatko Junuzovic mit vier Torvorlagen – dies ist insbesondere beachtenswert, da er seit dem 12. Spieltag nicht mehr im Einsatz war.
Scorerwertung (grün: Tore / orange: Torvorlagen)
Torschüsse, Torschussvorlagen und Flanken
Zusätzlich durften wir 91 Torschüsse, 92 Torschussvorlagen und 133 Flanken unserer Landsleute bewundern. Die meisten Flanken aller Österreicher in der Hinrunde – insgesamt 44 – schlug David Alaba. Besonders erwähnenswert ist in der Kategorie die Anzahl der Flanken von Christian Fuchs am ersten Spieltag, er schlug den Ball 11 Mal in den Strafraum. Die meisten Torschüsse gab David Alaba mit 22 ab, dicht gefolgt von Martin Harnik mit 21 Torschüssen. Auch in der Kategorie der Torschussvorlagen hat Alaba die Nase vorn – auf 21 seiner Pässe folgte ein Torschuss.
Anzahl Torschüsse (weiß) und daraus erzielte Treffer (grün)
Zweikämpfe
Bei 819 Zweikämpfen behielten die österreichischen Legionäre die Oberhand, im Schnitt sind das starke 57,7%. Wenig überraschend liegen an der Spitze der Zweikämpfer Julian Baumgartlinger und Martin Stranzl – beide zählten bereits im letzten Jahr nicht nur zu den besten Zweikämpfern der ÖFB-Legionäre, sondern der ganzen Liga.
Zweikampfquote (grün: gewonnene Zweikämpfe / rot: verlorene Zweikämpfe)
Passqualität
Alle Österreicher gemeinsam spielten insgesamt 4.094 Pässe, davon kamen sehr gute 81% bei einem Mitspieler an. Den Bestwert erzielte in dieser Kategorie Martin Stranzl mit durchschnittlich 89,1% angekommener Pässe knapp vor David Alaba mit 89%.
Passgenauigkeit (grün: angekommene Pässe / rot: Fehlpässe)
Fairplay
15 gelbe Karten und zwei gelb-rote Karten sahen unsere Legionäre an den ersten 17 Spieltagen. Eine rote Karte war in der Hinrunde nicht dabei. Wenig überraschend liegen die beiden Innenverteidiger in dieser Statistik vorne – Martin Stranzl und Emanuel Pogatetz wurden jeweils fünf Mal verwarnt. Auffallend und gleichzeitig bemerkenswert ist, dass David Alaba als Linksverteidiger keine einzige gelbe Karte gezeigt wurde. Dies ist ein weiteres Indiz für seine verbesserte Defensivleistung und für sein herausragendes Stellungsspiel.
Übersicht über gelbe und rote Karten
Auszeichnungen
In der letzten Spielzeit brachten es die ÖFB-Legionäre auf insgesamt 11 Einberufungen in die "kicker-Elf der Runde" – dieses Jahr mussten sie, auch natürlich durch die geringeren Einsatzzeiten, mit sechs Einberufungen vorlieb nehmen. Wenig überraschend ist hier Bayern-Linksverteidiger David Alaba mit gleich vier Nennungen weit vor den österreichischen Landsleuten. Martin Stranzl und Sebastian Prödl brachten es aber immerhin auf je eine Einberufung.
Leistungsdaten der gesamten Hinrunde
Legende:
Min (Einsatzminuten)
TS (Torschüsse)
TSV (Torschussvorlagen)
ZK (gewonnenen Zweikämpfe in Prozent)
PQ (erfolgreiche Pässe in Prozent)
BK (Ballkontakte)
Distanz (durchschnittlich gelaufene Kilometer pro Spiel)
Läufe (die Anzahl der intensiven Läufe)
Sprints (die Anzahl der Sprints)
+/- (Wertung ähnlich wie Eishockey: -1 bei Gegentor am Feld / +1 bei Tor am Feld (zusätzlich +1 bei Assist, +2 bei Tor))
Legionärswertung
1. David Alaba
Für Österreichs Sportler des Jahres gehen einem langsam die Superlativen aus. Woche für Woche zeigt er starke Leistungen beim FC Bayern und konnte gemeinsam mit seinen Klubkollegen alle erreichbaren Titel sammeln. Er ist von der Linksverteidiger-Position des deutschen Meisters nicht wegzudenken, hat sich defensiv extrem weiterentwickelt und bildet mit Franck Ribery wahrscheinlich die stärkste linke Seite, die der Klubfussball weltweit zu bieten hat. Dass wir mit unserer Meinung nicht allein dastehen, zeugt Davids Wahl zum besten Außenverteidiger der DFL durch den kicker.
2. Martin Stranzl
Dass Borussia Mönchengladbach auf dem dritten Platz überwintert, ist auch Martin Stranzl zu verdanken. Er ist durch seine Führungsqualitäten mittlerweile zum Kapitän der Borussen aufgestiegen und punktet vor allem durch sein sehr gutes Stellungsspiel und ist in der Luft eine absolute Macht. Er hat gemeinsam mit Emanuel Pogatetz die meisten Einsatzminuten der ÖFB-Legionäre – 16 Mal spielte er 90 Minuten durch, lediglich aufgrund seiner Gelb-Rot-Sperre musste er einmal passen. Schade, dass er für Teamchef Marcel Koller nicht zur Verfügung steht, eine Bereicherung und Verstärkung für die Nationalmannschaft wäre er auf jeden Fall.
3. Emanuel Pogatetz
Auch Emanuel Pogatetz ist aus der Innenverteidigung seiner Mannschaft nicht wegzudenken. Selbst mit einer schweren Gesichtsverletzung warf er sich in die Schlacht, der Zweikampf und das Kopfballspiel ist nach wie vor seine Stärke. Leider ist er nicht ganz so konstant wie Martin Stranzl, den einen oder anderen Schnitzer mussten wir in der Hinrunde leider auch beobachten. Dennoch wäre ihm aber zu wünschen, dass er mit seinem Verein endlich auch einmal die volle Punkteprämie in einem Spiel kassieren kann.
4. Martin Harnik
Seine schwankenden Leistungen haben dazu beigetragen, dass er bei Neo-VfB-Trainer Thomas Schneider nicht immer erste Wahl war. Insgesamt stand er nur sechs Mal über die vollen 90 Minuten am Platz, einmal musste er gar die ganze Spielzeit von der Bank mitverfolgen. Wenn er aber sein volles Leistungspotenzial abgerufen hat, war er sehr effizient: mit vier Toren und einem Assist liegt er gleichauf mit David Alaba an der Spitze der österreichischen Scorerwertung. Positiv ist auch anzumerken, dass er – auch wenn er nicht in Topform ist – alles gibt und mit einer Vielzahl von Sprints auf der rechten seine Gegenspieler zumindest läuferisch voll fordert und seinen Mitspielern viele Räume öffnet.
5. Zlatko Junuzovic
Die Hinrunde von Zlatko Junuzovic war leider von Verletzungen geprägt: am Anfang der Saison musste er zweimal aufgrund eines Knochenödems passen, seit dem 13. Spieltag ist er wegen eines Haarrisses im Fuß außer Gefecht. In den zehn Spielen, in denen er fit war, war er aus der Stammformation von Werder-Trainer Dutt nicht wegzudenken. Seine hohe Laufbereitschaft und seine Übersicht machen ihn zu einem der wichtigsten Spieler im Kader der Bremer. Bleibt er von Verletzungen verschont, steht einem Aufstieg im Legionärsranking in der Rückrunde nichts im Wege.
(Autoren: xandi, thelex)