UEFA Europa League

FC Basel vs FC Red Bull Salzburg – Vorbericht

Basel gegen Salzburg: Kein Spiel wie jedes andere.

Es geht um weit mehr als den Einzug ins Viertelfinale der Europa League. Red Bull Salzburg fightet gegen den Schweizer Musterschüler um einen österreichischen Fixplatz in der Champions League und um die Vorherrschaft im Alpenraum. Ein Vorbericht von Jakob Penner.

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Die Erfolge des FC Basel in den letzten Jahren sind schon beneidenswert. Vor allem der sensationelle Ritt ins vorjährige Europa League-Halbfinale, wo erst gegen den FC Chelsea das Aus kam, ließ den ein oder anderen österreichischen Fußballfan schon für die Schweizer Nachbarn mitfiebern. Auf dem Weg dorthin wurden mit Dnipro Dnipropetrovsk, Zenit St. Petersburg und den Tottenham Hotspurs drei durchwegs große Namen eliminiert. Drei Auftritte in den letzten vier Jahren in der Gruppenphase der Champions League trugen ebenso zum guten Ruf des FC Basel in Europa bei. Überhaupt gilt der Serienmeister der Schweiz hierzulande oft als der Verein, an dem es sich zu orientieren gilt, da er aus vermeintlich ähnlichen finanziellen Mitteln stets das Maximum herausholt.

Red Bull Salzburg hat nun die Chance, mit einem Weiterkommen gegen die Blau-Roten den mühsam gewordenen Vergleich bis auf Weiteres verschwinden zu lassen.

 

Ereilt Basel das Ajax-Schicksal?

Mit einem Gesamtergebnis von 6:1 haben die Salzburger den holländischen Traditionsverein Ajax Amsterdam im Sechzehntelfinale düpiert. Seitdem schwärmt nahezu ganz Europa vom Salzburger Pressing. Sogar in einem Artikel der Online-Ausgabe der New York Times wurde die Spielweise zuletzt thematisiert. Extrem hohes Verteidigen bereits in der Hälfte des Gegners, aggressives Gegenpressing nach Ballverlust, mit dem Ziel den Ball in wenigen Sekunden wieder zurückzuerobern, sowie die hohe Laufbereitschaft der Außenverteidiger sind die Säulen des Salzburger Erfolgs.

Ajax hatte all diese Tugenden am eigenen Leibe bitterst erfahren müssen und fand kein Rezept gegen die begnadeten Offensivkünstler aus der Mozartstadt. Sich darauf zu verlassen, dass der FC Basel die Bullen unterschätzt – wie es Ajax offensichtlich tat – wäre allerdings fatal. Im Gegensatz zu den Duellen mit den Holländern findet sich Salzburg nun in der Favoritenrolle wieder. Darin liegt wahrscheinlich auch die größte Gefahr. Denn ins offene Messer wird der Schweizer Meister bestimmt nicht rennen. Es ist davon auszugehen, dass auch Murat Yakin, der Coach der Basler, die beiden Partien der vorangegangenen Runde analysiert und daraus seine Schlüsse gezogen hat. Noch ist es jedoch keinem gelungen, den Salzburgern den Wind aus den Flügeln zu nehmen.  

 

Ausfälle auf beiden Seiten

Beide Trainer können im Hinspiel des Achtelfinales nicht auf ihren kompletten Kader zurückgreifen. Bei Salzburg fehlen mit Isaac Vorsah und Andreas Ulmer zwei Defensivspieler aufgrund von Verletzungen, hinzu kommt Stürmer Alan, der in dieser Saison bereits vier Treffer in der Europa League verbuchen konnte. Er laboriert weiterhin an einer Muskelverletzung im Oberschenkel. Auf der linken Abwehrseite wird vermutlich Dusan Svento anstelle von Ulmer spielen, Alan könnte in der Offensive durch Robert Zulj ersetzt werden. Allein die drei Offensiven Kampl, Mane und Soriano haben gemeinsam für 13 Tore und 7 Assists in den bisherigen 10 Spielen der Europa League gesorgt. Hinzu kommt nun Robert Zulj, der erst seit Winter dabei ist, sich aber bereits nahtlos in das Spiel der Bullen einfügen konnte.

Basel-Coach Yakin muss nach dem 1:1-Unentschieden im Meisterschaftsspiel gegen den FC St. Gallen möglicherweise gleich auf mehrere Spieler verzichten. Außenverteidiger Kay Voser fehlt mit einer Muskelzerrung auf jeden Fall, hinter den Einsätzen von Kapitän Marco Streller (Wadenquetschung) und dem ivorischen Mittelfeldspieler Geoffroy Serey Die stehen große Fragezeichen. Vor allem der 1,95-Meter große Streller wäre für das Offensivspiel der Schweizer ein herber Verlust. Im Rückspiel des Sechzehntelfinales gegen Maccabi Haifa erzielte der 32-Jährige zwei Treffer beim 3:0-Sieg. Möglichen taktischen Bestrebungen, die darauf ausgelegt wären, das Salzburger Pressing mit hohen Bällen zu umgehen würde ein Ausfall Strellers einen dicken Strich durch die Rechnung machen. In der abschließenden Pressekonferenz am Mittwoch verlängerte Yakin die Liste der Verletzten Spieler gar um Ivanov, Schär, Diaz, Safari und Taulent Xhaka.

 

Basel mit viel internationaler Erfahrung

Den herausragenden Spieler mit der Torquote eines Jonatan Soriano sucht man in den Reihen des FCB vergeblich. Die Mannschaft ist jedoch gut eingespielt und agiert aus einer sicheren Abwehr heraus, die von Nationalspieler Fabian Schär, der auch bei Standardsitutationen gefährlich ist, organisiert wird. Mit dem Ägypter Mohammed Salah verlor man im Winter den stärksten Spieler an Chelsea London. Sein Abgang konnte nicht kompensiert werden.

Mit Fabian Frei und Valentin Stocker (beide Jahrgang 1989) verfügt Basel im Mittelfeld über zwei Spieler, die trotz ihres geringen Alters bereits auf 45 bzw. 60 Spiele in europäischen Bewerben zurückblicken können. Mit Matias Delgado, Gaston Sauro und Marcelo Diaz stehen drei Spieler aus Südamerika im Kader. Spielmacher Delgado steht nach zuletzt schwachen Leistungen jedoch schwer in der Kritik. Der mögliche Ausfall Marco Strellers würde bedeuten, dass der Ivorer Giovanni Sio den Platz an vorderster Front besetzen würde. Dieses Szenario würde für Salzburg sicher keinen Nachteil bedeuten.

Die Überlegenheit Basels hinsichtlich internationaler Erfahrung spiegelt auch der Durchnittswert an Spielen in UEFA-Bewerben auf Klubebene wider. Die Startelf, die Basel-Coach Murat Yakin im Sechzehntelfinal-Rückspiel gegen Maccabi Haifa aufs Feld schickte, brachte es auf durchschnittlich 39,5 Spiele, die der Salzburger im Heimspiel gegen Ajax Amsterdam auf gerade einmal 25,1 Spiele. Ob Erfahrung alleine reicht, um den Erfolgslauf der Bullen zu stoppen, darf zumindest angezweifelt werden.

 

Die reichste Familie der Schweiz steht auf den FCB

Während der Anteil Dietrich Mateschitz' am Salzburger Fußballwunder augenscheinlich ist, agieren die Mäzene des FC Basel eher im Hintergrund. Dass hinter dem Basler Erfolg mit Gisela Oeri eine Milliardärsgattin (sie ist eine Erbin des Pharma-Konzerns Hoffmann-LaRoche) steht, die mithalf den Klub auf starke Beine zu stellen, wird nämlich allzu oft vernachlässigt. Von 2006-2012 war die gebürtige Deutsche Präsidentin des FCB, danach zog sie sich in die Nachwuchsarbeit zurück.

Das Budget der Basler, die alleine 2012 einen Gewinnen von 15 Millionen Euro erwirtschafteten, profitiert natürlich auch von den guten Auftritten in europäischen Bewerben. Dazu kommt die hervorragende Transferpolitik des Vereins. Allein mit ÖFB-Teamspieler Aleksander Dragovic (Dynamo Kiew) und Mohammed Salah (Chelsea London) wurden in den letzten beiden Perioden zwei Spieler um 9 bzw 12,5 Millionen Euro veräußert, die gemeinsam nur 3,5 Millionen gekostet hatten. Xherdan Shaquiri vom FC Bayern München sei hier als weiteres Beispiel genannt.

 

Es geht um sehr viel

In der UEFA-Fünfjahreswertung liegt die Schweiz derzeit auf dem 13. Rang, mit 1,3 Punkten hauchdünn vor Österreich. Im Falle zweier Siege der Salzburger im direkten Duell gegen Basel, sowie einem weiteren im Verlauf des Turniers würde Österreich die Eidgenossen in der Tabelle überholen und den so begehrten 13. Rang, der gleichbedeutend mit einem Fixplatz in der Gruppenphase der Champions League für die Saison 2015/16 ist, einnehmen. Mehr Ansporn für das KO-Duell kann es kaum geben, da im Selbstverständnis der Bullen der Meister, der dieses Zuckerl in Anspruch nehmen könnte ohnehin nur sie selbst sein können. Und Champions League und Red Bull, das war ja bis jetzt so eine Sache…

 

Salzburg ist gewarnt, oder auch nicht

Es wartet ein heißer Kampf im St.Jakob-Park auf die beiden Mannschaften. Mit einem Salzburger Weiterkommen im K.O.-Duell könnte die Vorherrschaft des FC Basel im Alpenraum gehörig ins Wanken geraten. Die vor Selbstvertrauen strotzenden Bullen sind jedoch gewarnt. Der 2:1-Sieg an der Stamford Bridge beim dortigen FC Chelsea im September zeigt die Stärke des FC Basel. Ähnliches hat man aber auch über den Sieg Ajax Amsterdams über Barcelona in der Gruppenphase der Champions League gesagt. Und wie das Duell gegen die Holländer ausgegangen ist, wissen wir ja alle.

 

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