Kommentar

„Tradition“ oder Budget?

Über einen Tabubruch, der auch für den SK Rapid keiner mehr ist

Ein Gastkommentar von Stefan Gargi.

Die Rapid-Fans, ich selbst zähle mich absolut dazu, träumen schon seit einiger Zeit von einem renovierten bzw. neuen Stadion am Standort Hütteldorf. Wie man von Seiten des Vereins hörte, wird nun ein Neubau angestrebt, da sich eine Renovierung der von Dipl.-Ing. Hanappi erdachten und dann leider von anderer Stelle mangelhaft umgesetzten Vision eines zeitgemäßen Fußballstadions nicht mehr rentieren würde. Dazu müssen immerhin 45 Mio. aufgestellt werden, die Förderung der Stadt Wien greift da zu kurz! Um dieses Projekt also tatsächlich umsetzen zu können, muss man sich im Westen Wiens ein für alle Mal im Klaren sein, dass der Verkauf des Stadionamens von St. Hanappi ein Thema ist, an dem auch im traditionsbewussten Hütteldorf keiner mehr vorbei kommt!

Man muss bei Rapid verstehen, dass der Stadionname heutzutage (so traurig es ist…) nicht mehr tabu sein darf! Es werden sich mit ziemlicher Sicherheit wenige Rapid-Fans finden, denen der Name des eigenen Stadions wichtiger ist als der Spielort Hütteldorf. Es wird ihnen sicher lieber sein, ihr Team auch in Zukunft in Hütteldorf (wo Rapid nun mal hingehört) z. B. im „Wien Energie-Stadion“ spielen zu sehen und anzufeuern, als im Prater! Wünschenswert wäre nur, dass keine weitere „Arena“ entsteht…

Die Vorstellung dauerhaft im Prater zu spielen, treibt vielen Grünen sicher einen schlimmeren Schauer über den Rücken, als die Idee, einen Sponsor im Stadionamen zu tragen. Das Happel-Stadion ist ganz einfach kein Fußballstadion, es ist zu groß und Rapid stammt schlicht und einfach nicht aus der Leopoldstadt. 

St. Hanappi wird meiner Meinung nach sowieso St. Hanappi bleiben, egal welcher Name am Stadion prangt! In Dortmund fahren wohl auch nicht viele Fans zum Spiel in den „Signal Iduna Park“ oder in Gelsenkirchen in die „Veltins Arena“. Diese offiziellen Namen bringen aber nun mal gutes Geld, welches gerade der SK Rapid dringend brauchen kann! Dieses Geld sollte dann für die Verwirklichung des neuen Stadions verwendet werden, aber auch um das zukünftigen Budget aufzustocken. Mit anderen Worten: es geht um die künftige internationale Konkurrenzfähigkeit von Rapid Wien.

Wenn die Grün-Weißen nicht noch weiter in der europäischen Bedeutungslosigkeit verschwinden wollen, dürfen sich die Verantwortlichen nicht länger von dieser falschen Traditionsromantik aufhalten lassen und – besser gesagt – sich dahinter verstecken! Die Tradition galt nur allzu oft als Ausrede für den Stillstand im Management des Vereins. Der Name Rapids, die Farben und das Wappen müssen für eine etwaige Vermarktung für immer tabu bleiben, der Stadionname darf das nicht mehr sein!

Ich gehöre zu den Menschen, die nicht verstehen, warum es Rapid im Gegensatz zum violetten Stadtrivalen nicht schafft, das volle Potenzial, das im größten Fußballverein des Landes ohne Frage steckt, voll auszuschöpfen! Man wird kaum einen Grünen finden der nicht der Meinung ist, dass unser Verein viel mehr Potenzial hat. Alle paar Jahre ein Titel kann nicht der Anspruch eines Rekordmeisters sein! Dieses Potenzial wollen wohl auch die traditionsliebendsten Rapidler wohl nicht mehr länger vergeudet sehen, denn dafür lieben die Rapid-Fans ihren Verein ganz einfach zu sehr – Stadionname hin oder her!

Alexander Doubek

Alexander DOUBEK (Gründer/Chefredakteur) Bei 12terMann seit: 09/2011 M: alexander.doubek@12termann.at T: @AlexanderDoubek  

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