Wird das UEFA Europa League Finale zur Farce?
Am Mittwochabend treffen Arsenal und Chelsea in einem hochkarätigen UEFA Europa League-Finale aufeinander. Das Spiel steht aber ganz im Schatten der Diskussion um den Austragungsort. Gespielt wird nämlich im Nationalstadion von Baku – was vor allem in den letzten Tagen für viel Kritik gesorgt hat. Wir haben uns die Probleme rund dem heurigen Europa League-Finalort angesehen.
[ticket_banner]
Politische Spannungen
Arsenal-Stürmer Henrikh Mkhitaryan wird im Finale am 29. Mai nicht auflaufen. Grund dafür ist ein Konflikt zwischen Aserbaidschan und seinem Heimatland Armenien um die Region Bergkarabach. Die UEFA und auch Aserbaidschan beteuerten bereits, dass Mkhitaryan in Baku auflaufen könnte, doch der Verein und auch seine Familie entschieden sich aus Sicherheitsgründen dagegen. Bereits in der Gruppenphase verzichteten die Gunners im Gastspiel bei Qarabag Agdam auf den Armenier, 2015 blieb er damals noch als Dortmunder gegen FK Qäbälä zu Hause.
Arsenal-Goalie und Mkhitaryans Teamkollege Bernd Leno hat im Kicker deutliche Worte gefunden. „Das ist ein Skandal, dass er deswegen nicht spielen kann. Er arbeitet die ganze Saison hart und kann dann aus politischen Gründen nicht mit zu so einem Finale kommen“, so der Deutsche. Neben der politischen Lage, gibt es in Baku aber noch andere Probleme.
Organisatorische Probleme
Das Stadion in Baku fasst über 70.000 Zuschauer. Beide Vereine bekommen aber nur jeweils 6.000 Tickets für ihre Fans, die restlichen Karten wandern an Sponsoren, Partner und an neutrale Fans. Laut UEFA kann der Flughafen in Baku nicht mehr als 15.000 Passagiere pro Tag abfertigen – deshalb bekommen beide Vereine viel zu wenige Karten für ihre Fans.
Das Fußballfest rückt einmal mehr in den Hintergrund – und auch der Schwarzmarkt wird damit gefördert. Ein Londoner Derby in einem europäischen Finale lockt mehr als 6.000 Fans beider Vereine ins Stadion – und so könnten erneut Finalkarten sehr überteuert auf dem Schwarzmarkt landen. Wobei nicht jeden zieht es nach Baku. Die Einwohner von Aserbaidschan sind zwar fußballbegeistert, doch bei den europäischen Fans und Groundhoppern steht Baku nicht unbedingt für Fußball-Romantik. Die aserbaidschanische Hauptstadt ist schwer zu erreichen (bis zu 27 Stunden Reisezeit und Flugtickets um die 1000€), es gibt große Sicherheitsbedenken und eine Journalistin berichtete zuletzt von Einschränkungen für die Einwohner Bakus – auch wenn alles daran gesetzt wird, dass sich die Fans in Baku sicher und wohl fühlen. Aber das alles anscheinend auf Kosten der Einwohner.
„Keine Veranstaltung, die in Baku ausgetragen wird, kann europäisch genannt werden. Wir leben nicht in einem wahren europäischen Land, wo Menschenrechte und Meinungsfreiheit respektiert werden“, sagte etwa Oppositionspolitiker Ilgar Mammadow im Deutschlandfunk. Liverpool-Trainer Jürgen Klopp wurde sogar deutlicher. Er verstehe „nicht was die Leute frühstücken, die so eine Entscheidung (Anm. Finale in Baku) treffen“.
Anstoßzeit
Ein großes organisatorisches Problem ist auch die Anstoßzeit. Das Spiel wird um 21:00 MEZ angepfiffen – ideal für die Fußball-Fans in Europa. In Baku ist es zu Spielbeginn aber bereits 23:00 Uhr – das Spiel wird also bis spät in die Nacht hinein dauern. Im Falle eines Elfmeterschießens sogar bis zwei Uhr morgens. Für die Spieler und Fans vor Ort gibt es also viele Umstände, wieso sich die Vorfreude auf das eigentlich hochkarätige Finale in Grenzen halten könnte.
Die UEFA ist sich über die Probleme mit dem Finalort Baku bewusst – zumindest könnte man die Aussagen von UEFA-Präsident Aleksander Ceferin so interpretieren. „Die Menschenrechtslage ist hier ein Problem, das ist sie in anderen europäischen Staaten jedoch auch. Die Menschen dort lieben den Fußball. Und der darf von der Situation nicht gestoppt werden“, sagte er im Spiegel. Doch geht es überhaupt um die Fans? Mit SOCAR ist nämlich der staatliche Öl-Konzern von Aserbaidschan Sponsor der UEFA. Leiter von SOCAR ist übrigens Rovnag Abdullayev, der auch Präsident des aserbaidschanischen Fußballverbandes ist. Ob es einen Zusammenhang gibt?
Das könnte dich auch interessieren
[app_teaser]