Deutschland

Zwischen Europacup-Träumereien und Abstiegssorgen: Die historische Saison des 1. FC Köln

Es war die Saison 1991/92, als der 1. FC Köln zuletzt einen einstelligen Tabellenplatz in der Deutschen Bundesliga erreichte. 24 Jahre und 20 Trainerwechsel später gelang dies wieder. Hauptverantwortlich dafür ist ein Wiener: Der 50-jährige Peter Stöger führte den Traditionsklub aus der Domstadt mit 43 Punkten auf den 9. Platz.

Nach über 1.000 Tagen Amt sitzt Stöger immer noch fest im Trainerstuhl, sowohl sportlich als auch menschlich überzeugt der ehemalige österreichische Nationalspieler in Köln. Die neu gewonnene Kontinuität in der emotionsgeladenen Karnevalsstadt seit dem Umbruch 2012/13, macht sich bezahlt. Im Jänner wurden die Verträge von Peter Stöger und Co-Trainer Manfred Schmid vorzeitig bis 2020 verlängert.

Weniger erfolgreich verlief die Spielzeit für [spielerprofil spieler=“Philipp Hosiner“]. Der Burgenländer muss den FC im Sommer wieder verlassen.

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Ziele und Transfers

Peter Stöger und Sportdirektor Jörg Schmadtke steckten sich vor der Saison ein klares Ziel: Neben der spielerischen Weiterentwicklung der Mannschaft soll schnellstmöglich die 40-Punkte-Marke, die im Normalfall zum Klassenerhalt genügt, erreicht werden. Dies kommunizierten sie auch während der Saison immer wieder, um die aufkommende Euphorie im zweiten Jahr nach dem Aufstieg nicht zu groß werden zu lassen.

Mit Dominique Heintz und Frederik Sörensen verplfichtete man im Sommer ein junges Innenverteidiger-Duo, das über die gesamte Saison überzeugte und den Konkurrenzkampf mit den gestandenen Bundesliga-Profis Dominic Maroh und Mergim Mavraj belebte. Die Offensive verstärkte man mit dem wendigen Leonardo Bittencourt, der sich schnell einen Stammplatz sicherte, und dem Serben Milos Jojic, der jedoch als Spielmacher unter den Erwartungen blieb. Anthony Modeste ersetzte den zu Werder Bremen abgewanderten Top-Torjäger der vergangenen Saison, Anthony Ujah. Der Franzose kündigte vor der Saison 15 Tore an, am letzten Spieltag erreichte er sein persönliches Ziel. Neben ihm hätte Philipp Hosiner für die Tore sorgen sollen, doch der 27-jährige Österreicher, der von Stade Rennes ausgelihen wurde, konnte sich nicht durchsetzen.

Im Winter verstärkten sich die Kölner noch mit Linksverteidiger Filip Mladenovic. Durch die Verpflichtung des Serben wurde Stögers Mannschaft taktisch flexibler, Jonas Hector konnte dadurch vermehrt im defensiven Mittelfeld auflaufen.

Saisonrückblick Verein

In Erinnrung an die hervorragende Hinrunde mit 24 Punkten bleiben vier Siege gegen die Konkurrenz aus der umliegenden Region Kölns im Nord-Westen von Deutschland. Den Auftkat machte der 1:0-Heimsieg gegen den Erzrivalen Borussia Mönchengladbach, der Lucien Favre den Job kostete. Darauf folgte ein 3:0-Triumph auf Schalke, bevor Innenverteiger Dominic Maroh mit seinem Doppelpack beim 2:1-Sieg in Leverkusen zum „Derbyheld“ und „Fußballgott“ ernannt wurde. Der Höhepunkt folgte zum Abschluss der Hinrunde, als Simon Zoller und Anthony Modeste in den Schlussminuten noch die Partie gegen Dortmund drehten und den 1. FC Köln auf Platz 9 überwintern ließen. Zu diesem Zeitpunkt sprach niemand mehr in Köln vom Abstiegskampf, nur drei Punkte fehlten lediglich drei Punkte auf den 5. Tabellenplatz. In den Kölner-Boulevardzeitungen wurde nur mehr über die Chancen auf Europa berichtet.

Peter Stöger blieb seinem Saisonziel jedoch treu und er sollte recht behalten, denn der Start in die Rückrunde verlief schleppend. In den ersten acht Spielen holten die Geißböcke nur einen Sieg, beim 3:1 gegent Eintracht Frankfurt zum 68. Geburtstags des Vereins. Der Vorsprung auf die Relegationszone schmolz auf sechs Punkte zusammen – Köln befand sich plötzlich wieder im Abstiegskampf. Im Verein arbeitete man jedoch ruhig weiter, das Auswärstspiel gegen Mainz sollte die Wende bringen. Nach einem 0:2-Rückstand ging der FC durch einen wahren Kraftakt noch mit einem 3:2-Erfolg vom Platz. Eine Runde später fixierte man mit einem 4:1-Sieg gegen Darmstadt den Klassenerhalt, drei Runden vor Saisonende. Der FC verlor keines seiner letzten fünf Spiele in dieser Saison und hatte bis zum 33. Spieltag sogar noch Chancen auf den Europacup. Am Ende hielt der FC den 9. Platz aus der Hinrunde und feiert die beste Saison seit 24 Jahren.

 

Es war eine jecke Saison! 🔴⚪️ 🐐 #effzeh #spürbaranders

Ein von Christoph Eliasch (@chriseliasch) gepostetes Foto am

Im DFB-Pokal scheiterten die Kölner in der zweiten Runde auswärts beim SV Werder Bremen. Ausgerechnet Anthony Ujah erzielte das entscheidende Tor.

Handball, Eierköppe und Fair-Play

Die Spiele des 1. FC Köln sorgten auch für eine Menge Diskussionen abseits des Rasens. Hatte der FC beim Elfmeterfoul von Emir Spahic an Modeste in der dritten Runde noch das Glück auf seiner Seite, fehlte es in der restlichen Saison oftmals. Gegen Hannover kassierte man ein Handball-Tor von Leon Andreasen, gegen Hoffenheim und Darmstadt wurden dem FC insgesamt drei Elfmeter verweigert. Peter Stöger reagierte darauf, entschied sich nicht mehr über Schiedsrichterentscheidungen öffentlich zu äußern und beschloss mit dem Trainerteam sich auf die andere Seite der Bank zu setzen, um Abstand zum vierten Offziellen zu gewinnen. Im Heimspiel gegen Augsburg grub FCA-Torhüter Marwin Hitz am Elfmeterpunkt ein Loch mit seinen Stollen – Modeste rutschte an dieser Stelle aus und verschoss.

Sportdirektor Jörg Schmadtke sorgte auch zweimal für negative Schlagzeilen. Nach dem Auswärtsspiel in Bremen nannte er den Schiedsrichter „Eierkopp“. In Hoffenheim warf er mit einem Kaugummi in Richtung TSG-Trainer Julian Nagelsmann – nachdem die Hoffenheimer den Ausgleich erzielte, als Köln-Verteidiger Lukas Klünter verletzt auf dem Boden lag. In beiden Fällen wurde der 52-jährige vom DFB-Sportgericht verurteilt. Eine Fair-Play-Debatte wurde ausgelöst.

Saisonrückblick Legionär

Nach seinem Nirentumor hat der Wechsel von Philipp Hosiner von Stade Rennes in die Domstadt im zweiten Anlauf funktioniert. Auf Leihbasis mit Kaufoption kam der 27-jährige Stürmer mit großen Hoffnungen – auch noch auf den EM-Zug aufzuspringen – ins Team von Peter Stöger.

Der Torschützenkönig und der Meistertrainer der Wiener Austria 2012/13 waren wieder in einem Team. Der Auftakt verlief vielversprechend. Bei seinem ersten Bundesliga-Einsatz am dritten Spieltag gegen den Hamburger SV traf Hosiner keine zehn Minuten nach seiner Einwechslung zum Ausgleich.

Es sollte jedoch sein einziger Pflichtspieltreffer für den 1. FC Köln bleiben. Nachdem sein Konkurrent im Sturm, der Franzose Anthony Modeste, nach einem starken Auftakt eine Schwächephase in der Mitte der Hinrunde hatte, konnte Hosiner nicht zuschlagen. Der Burgenländer kam in dieser Phase zwar zu vier Startelfeinsätzen, ein Torerfolg wollte ihm trotz zahlreicher Top-Chancen nicht gelingen. Alleine gegen Hoffenheim und Mainz lief er zweimal lief völlig freistehend auf das Tor zu, verpasste es jedoch den Ball im Netz unterzubringen. Die Stimmung kippte danach, „Was kann eigentlich Hosiner?“ war in zahlreichen Kommentaren von Fans unter den Beiträgen des 1. FC Köln zu lesen. Zudem kommt, dass Hosiner kein Spielertyp ist der durch Defensivarbeit oder Laufleistung auffällig wird, sondern durch Tore – doch diese fehlten eben.  So kam er in der Rückrunde nur mehr auf 118 Einsatzminuten. Modeste war nicht mehr aus der Elf der Kölner wegzudenken, dahinter bekam Simon Zoller und Yuya Osako den Vorzug als zweite Spitze neben dem Franzosen. Der Abschied aus der Domstadt war die logische Konsequenz. „Es lag an mir“, sagte Hosiner im Gespräch mit dem Geissblog.Köln selbstkritisch.

Wohin Hosiner im Sommer wechselt ist noch offen, bei Stade Rennes scheint er keine Zukunft zu haben. Derzeit ist ein Wechsel in die 2. Deutsche Bundesliga am wahrscheinlichsten. Union Berlin ist nach dem Abgang von Bobby Wood auf Stürmersuche, auch Eintracht Braunschweig soll Interesse an Hosiner haben.

Geschichten aus dem Grüngürtel: Der witzige Saisonrückblick des 1. FC Köln

Christoph Eliasch

 

Christoph Eliasch

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