Rest der Welt

Interview mit Michael Gspurning

„Habe in meiner Karriere generell auf mich selber gehört“

Seit seinem Wechsel von Seattle zurück nach Griechenland im Jänner 2014 wurde es um Michael Gspurning in der österreichischen Medienwelt immer ruhiger. Wir wollten das ändern und haben den mittlerweile 33-jährigen Griechenlandlegionär via Skype zum Interview gebeten. Der ehemalige A-Nationalteam-Torhüter gewährt uns Einblicke in seine unterschiedlichen Karrierestationen, spricht über seinen Status Quo und das AMS-Team und verrät, was er möglicherweise nach seiner Fußballerkarriere anstrebt.

Hallo Michael! Vielen herzlichen Dank, dass du dir für ein Gespräch mit 12terMann.at Zeit genommen hast!

Nichts zu danken, schießen wir los!

 

Gerne! Du bist seit deinem Wechsel nach Griechenland in der Wintertransferperiode 2013/2014 in den österreichischen Medien leider nicht mehr so präsent, darum mal als erste Frage: Wie geht es dir denn?

In privater Hinsicht geht es mir gut, sportlich ist die derzeitige Situation jedoch auf jeden Fall ausbaufähig, da brauchen wir nichts zu beschönigen.

 

Michael, nach deiner erfolgreichen Zeit in den USA bist du im Jänner 2014 in deine zweite Heimat Griechenland zurückgewechselt. Zurzeit bist du bei Platanias Chania unter Vertrag, zuvor warst du für ein halbes Jahr Spieler von PAOK Thessaloniki – in beiden Fällen musstet du dich mit der Rolle des Ersatztormanns anfreunden. Warst du dir dieser Sache bei den Vertragsunterzeichnungen bewusst, oder haben dich die Entscheidungen der Trainer überrascht?

Sowohl bei PAOK als auch bei Platanias gab es im Endeffekt beinahe dasselbe Problem. Als ich im Jänner 2014 bei PAOK unterschrieben habe, wurde Jacobo Sanz aus dem Kader genommen. Im Sommer 2014 hätte es bei PAOK prinzipiell gepasst, doch Jacobo fand noch keinen neuen Klub und aus Konyaspor kehrte der ausgeliehene Itandje zurück, beide mit noch gültigen Verträgen. Meiner lief hingegen aus, wodurch ich schlechte Karten auf einen Verbleib hatte. Auch bei Platanias gab es bei meinem Wechsel mehrere Tormänner, wobei hier die Torhüter am Anfang aus unterschiedlichen Gründen nicht überzeugen konnten und sich die Verantwortlichen somit zum Handeln gezwungen sahen. Im Fall von Platanias war von Anfang an klar, dass ich mir die Sache mal bis zum Winter anschaue. Seit meiner Ankunft hat sich die sportliche Situation im positiven Sinn entwickelt, Platanias hat sich vom letzten Tabellenplatz gelöst und auch der Tormann leistete sich bislang keinen Patzer. Somit gab es für den Trainer keinen Grund für einen Wechsel auf dieser Position, das muss ich natürlich verstehen. Mir bleiben derzeit die Freundschaftsspiele und die Cuppartien, der Status Quo ist selbstverständlich für mich keine optimale Lösung.

 

Platanias Chania liegt derzeit in der Super League auf dem 12. Platz, seid ihr im Soll?

Ja absolut! Zu Hause läuft es zwar noch etwas holprig und wir könnten spielerisch sicher noch etwas zulegen, aber von den Ergebnissen passt es absolut. Seit das Maskottchen Michi Gspurning da ist (lacht) geht es ja steil bergauf, vom letzten Platz aktuell auf den 12. Aber natürlich hätte ich mir gewünscht, dass ich öfters spiele und so mehr zu der derzeitigen Situation beitragen hätte können.

 

Fühlst du dich bei deinem neuen Verein wohl?

Ja, ich kann behaupten, dass ich mich wohlfühle, die Mannschaft ist intakt und ok, der Ort ist zudem nett. Aber bevor ich hier jetzt in Urlaubsstimmung verfalle, ist es ganz klar, dass sich an der derzeitigen Situation ab Winter etwas ändern muss.

 

 

„Bevor ich hier jetzt in Urlaubsstimmung verfalle, ist es klar, dass sich an der derzeitigen Situation ab Winter etwas ändern muss.“

 

Dein Vertrag bei Platanias läuft mit 31.12.2014 aus. Kannst du dir eine Verlängerung vorstellen oder hast du bereits Angebote anderer Vereine vorliegen? Im Sommer wurde mal das Gerücht laut, wonach du beim New York City FC im Gespräch bist. Ist denn an dem Gerücht etwas Wahres dran?

Der erste Ansprechpartner ist auf jeden Fall Platanias Chania, es gibt aber auch schon Kontakte zu anderen Klubs in Griechenland. Bei Platanias muss man schauen, wie sich die Situation entwickelt: Kämpft man gegen den Abstieg, wird der Verein wahrscheinlich nicht zwei starke Torhüter benötigen, peilt man allerdings die Europa League an, so könnte dies vielleicht anders aussehen.
Zu dem Gerücht New York City kann ich verraten, dass das im Sommer tatsächlich ein Thema war. Da die Saisonvorbereitung in den USA jedoch erst wieder im Jänner beginnt, habe ich mich dann dazu entschlossen bei Platanias Chania zu unterschreiben – auch mit dem Hintergedanken, dass ich dann im Jänner 100% im Training bin.
Fakt ist auf jeden Fall, dass ich im Winter einen langfristigen Vertrag unterschreiben will, einerseits aus familiären Gründen und andererseits kann ich es mir nicht erlauben, dass ich auf lange Sicht nur auf der Bank sitze.

 

Im Sommer warst du über einen längeren Zeitraum ohne Verein, hast aus diesem Grund bei den sogenannten AMS-Kickern mittrainiert. Wie stehst du denn zu diesem Projekt?

Für mich war sofort klar, dass ich ab dem 1. Juli – also ab jenem Datum, ab dem ich ohne Verein war – bei dieser tollen Sache teilnehmen will. Für österreichische Kicker hat es das heuer erstmals gegeben, in anderen Ländern hat sich diese Möglichkeit für vereinslose Kicker längst etabliert. Wie es Usus ist, hat es über diese Trainingsgruppe natürlich kontroverse Meinungen geben: belächelnde, sinnhinterfragende, das Thema schaffte es sogar in die Politik.
Das Camp war aber gerade im persönlichen und psychologischen Bereich ein voller Erfolg. Neben erfahrenen Kickern, die in ihrer Karriere schon einiges erleben durften und auch finanziell einigermaßen abgesichert sind, trifft man dort auch junge Kicker, die tatsächlich um ihre Existenz im Profisport bangen müssen. Aus diesem Grund war es wichtig, dass mit Hans-Peter Berger, Peter Hlinka und mir drei erfahrene Fußballer vor Ort waren und so mit den betroffenen Jungs reden konnten und sie dadurch aufbauen und ermutigen konnten.
Auch aus zwischenmenschlicher Sicht ist das Camp perfekt verlaufen und das, obwohl wir ein bunt zusammengewürfelter Haufen waren und die Situation für alle von uns wenig zufriedenstellend war.

 

Als Außenstehender hat man in diesen Bereich wenig Einblick, wie kann man sich denn diese Trainingsgruppe vorstellen?

Wir haben dreimal über je zwei Wochen trainiert, jeweils von Montag bis Freitag oder von Montag bis Donnerstag. An jedem Tag gab es zwei Trainingseinheiten, somit ging es dort auch ordentlich zur Sache.

 

Ich schätze, du hast dir bereits Gedanken gemacht hast, wie es nach deiner Karriere als Fußballer weitergehen soll. Du hast ja zum Beispiel erste Erfahrung im TV gesammelt, warst bei Servus TV als Co-Kommentator geladen. Übt diese Aufgabe einen gewissen Reiz auf dich aus, oder siehst du dich in Zukunft eher in einem anderen, möglicherweise auch nicht sportlichen, Bereich? Derzeit absolvierst du ja den FIFPro-Studienlehrgang „Sport- und Tourismus-Management“.

Natürlich sehe ich mich zurzeit auch nach etwaigen anderen Perspektiven um, klar ist auch, dass ich noch ein paar Jahre als Profi tätig sein möchte.
Die Erfahrung als Co-Kommentator bei Servus TV war aber auf jeden Fall eine tolle und lustige Erfahrung, auch die Rückmeldungen waren durch die Bank positiv. Die gesamte Abwicklung hat wunderbar geklappt, doch 100% kann ich mich in Zukunft auf einen Job bei Servus TV natürlich nicht verlassen und persönlich möchte ich mich auch für die Zukunft noch gar nicht einschränken. Das soll allerdings nicht heißen, dass so eine Tätigkeit für mich in Zukunft nicht mehr in Frage kommt, ganz im Gegenteil, ich möchte diese Möglichkeit auch weiterverfolgen.
Auch habe ich während meiner Zeit in den USA Dinge kennengelernt, bei denen man über den viel zitierten Tellerrand hinausblickt, zusätzlich absolviere ich – wie du bereits gesagt hast – gerade mit Matthias Sereinig und Christoph Freitag (Anmerkung der Redaktion: beides Spieler bei Wiener Neustadt) ein Studium des „Sport- und Tourismus-Managements“. Das ganze macht mir enorm viel Spaß und gibt mir entgegen meinen Erwartungen zusätzlich Energie. Das tolle an dem Studium ist, dass es einfach total konträr zum Spitzensport ist, ich auch mental und geistig voll gefordert werde. Derzeit sieht mein Tag so aus, dass ich nach dem Training nach Hause komme und mich sofort meinem Studium widme.

 

„Das tolle an dem Studium ist, dass es einfach total konträr zum Spitzensport ist, ich auch mental und geistig voll gefordert werde.“

 

Das hört man gerne! Eines möchte ich allerdings noch wissen: Würde für dich eine Trainerkarriere in Frage kommen?

Ja, auch das ist natürlich eine Überlegung, jedoch möchte ich hier eher meine Erfahrung und mein Wissen als Torhüter weitergeben, also tendiere ich in Richtung einer Tormanntrainerausbildung – im Dezember hätte ich diese bereits beginnen wollen, doch das muss ich nun aufgrund meiner derzeitigen vertraglichen Situation hinten anstellen. Auf mich übt im Speziellen der Kinder- und Jugendbereich einen Reiz aus, ganz ausschließen möchte ich allerdings eine Anstellung als Tormanntrainer im Profibereich auch nicht.

 

 

Sieht man sich deinen Lebenslauf an, so fällt auf, dass dir der große Durchbruch in einer ersten LIga bei Skoda Xanthi in Griechenland gelang. In Österreich hast du bei DSV Leoben eine wichtige Rolle gespielt, es folgte der Wechsel zu Pasching, wo du nicht über die Reservistenrolle hinauskamst. Worin siehst du die Gründe, dass dir im Ausland so schnell der Erfolg beschert war?

Ich bin 2004 als Talent – tatsächlich galt man damals als 24-jähriger Tormann noch als unerfahren – von DSV Leoben nach Pasching gewechselt und eigentlich war vorgesehen, dass ich Josef Schickelgruber nach ein paar Jahren als Einsergoalie hätte beerben sollen. Ich war ja schon kurz davor, den Durchbruch bei Pasching zu schaffen, doch nach zwei Spielen saß ich zur Überraschung vieler wieder auf der Bank – Gründe wurden mir bis heute noch nicht wirklich genannt, aber gut, damit kann ich umgehen. Vielleicht war ich damals auch einfach noch zu brav und habe die Entscheidung zu leicht akzeptiert – so war ich damals einfach. Heutzutage hätte das möglicherweise anders ausgeschaut, mittlerweile gibt es ja immer mehr junge Torhüter, teils haben diese Entscheidungen auch mit den finanziellen Möglichkeiten der Clubs zu tun. Allgemein hat sich die Situation als Profi total geändert, ich kann mich noch erinnern, als ich bei Pasching unter Vertrag stand, waren lediglich zwei Stammspieler unter 30.
Jetzt komm ich dann auch wieder zu deiner eigentlichen Frage zurück – der Vorteil bei meinem Transfer nach Griechenland war einfach die objektivere Beurteilung im Verein. Dadurch konnte ich befreit trainieren und wurde dafür auch schlussendlich mit dem 1er-Leiberl belohnt.

 

Als Stammtorhüter in Griechenland hast du dann auch den Sprung ins Nationalteam geschafft, gabst dein Debüt am 19.11.2008 bei der 2:4-Niederlage gegen die Türkei. Insgesamt stehen drei Einsätze für Österreich zu Buche, nach der 0:1-Niederlage gegen Serbien am 06.06.2009 wurde es um dich im Nationalteam jedoch immer ruhiger. Warum ist das so passiert beziehungsweise gab es eine Erklärung dafür?

Ja, es gab damals eine Erklärung von Didi Constantini. Nach der 0:1-Niederlage gegen Serbien hat er mich ein- oder zweimal nicht einberufen – begründet hat er dies damit, dass er mich einfach aus der medialen Schusslinie nehmen wollte. Im Anschluss war ich dann ja wieder bis Ende 2012 als 2er- oder 3er-Tormann dabei, dann kam es zum Wechsel in die USA. Ich bin im Dezember 2011 vor der grundlegenden Entscheidung gestanden, willst du weiterhin im Nationalteam spielen oder wechselst du nach Seattle? Wenn ich im Nationalteam die Nummer eins gewesen wäre, dann hätte ich diesen Schritt in eine damals fremde Welt nicht gemacht. Ich habe bewusst in Kauf genommen, dass ich das Thema Nationalteam durch den Wechsel in die USA wahrscheinlich abhaken kann, der 2er- oder 3er-Goalie hat halt nicht die Wichtigkeit, dass man ihn von weit her einfliegt. Viele Spieler würden diesen Schritt so wahrscheinlich nicht tun, andererseits haben viele Kicker nie die Chance auf solch einen Transfer – ich habe aber in meiner Karriere generell auf mich selber gehört und nicht die Entscheidungen getroffen, die von einem Profi zu erwarten sind, beziehungsweise die der Großteil der Profis machen würde. Für mich haben diese Entscheidungen immer gepasst, egal ob man sie als Außenstehender nachvollziehen konnte oder auch nicht. Natürlich könnte man nun diskutieren, wie viele Länderspiele ich jetzt wohl hätte, wäre ich damals in Europa geblieben, aber ich habe meine Entscheidungen so getroffen und bereue diese in keiner Weise.

 

„… aber ich habe meine Entscheidungen so getroffen und bereue diese in keiner Weise“

 

 

Nach deinen fünf erfolgreichen Jahren in Xanthi (insgesamt 92 Einsätze) bist du, zur Überraschung vieler, in die USA gewechselt. Der Seattle Sounders FC war ab dem 01.01.2012 deine neue Heimat, du wurdest dort Nachfolger von Urgestein Kasey Keller. Schnell hast du dort den Sprung in die Stammelf geschafft, bist zum absoluten Publikumsliebling mutiert. Auch sportlich war die Zeit in Seattle ein voller Erfolg, unter anderem hast du in der Saison 2011/2012 in der CONCACAF Champions League gespielt. Trotzdem hast du deine Zelte in Seattle abgebrochen, wärst du gerne länger in dieser sportverrückten Stadt – so hast du sie einmal genannt – geblieben?

Die Entscheidung, damals in die USA zu wechseln war, wie bereits gesagt, die richtige, ich habe im Bereich Fußball, aber auch abseits davon viel gelernt und erlebt. Aus diesen genannten Gründen hätte es mich auf jeden Fall gereizt, in Seattle zu bleiben, der eigentliche Plan war auch nicht jener, dass ich wechsle. Ein großes Abenteuer damals in Seattle waren auch die Heimspiele vor 60.000 enthusiastischen Fans, einfach zu zeigen, dass ich zwar nicht Kasey Keller bin, die Fans allerdings auch an mir Freude haben können. Das war auch wichtig für meine Persönlichkeit, ich habe gewusst, ich muss den Leuten dort etwas präsentieren, die haben in Seattle nicht einfach auf mich gewartet. Die Ausgangslage war auf jeden Fall alles andere als leicht, Kasey Keller war Kapitän und absoluter Publikumsliebling und ich bin im Nachhinein wahnsinnig stolz, dass ich diese Situation so souverän geschafft habe.
Die Gründe für meinen Abgang von Seattle waren dann jedoch die Regeln der MLS, der „Salary Cap“. Für mich hätte eine Vertragsverlängerung damals, das gebe ich gerne zu, eine große Gehaltseinbuße bedeutet. Das konnte ich nach all meinen für den Verein getätigten Leistungen so ganz ehrlich nicht akzeptieren – dazu stehe ich. Dann kam das Angebot von PAOK und ich musste ob der Faszination PAOK keine Sekunde lang zögern, dieses Angebot schlussendlich anzunehmen – natürlich hatte das Angebot auch einen finanziellen Reiz, das gebe ich gerne zu. Fußball ist einfach ein Profigeschäft und ich bin mittlerweile in einem Alter, in dem ich dann auch auf die Zahlen schauen muss.

 

„… ich habe gewusst, ich muss den Leuten dort etwas präsentieren, die haben in Seattle nicht einfach auf mich gewartet.“

 

Du hast zuvor den sogenannten „Salary Cap“ genannt, quasi eine Gehaltsobergrenze, die im US-amerikanischen Sport Usus ist. Das Ziel dahinter ist die Kontrolle über die Gehaltskosten und die Schaffung einer finanziellen Ausgeglichenheit bei den diversen Klubs. Sieht man sich die teils wahnsinnigen Gehälter in Europa an, könnte man meinen, dass dies auch bei uns ein Thema sein sollte. Wie stehst du zu dieser Thematik beziehungsweise worin siehst du die Stärken und Schwächen dieses Systems?

Die Idee hinter dem „Salary Cap“ ist gut, jeder Verein kann gleich viel Geld ausgeben. Zwar können sich manche Klubs entgegen anderen einen Clint Dempsey oder Thierry Henry als designated player leisten (Anmerkung der Redaktion: pro Team sind lediglich drei designated player – das heißt Spieler, die gesondert bezahlt werden – erlaubt), aber drei Spieler machen am Feld zumeist nicht den Unterschied aus. Nebenbei sei erwähnt, dass jeder im Internet nachlesen kann was der „Salary Cap“ ist und wie viel jeder Spieler verdient.
Das Problem beim „Salary Cap“ ist jedoch, dass man als Team sehr situationsabhängig ist – man muss sich vorstellen, ein Tormann in der MLS verdient zwischen 200.000 und 250.000 Dollar brutto. Jetzt ist allerdings die Qualität des Spielers nicht so entscheidend wie die Tatsache, dass der Spieler ins Gehaltsgefüge passt. Wenn nun ein etwas teurerer Tormann verpflichtet wird, dann muss an einer anderen Position eingespart werden und deswegen verdienen viele Spieler in diesem System nicht, was ihnen eigentlich zustehen würde, sondern, was schlussendlich übrig bleibt und dies macht es für die Spieler schlussendlich schwierig.

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Der MLS wird hierzulande wenig Beachtung geschenkt, aus eigener Erfahrung bin ich jedoch der Meinung, dass sich Soccer in den letzten Jahren in den USA mächtig weiterentwickelt hat. Stellt man nun die MLS zum Beispiel der griechischen und österreichischen ersten Liga gegenüber, wo liegen hier die Unterschiede?

Die MLS hat sich in den letzten 10 Jahren wirklich extrem weiterentwickelt und ist derzeit mit Sicherheit stärker als die österreichische und die griechische erste Liga. Gerade in der Dichtheit der Liga übertrifft die Major League sowohl die österreichische Bundesliga als auch die griechische Super League. In Österreich ist zum Beispiel der Unterschied innert der Liga viel größer und da fällt dann gerade die Stärke des „Salary Caps“ auf. In den USA kann man vor der Saison zumeist nicht sagen, welche Teams es in die Playoffs schaffen, das ist von Jahr zu Jahr einfach verschieden und das macht somit auch den Reiz der MLS aus. Vielleicht ist sie spielerisch nicht ganz auf dem Niveau der griechischen Super League, doch gehört die Zukunft des Fußballs den USA. Das Ziel ist 2020 zu den stärksten Ligen der Welt zu gehören, ob sie es wirklich bis ganz nach oben schaffen, das kann man bezweifeln. Mit den Möglichkeiten in diesem Land – Stichwort Sponsoren – kann man in Zukunft eine sehr wichtige Liga sein, aber welche Schritte zum Beispiel zu setzen sind, dass zukünftig noch mehr Kicker aus Europa in die USA wechseln, das wird man sehen. Mittlerweile gelingt es aber schon manchem Verein, US-Amerikaner im besten Alter zurück in die MLS zu holen, Clint Dempsey und Michael Bradley kann man hier stellvertretend nennen. Dass dies auch ein bisschen Geld kostet, darüber braucht man, glaube ich, nicht lange diskutieren (lacht).
Ein letzter Satz noch zur MLS: Es sind zum Beispiel auch viele Nationalspieler aus Südamerika – häufig aus Honduras oder Costa Rica – in den USA tätig, das hebt selbstverständlich auch das Niveau der Liga.

 

Lass uns am Ende noch auf das ÖFB-Team zu sprechen kommen. Unter Marcel Koller hat sich das Team merklich im taktischen und spielerischen Bereich entwickelt, in der Qualifikation zur EM 2016 spielt man in der Gruppe eine wichtige Rolle, am Samstag konnte man zu Hause Russland mit 1:0 besiegen. Man geht als Gruppenerster mit vier Punkten Vorsprung in das Länderspieljahr 2015. Verfolgst du die Spiele des österreichischen Nationalteams in Griechenland?

Ja, natürlich verfolge ich die Spiele des Nationalteams auch in Griechenland, das Spiel gegen Russland konnte ich sogar in einem Café verfolgen, habe anschließend auch gleich auf Facebook und Twitter meine Glückwünsche bekundet. Zurzeit schaut es für das Nationalteam in puncto EM-Qualifikation ja wirklich gut aus.

https://twitter.com/MGspurning/status/533688391754612736

 

Geistert bei dir das Thema Nationalteam noch im Hinterkopf herum – sprich, könntest du dir vorstellen, nochmals das Teamtrikot überzuziehen?

War man einmal im Team dabei, dann ist das natürlich immer ein Thema, aber ganz ehrlich, derzeit brauche ich da gar keine Ansprüche stellen. Aktuell ist es für mich einfach deutlich wichtiger, dass ich im Winter die richtige Lösung auf Clubebene finde.

 

Auch die Nachwuchsnationalteams lassen in letzter Zeit aufhorchen, einige Talente spielen mittlerweile im Ausland und sind dort teils auch bereits Leistungsträger. In Österreich herrscht immer die Diskussion, wann denn ein junger Kicker den Sprung ins Ausland wagen soll. Willi Ruttensteiner meinte zuletzt, dass man so lange wie möglich in Österreich bleiben sollte, Kevin Wimmer hingegen vertritt die Meinung, dass man als talentierter Kicker Österreich möglichst schnell verlassen soll. In welche Richtung tendierst du dabei?

Ganz ehrlich, ich würde in diesem Fall beiden Personen Recht geben. Man kann zu dieser Thematik einfach kein einheitliches Statement abgeben. Da gibt es einfach so viele Faktoren, die beachtet werden müssen, das hängt  vom Spieler ab: Qualität, Alter, die sportliche und mentale Reife können different sein, oder einfach die Situationen bei den Klubs im In- und Ausland sind unterschiedlich. Da müssen einfach viele Aspekte berücksichtigt werden, als gegenwärtiger Student würde ich sagen, dass man hier über eine „research question“ nachdenken muss – vielleicht greife ich dieses Thema ja gemeinsam mit Matthias und Christoph im Zuge einer Abschlussarbeit auf (lacht).

 

Michael, das war es auch schon. Vielen Dank, dass du dir für ein Gespräch mit 12terMann.at Zeit genommen hast. Viel Glück für die nächsten Wochen und eine erfolgreiche Vereinssuche im Winter.

Nichts zu danken – ich danke, dass ihr euch bei mir gemeldet habt!

 

(Christian Semmelrock)

Christian Semmelrock

 

Christian SEMMELROCK
(Redaktion / Charity)

Bei 12terMann seit: 11/2013

M: christian.semmelrock@12terMann.at