Österreichische Bundesliga

Österreichs Großklubs in der Krise

13, 14 , 15 – nein, das ist nicht etwa eine Zahlenreihe, die es im Zuge eines IQ-Test fortzusetzten gilt. Dies ist genau jene Anzahl an Treffern, die die Austria, Rapid und Sturm bislang in der laufenden Spielzeit bis hin zur 14. Runde der Bundesliga erzielen konnten. Bloß die Admira, ihres Zeichens Schlusslicht der neuen Zwölferliga, liegt mit lediglich zwölf Treffen hinter den österreichischen Großklubs. Da wundert es wenig, dass die drei Teams ihren Ansprüchen weit hinterherhinken und sogar um die Teilnahme in der Meisterrunde bangen müssen. Doch wie kam es zu dem aktuellen Status Quo? Wir haben mögliche Gründe für euch durchleuchtet.

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Red Bull Salzburg und das liebe Geld

Seit dem Einstieg von Dietrich Mateschitz als Sponsor bei Red Bull Salzburg mutierte der Klub aus der Mozartstadt zum Lieblings-Hass-Objekt der übrigen heimischen Großvereine. Nicht selten wird – vorallem aus Wien – der finanzielle Vorteil des Serienmeisters als Ausrede für eigene schlechte Leistungen hinter dem Vorhang hervorgeholt. Tatsächlich ist ein solcher nicht vom Tisch zu weisen, doch müsste diese Ausrede dann ebenso für Vereine wie dem TSV Hartberg oder dem WAC gelten, die budgettechnisch weit hinter den Wienern und Grazern angesiedelt sind, tabellarisch derzeit allerdings die Nase vorne haben. Vergessen wird überdies zu gerne, dass beinahe sämtliche Vereine sportlich von den Salzburgern profitieren – sei es durch fixe Transfers von in Salzburg (teils) ausgebildeten Spielern (für Rapid sei hier stellvertretend Stefan Schwab genannt, für die Austria Lucas Venuto und für Sturm Graz Peter Zulj) oder durch ein Leihgeschäft. Zusätzlich wird gerne unten den Teppich gekehrt, dass der gesamte Österreichische Fußball durch die aktuellen Europa Cup-Erfolge der Bullen gewinnt, beispielsweise durch einen fixen Startplatz in der Europa League.

Vorhandenes Konzept vs. Konzeptlosigkeit

Der zuvor beschriebene finanzielle Unterschied zwischen den Klubs könnte durchaus kaschiert werden, beispielsweise durch ein vorhandenes Konzept. Salzburg hat es vorgemacht – wenn auch nicht gleich von Beginn weg. Seit mehreren Saisonen zieht sich ein roter Faden durch die Spiele der Salzburger, von der Jugend an wird auf eine spezielle Spielkultur hintrainiert, Spieler genau für das Konzept verpflichtet.

Diverse Vereine in Österreich ziehen langsam nach; der LASK, der Oliver Glasner Zeit gab, etwas auf die Beine zu stellen, aber auch der WAC, bei dem Christian Ilzer nur unterschrieben hat, weil er Mitspracherecht bei der Kaderzusammenstellung hatte, Aufsteiger Hartberg etc. setzen auf ein Konzept, das mittlerweile seine Früchte trägt. Als Großklub muss die Frage erlaubt sein, warum ein Michael Liendl, ein Marcel Ritzmaier oder ein Lukas Schmitz zum WAC wechseln – am Geld wird es nicht liegen, wohl auch nicht am idyllischen Kärnten. Vielmehr dürfte das vorgelegte Konzept die Herren überzeugt haben, die immerhin schon bei Klubs wie Fortuna Düsseldorf, Schalke 04 und PSV Eindhoven unter Vertrag standen. Bei Rapid, der Austria und Sturm ist ein wirkliches Konzept auf den ersten Blick für Außenstehende zumindest nicht erkennbar.

Rapid wollte immer ansehnlich Offensivfußball bieten, hat allerdings nun mit Didi Kühbauer einen Trainer verpflichtet, dessen Stärken eher im defensiven Bereich liegen. Überdies wurde zum wiederholten Mal ein Trainer eines direkten Ligakonkurrenten mitten in der Saison verpflichtet, der mit seinem damaligen Verein gerade einen Lauf hatte (bei Canadi war es der SCR Altach, bei Kühbauer der SKN St. Pölten). Ein ähnliches Experiment war mit Damir Canadi bereits – auch von der Spielanlage her – schon einmal krachend gescheitert.

Die Austria hat mit Thomas Letsch einen Coach unter Vertrag genommen, von dem sie sich ebenso ansehnlichen Fußball erwünscht hätten, war dieser doch durch die Salzburger Trainerschule gegangen. Dass Letsch bei seinen vorherigen Trainerstationen nicht gerade überzeugt hat, das wurde jedoch ignoriert. Und auch Sturm Graz gab zuletzt nicht wirklich ein gutes Bild ab.

Mit Heiko Vogel nahm man im vorigen Winter einen Trainer unter Vertrag, der das Ballbesitzspiel forcierte und durchaus für Offensivfußball stand. Nun gut, aufgegangen ist davon in der aktuellen Spielzeit wenig bis gar nichts, doch just als die Leistungen (wohlgemerkt nur die Leistungen) besser wurde, setzte man Vogel vor die Türe und holte mit Roman Mählich einen Trainer, der eher wieder auf Sicherheit bedacht sein dürfte und den man – O-Ton der Sturm-Verwantwortlichen – wegen seiner menschlichen Stärken verpflichtet hat.

Verfehlte Transferpolitik

Die Wogen gingen hoch in Graz, als im Sommer 2018 mit James Jeggo, Christian Schoissengeyr und Bright Edomwonyi drei Kicker direkt zur Wiener Austria wechselten und mit Uros Matic ein weiterer ehemaliger Sturm-Akteur bei den Violetten anheuerte. Zudem verabschiedete sich auch noch Deni Alar kurz vor dem Champions League-Spiel gegen Ajax Amsterdam in Richtung Wien, Rapid startete eine Heimholaktion. Schnell sah man sich in Graz in der Rolle des Opfers, ätzte gegen die Haupstadtklubs und verpasste es stattdessen wirklichen Ersatz für die abgewanderten Kicker zu holen.

Überdies wurde mit Marc Andre Schmerböck der clubinterne Ersatz für den nach Ingolstadt abgewanderten Thorsten Röcher an den WAC abgegeben und stattdessen der launische Lukas Grozurek in einer mehr oder wenigen schmutzigen Aktion von der Admira losgelöst, mit dem Ergebnis, dass Schmerböck in Kärnten richtig eingeschlagen hat und Grozurek in Graz bislang vieles schuldig blieb. Dass die medialen Auftritte auf Außenstehende wohl keinen guten Eindruck hinterlassen haben, das lassen wir hier mal unter den Tisch fallen.

Außerdem hat es in der letzten Transferperiode andere Vereinen ebenso schlimm erwischt, so wurden beispielsweise der Admira von Sturm zwei Spieler abgeluchst, zudem griff die Austria und auch der LASK ebenso bei den Mödlinger tatkräftig zu. Kaum ein negatives Wort war dabei aus Mödling zu hören, dabei geschieht der Ausverkauf der wackeren Admira beinahe jedes Jahr. Als zweites Extrembeispiel sei der Aufsteiger aus Hartberg genannt. Von nicht weniger als zehn Spieler musste das Team aus der Steiermark Abschied nehmen, gleich drei davon wechselten zum Ligakonkurrenten, dem WAC. Zudem eisten die Kärntner mit Christian Ilzer auch noch den Aufstiegstrainer aus Hartberg los.

Dass sich durch den teilweisen Aufkauf diverser Ligakonkurrenten noch kein wirklich fähiges Team bauen lässt, das muss die Austria aktuell am eigenen Leib erleben. Auch der SK Rapid Wien konnte im Sommer bei den Transfers nicht wirklich überzeugen. Wie zuvor erwähnt gelang es Fredy Bickel mit Deni Alar den Grazer Topscorer der Vorsaison zu verpflichten. Dass dieser allerdings schon zuvor in Wien nicht wirklich funktionierte und auch in dem derzeit praktizierten Spiel der Wiener wohl nicht wirklich funktionieren würde, das wurde scheinbar seitens der Verantwortlichen nicht bedacht. So steht Alar aktuell bei elf Einsätzen, wobei ihm drei Treffer gelangen. Auch sonstige Offensivakteure (nicht weniger als fünf Spieler wurden für den Offensivbereich nach Wien gelotst), mit Abstrichen bei Christoph Knasmüllner, konnten ihre Verpflichtungen bislang nicht rechtfertigen. Jeremy Guillemenot – vom großen FC Barcelona an die Donau geschifft – beispielsweise durfte sich erst dreimal in der Bundesliga präsentieren.

Gerade bei den beiden Wiener Vereinen hatte man im Sommer den Verdacht, dass diese einfach auf gut Glück ihre Transfers tätigten – Masse statt Klasse könnte hier das gängige Motto gewesen sein.

Sättigkeitsgefühl und Müdigkeit versus „es gibt immer was zu verbessern“

Der Rekordmeister und der Rekord-Cup-Sieger – wie oft hat man diese Ausdrücke bereits gehört. Fakt ist, dass man sich von bereits Vergangenem nichts kaufen kann und schon gar nicht ob der damals erungenen Titel heute guten Fußball spielt. Wenn man diverse Funktionäre aber auch Medien betrachtet, dann dürfte sich dies allerdings noch nicht überall durchgesprochen habe. Des Öfteren schwelgt man noch in Erinnerungen, lässt keine sich bietende Chance aus, auf Rekorde und Titel hinzuweisen und vergisst dabei ganz und gar, dass sich der Fußball weiterentwickelt hat. Vielmehr manifestiert sich als Zuseher ein gewisses Sättigkeitsgefühl bei gewissen Spielern.

Man nehme als Beispiel den SK Sturm Graz und den SK Rapid Wien. Während sich einige Grazer nach zig Partien ohne Sieg den Medien stellen und versuchen ein 0:0 gegen Innsbruck als Sieg zu verkaufen, da man ja wieder mal guten Fußball gezeigt hat, klopft man sich bei Rapid gegenseitig auf die Schultern, wenn es zu einem Unentschieden gegen Villarreal gereicht hat und träumt gleich voreilig – etwas überspitzt dargestellt – vom Aufstieg in die KO-Phase der Europa League, als Spartak Moskau zu Beginn der Gruppenphase überraschend besiegt werden konnte. Zudem holt man in Wien nun vermehrt die Ausrede mit der Doppelbelastung hervor, seien die Kicker doch langsam müde, da sie auf so vielen Hochzeiten gleichzeitig tanzen müssten und doch alle drei Tage ein Spiel stattfindet. Wer den internationalen Startplatz nur dafür holt, um sich im Anschluss über die Doppelbelastung zu beklagen, der hat den Sinn des Sports falsch verstanden.

Dem gegenübergesellt sei Red Bull Salzburg; hier wird – auch bei großen internationalen Siegen – keine Möglichkeit ausgelassen, auf Fehler in der Partie hinzuweisen und klarzustellen, dass man ebendiesen in Zukunft vermeiden möchte. Das fängt an bei Xaver Schlager und endet bei Trainer Marco Rose. Kein Anzeichen von Selbstzufriedenheit mit dem Erreichten, keines von Satt-Sein, immer den Blick nach vorne gerichtet, stets mit dem Ziel, Dinge, die nicht gut waren, beim nächsten Mal besser zu machen. Schießt man beispielsweise wie zuletzt fünf Auswärtstore, bekommt allerdings auch zwei Treffer eingeschenkt, dann wird nicht über die erzielten Tore gejubelt sondern erwähnt, dass die beiden Gegentreffer sinnlos waren und in Zukunft zu vermeiden sind.

Vielleicht würde diese Einstellung nicht nur den Salzburgern gut tun, eventuell könnte man sich hier auch in Wien oder Graz eine Scheibe abschneiden und langsam beginnen, die Salzburger in mancher Hinsicht als Vorbild anzusehen.

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