Sturm, Salzburg, Rapid & Co. – Die Hinrundenanalyse der österreichischen Bundesliga
10. Platz - SKN St. Pölten
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Manchmal ist es nicht einfach, die Situation eines Klubs in der heimischen Bundesliga in nur einem Wort zu beschreiben. Beim SKN St. Pölten erübrigt sich dies jedoch, denn beim Klub aus Niederösterreich kann die Herbstrunde der Meisterschaftssaison 2017/2018 dezent als infernalisch – und das ist noch nett ausgedrückt – bezeichnet werden. Lediglich sieben Punkte stehen nach 20 Spielen auf der Habenseite des Lederer-Klubs – damit ist der Verein stockletzter der österreichischen Bundesliga.
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Ob die turbulente Sommertransferphase des SKN St. Pölten vielleicht schon ein Vorbote auf die diesjährige Meisterschaft gewesen ist? Ganze 13 Spieler mussten im vergangenen Sommer ihre Koffer packen und sich einen neuen Verein suchen, darunter waren Spieler wie Cheikhou Dieng, der zwar nur leihweise nach Niederösterreich zurückkehrte, dort aber wieder eine tragende Rolle spielte. Ebenso wenig plante man mit altgedienten Bundesligaprofis wie [spielerprofil spieler=“Christopher Drazan“] und [spielerprofil spieler=“Ümit Korkmaz“].
Dafür jedoch schlugen insgesamt 17 Neuzugänge in St. Pölten auf, vom nordkoreanischen Stürmer von Lausanne-Sport, der bislang ganze 135 Einsatzminuten in fünf Spielen sammeln durfte, bis hin zu Rückholaktionen von Legionären wie [spielerprofil spieler=“Dominik Hofbauer“] und [spielerprofil spieler=“Martin Rasner“]. Zudem verstärkte man sich mit Leihspielern des 1. FSV Mainz 05 und der SpVgg Greuther Fürth. Ein bunt zusammengewürfelter Einkaufskorb quasi.
Dass der Start in die Saison praktisch mit einer rundum erneurten Mannschaft kein Zuckerschlecken werden würde, das wusste man in St. Pölten wohl schon früh richtig einzuschätzen. Dennoch gab die Eröffnungspartie in die Spielzeit 2017/2018, damals noch unter Coach Jochen Fallmann Grund zur Hoffnung, verlor das Team in Graz doch nur knapp mit 2:3, führte nach zwölf Minuten sogar mit 2:0. Gegen den SK Rapid Wien zog man eine Runde später bereits mit 1:4 den Kürzeren und musste sich wenig später auch dem Aufsteiger aus Linz mit 0:2 geschlagen geben. Erst in der vierten Runde reichte es zum ersten Punkt, ein torloses Heimremis gegen den SV Mattersburg wusste jedoch nur die wenigsten Zuschauer zu verzücken.
Bis zum siebten Spieltag folgten drei weitere Niederlagen, ehe Coach Jochen Fallmann den Hut nehmen musste und durch Oliver Lederer ersetzt wurde. Dieser durfte in seinem ersten Spiel mit einer völlig von der Rolle spielenden Mannschaft gleich gegen die Austria aus Wien ran, verlor sein Debüt debakulös mit 1:5. Die neunte Runde sollte endlich einen weiteren Punkt einbringen, gegen Lederers Ex-Team aus Mödling errangen Hofbauer und Co. ein 1:1 – Punktekonto somit verdoppelt. Auf den nächsten Punkt sollte das Team einen weiteren Monat warten müssen, wiederholt knöpfte man dem SV Mattersburg in Runde 13 ein Pünktchen ab und schaffte drei Wochen später gegen den WAC immerhin Punkt Nummer vier.
Den 28.11.2017 werden sich hartgesottene SKN-Fans in der diesjährigen Meisterschaft wohl dick anstreichen – man könnte gar meinen, es handelte sich um ein – deutlich – verfrühtes Weihnachtsgeschenk, denn tatsächlich gelang an diesem Tag der erste volle Erfolg für die Lederer-Jungs. War das Trainerdebüt gegen die Austria noch mit einer 1:5-Klatsche geendet, so besiegte der SKN die Fink-Kicker in der heimischen Arena mit 1:0 – [spielerprofil spieler=“Daniel Hofbauer“] brachte das Leder per Elfmeter im gegnerischen Gehäuse unter. Wer nun dachte, dass dies womöglich der Startschuss für eine fulminante Aufholjagd der Niederösterreicher gewesen ist, der irrte jedoch kolossal. Aus den verbleibenden drei Spielen vor der Winterpause nahm das Team keinen einzigen Punkt mit, konnte von der entfachten Hoffnung nicht mal einen Funken mitnehmen.
So stehen nach 20 Spieltagen wie eingangs erwähnt lediglich sieben Punkte zu Buche – ein Sieg, vier Unentschieden und 15 Niederlagen, das alles bei einer Tordifferenz von 13:45. Aus trockener statistischer Sicht wie auch aus dem praktischen Blickwinkel gibt es diesbezüglich leider nichts zu beschönigen.
Augescheinlich war in der ersten Saisonhälfte neben der frappanten Abwehrleistung – lediglich zweimal kassierte der SKN keinen Gegentreffer – auch das Auftreten der Offensivabteilung der Niederösterreicher. Toptorjäger des SKN ist Neuverpflichtung Roope Riski, der im Sommer vom SJK Seinäjoki verpflichtet wurde und nach 20 Runden bei vier Treffern hält. Angesichts der erzielten Tore eigentlich gar kein schlechter Wert. Von den weiteren Stürmern wurde kein einziger Treffer erzielt, lediglich [spielerprofil spieler=“Daniel Schütz“] und [spielerprofil spieler=“Lukas Thürauer“] erzielten mehr als einen Treffer, Defensivakteur [spielerprofil spieler=“Manuel Martic“] ist jener Spieler, der mit drei Assists aktuell an der teaminternen Spitze liegt.
Eines jedoch sei hier erwähnt – der SKN ist ein Verein, der seine finanziellen Grenzen kennt und diese auch nicht gewillt ist zu überschreiten. Dass mit den vorhandenen Mitteln jedoch kein bessere, homogenerer Kader zusammengestellt wurde, das überrascht und lässt Frage aufkommen.
„Taktische Analyse“
Unter Jochen Fallmann varrierte die taktische Aufstellung je nach Gegner noch etwas – von einem 4-2-3-1-System bis hin zu einem defensiven 4-4-2-System wurden diverse Varianten versucht, allein es scheiterte an der erfolgreichen Umsetzung. Mit der Übernahme von Oliver Lederer änderte sich auch das Spielsystem des SKN, ab sofort agierte man zumeist in einem 4-1-4-1-System, das wenig flexibel war und auch selten zum gewünschten Erfolg führte.
Interessant war als Zuseher die Tatsache, dass weder Jochen Fallmann, der den SKN in der Vorsaison noch ansehnlichen Fußball spielen ließ, noch der bei Admira so hochgepriesene Lederer dem Team eine Sicherheit vermitteln konnte. Vielmehr häufte sich die Anzahl von Slapstick- oder zumindest leicht verhinderbaren – Gegentreffern, durch die das Team bereits zahlreiche Punkte liegen ließ – zuletzt durfte zum Beispiel der SK Sturm dreimal in einfacher Weise das Gegentorkonto der St. Pöltener erhöhen.
Fazit: Die Meisterschaft aber auch der vorletzte Platz dürften für den SKN St. Pölten in der laufenden Spielzeit wohl nicht in Reichweite sein. Zu fehleranfällig und wenig berauschend waren dazu die Auftritte im Herbst, als dass die Hoffnung auf das Erreichen des neunten Platzes noch als realistisches Ziel einzustufen ist. Natürlich – hier darf wieder mal ein häufig genanntes Sprichwort Anwendung finden – aufgegeben wird ein Brief, doch nüchtern betrachtet wird der SKN St. Pölten am Ende der Spielzeit den Relegationsplatz erreichen und gegen den dritten der Ersten Liga um den letzten Platz in der neu reformierten Bundesliga der Saison 2018/2019 ringen.
Dieser Teil des Rückblickes wurde von Christian Semmelrock geschrieben!