Immer dieses Bullen-Bashing?
Der große Fehler des Dietrich Mateschitz
Ein Kommentar von Stefan Gargi.
Vor allem im Social Media Bereich ist seit der Gründung von Red Bull Salzburg ein Phänomen zu beobachten, welches gerne mit dem Begriff „Bullen-Bashing“ beschrieben wird. Fußballfans diverser Couleur halten zusammen – im Kampf gegen Red Bull. Warum wollen
so viele Fans Red Bull Salzburg scheitern sehen und warum wurde die Verbindung des eigentlich doch ziemlich coolen und jugendlichen Images der Marke mit der Weltsportart eigentlich kein Selbstläufer?
Ein Erklärungsversuch: Fußball ist für viele Menschen auf der ganzen Welt mehr als eine Sportart – Fußball ist eine Lebenseinstellung. Und vor allem ist Fußball eine Subkultur mit eigenen, oftmals ungeschriebenen, Gesetzen und Traditionen.
Eine Tatsache, die Dietrich Mateschitz bei seiner Red Bull Vision egal war. Man stelle sich vor was passiert wäre, wenn Red Bull – wie Anfangs angenommen – als Großsponsor bei Austria Salzburg eingestiegen wäre aber gleichzeitig die Identität des Vereins bewahrt
hätte. Austria Salzburg wäre wahrscheinlich auf Dauer zum größten Verein Österreichs herangewachsen. Doch es ging Mateschitz nicht darum, einen Verein finanziell zu unterstützen und zu neuen sportlichen Höhen zu führen. Er hat seine ganz eigene Vision von einem Fußball-Imperium schlicht und ergreifend durchgeboxt.
Es gibt mittlerweile etliche Beispiele für die totale Kommerzialisierung von Fußballklubs. Von den meisten alleinherrschenden Eigentümern wurde aber versucht, zumindest einen Teil der Identität des jeweiligen Vereins zu erhalten. Die Teile, die den Fans nun mal am meisten am Herzen liegen. Roman Abramovich hat bei der Übernahme von Chelsea London den Namen und die Farben des Vereins nicht geändert. Selbst den Scheichs von Manchester City oder Paris Saint Germain wäre dies, trotz der völligen Kommerzialisierung der Vereine, wohl niemals in den Sinn gekommen. Genau das ist aber in Salzburg passiert.
Diese Vorgehensweise erinnert an das verschieben von „Franchises“ in den Profi-Ligen der USA, wobei man auch dort nicht
auf die Idee kommen würde, Teams wie die „Packers“ aus Green Bay (American Football) oder die „Red Sox“ aus Boston (Baseball) auszusiedeln, weil diese Teams nun mal Tradition haben, auf die sogar in den USA geachtet wird.
Austria Salzburg wurde, als eine der Traditionsmannschaften unseres Landes, damals einfach aus den Geschichtsbüchern gestrichen. Hardcorefans passen offensichtlich nun mal nicht in die „Welt von Red Bull“. Wen wundert es da, dass sich die Fans von Austria Salzburg aufmachten und ihren Verein in der untersten Spielklasse neu gründeten.
Herr Mateschitz ließ jegliches Feingefühl für diesen Mikrokosmos der Fankultur vermissen. Da ist es doch für viele Fußballfans in Österreich und Deutschland nur folgerichtig, dass Red Bull für das Ende jeglicher Tradition oder mit anderen Worten die ungeschminkte und gänzliche Kommerzialisierung des Fußballs steht.
Es steht außer Frage, dass Dietrich Mateschitz viel für den Österreichischen Fußball getan hat. Vor allem profitieren die anderen Vereine im Rahmen der UEFA-5 Jahreswertung von den Punkten, die Red Bull Salzburg in der Europa League erreicht hat. Was sich jedoch nicht vom Tisch wischen lässt ist, dass Herr Mateschitz – ohne Rücksicht auf Verluste – seine Vision durchgesetzt hat. Die mangelnde Begeisterung in Salzburg für den Verein und die Ablehnung durch die Fans der Traditionsvereine sind der Preis den er zahlen muss.
Fußball ist nicht die Formel 1 und vor allem kein Event. Zumindest nicht für Fans im traditionellen Sinn. Fußball ist, wie gesagt, eine ganz eigene Welt mit eigenen Regeln und gewissen Tabus, die Mateschitz wissentlich gebrochen hat.
Als einer der erfolgreichen Geschäftsmänner Europas wird er Gegenwind jedoch gewöhnt sein und seine Pläne weiterhin verfolgen. Ob das dem Großteil der Fans in Österreich nun passen möge oder auch nicht.