Der Trotzkopf und der Rächer – eine Kurzgeschichte über Fußballgrößen, die sich selbst demontieren.
Die gestrige Diskussionsrunde bei “Talk & Tore” (sky sport austria) hat eigentlich sehr deutlich offengelegt, dass es eine richtige Entscheidung war, nicht auf einen österreichischen Trainer als ÖFB-Teamchef zurückzugreifen.
Die Art und Weise, wie hier “diskutiert” wurde, ist dermaßen unprofessionell und teilweise auf Kindergarten-Niveau, das man aus dem Kopfschütteln kaum noch herauskommt. Es zeigt sich wirklich sehr deutlich, dass unsere ehemaligen Fußballgrößen zwar durchaus respektable bis hervorragende Kicker waren, die spielerische Kompetenz aber kaum bis gar nicht in fachliche Kompetenz (geschweige denn soziale Kompetenz – siehe auch die Wortmeldungen von Peter Pacult) umlegen können. Die sogenannten “Argumente” bestehen eigentlich nur aus Unwissen, Trotzigkeit, beleidigt sein, bewusster Fehlinformation der Öffentlichkeit und nicht einmal mehr versteckter Posten-Inzucht. Anbei einige “Schmankerl” aus der gestrigen Diskussionsrunde:
Krankl: “Die Bestellung von Marcel Koller wirft ein schiefes Licht auf die österreichischen Trainer, da immer behauptet wurde, dass unsere Trainerausbildung so gut ist. Das ist ein falsches Zeichen und das finde ich nicht in Ordnung. Und wenn dann vom schweizer Boulevard kommt, dass wir den drittbesten schweizer Trainer genommen haben, war das erst recht die falsche Entscheidung – mann hätte den “erstbesten” nehmen müssen, und das wäre Ottmar Hitzfeld (der übrigens so nebenbei erwähnt Deutscher ist, Anm. d. Red.)! Ich habe übrigens nichts Persönliches gegen Marcel Koller.”
Stöger: “Wenn schon ein Ausländer, dann jemand, mit dessen Namen der Fan etwas anfangen kann. Aber generell finde ich es schade, dass die ÖFB-Spitze keinem österreichischen Trainer diese Funktion zugetraut hat. Das macht mich nachdenklich: wie können wir als Trainer im Ausland unterkommen, wenn wir im eigenen Land nicht so gesehen werden, dass wir eine Spitzenfunktion einnehmen können. Ich habe aber nichts Persönliches gegen Marcel Koller.”
Dialog um die Sondierung der potentiellen Teamchef-Kandidaten:
Ruttensteiner: Wir haben den Markt gemeinsam mit nationalen und internationalen Experten sondiert.
Krankl (beleidigt): Wöche Experten, wer woa do dabei??
Martin Konrad: Machen wir Nägel mit Köpfen, war Matthias Sammer einer dieser Experten?
Ruttensteiner: Ja, auch mit Matthias Sammer wurde gesprochen…
Krankl (schmähstad): Na des is super! Der Sammer ist ja eh eine positive Sache.
Krankl: “Gigi Ludwig ist zwar ein sturer Hund, aber nach ein paar Monaten hat er mir verraten, wer damals bei meiner Bestellung (7:4 pro Krankl, Anm. d. Red.) gegen mich gestimmt hat.” (sehr professionell, Herr Ludwig…)
Peter Stöger verweist auf das neue Anforderungsprofil und ist anschließend – auch im Namen seiner Trainerkollegen – “gekränkt”, dass ihnen das “akribische Arbeiten” durch die Nichtbestellung eines Österreichers quasi abgesprochen wird. Das ist insofern interessant, da er den Punkt “international erfahren und erfolgreich” beim Anforderungsprofil zwar sehr wohl erwähnt hat, dieser Punkt aber offensichtlich keinen Niederschlag in seinen Gedanken, warum kein Österreicher Teamchef wurde, findet.
Krankl vesteht den Begriff Seilschaft nicht und wird von Ruttensteiner darauf hingewiesen.
Stöger bezeichnet das öffentliche Auftreten von Marcel Koller (konkret seine PR-Agentur und die Kommunikation über facebook) als Seilschaft.
Ruttensteiner: “Bei dem Prozess der Teamchef-Auswahl ging es nicht um persönliche Eitelkeiten, es ging endlich einmal um den österreichischen Fußball!”
Krankl: “Ich kann den Willi allgemein gut leiden, aber da muss ich sagen: Willi du lügst! Im ÖFB geht alles um persönliche Eitelkeiten!”
Ruttensteiner: “Ich möchte das entschieden zurückweisen! Ich habe gesagt, dass beim Prozess der Teamchef-Auswahl alle persönlichen Eitelkeiten zurückgestellt wurden!”
Krankl: “Wenn ich schon der erfolgreichste Teamchef in deiner Amtszeit als technischer Direktor war, hätte ich erwartet, dass der Sportdirektor meine Philosophie in die Nachwuchsmannschaften hinunterbringt!”
Ruttensteiner: “Ich habe nur schwer wahrnehmen können, was dir in deiner Philosophie wichtig war…”
Krankl: “Sag’ mir einen einzigen Legionär in einer europäischen Spitzenmannschaft.”