David Alaba und sein Wunsch nach dem Dasein als Spielführer
Das Nationalteam kränkelt seit genau einem Jahr. Nur zwei Monate nach der fixierten Qualifikation für die Europameisterschaft in Frankreich gingen die Leichtigkeit und das Selbstverständnis im Team verloren. Man merkte, dass das Team nach Rückständen kein Mittel mehr fand, um die gut stehenden Abwehrreihen der Gegner zu knacken – teilweise ausgenommen die Partien gegen Wales und Serbien. In einem Jahr gab es nur mehr Siege in den Testmatches gegen Albanien und Malta sowie in der WM-Qualifikation gegen Georgien, wobei alle nach einem guten Start mit viel Bauchweh zustande kamen.
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Da stellt man sich automatisch die Frage, wo das Problem liegt. Seit dem Schweiz-Match im letzten November sieht jedes Spiel ähnlich aus. Wir starten furios, überrennen die Gegner und fallen mit Dauer des Spiels sukzessive ab. Wenn wir in der Anfangsphase kein Tor erzielen, dann stellt sich der Gegner auf unsere Angriffe ein und wir rennen erfolgslos und eher konzeptlos Richtung gegnerischen Strafraum. Dann passieren ein, zwei, drei Fehler in der Defensive – kommt in 90 Minuten einfach vor, das ist nicht das Problem – und wir kassieren einen Gegentreffer. Danach sind wir verunsichert, wenn wir in Rückstand geraten, weil während der letzten Qualifikation sind wir fast in jedem Match noch in Führung gegangen.
Freigeist, der keiner ist
Ein weiterer Grund, der mit der Negativspirale simultan begonnen hat, ist die neu definierte Rolle von [spielerprofil spieler=“David Alaba“] als kreativer Freigeist im Mittelfeld. Schon gegen die Schweiz ging dieser Versuch in die Hose. Koller baute aber weiterhin auf diese Rolle auf. Zwar gelingen dem Bayern-Kicker noch hier und da einige Situationen, doch scheitert er an der Diskrepanz zwischen Wunsch und Realität. Dass der 24-Jährige Potential hat und ein sehr wichtiger Spieler im Team ist, das wissen wir. Es geht auch nicht darum, ihn als Spieler oder aufgrund seiner Position zu kritisieren. Alaba hat im defensiven Mittelfeld schon des Öfteren gezeigt, dass er ein Weltklasse-Spieler sein kann.
Es wirkt aber seit vielen Monaten, als ob er sich selber zu viel Druck auferlegt, weil er an jeder Spielsituation beteiligt sein will. Verantwortung übernehmen, das muss man auch loben. Doch übernimmt er dann die Verantwortung, wenn er den (selbst) auferlegten Erwartungen nicht gerecht wird? Nein, am Ende hat man als Team verloren. Natürlich hat man als Team verloren, aber um ein Team zu sein, muss sich jeder einzelne Spieler dem Gesamtsystem unterwerfen und jeder Verantwortung übernehmen können. Das ist genau das was [spielerprofil spieler=“Julian Baumgartlinger“] bei seiner Ernennung zum ÖFB-Kapitän gemeint hat. Die Verantwortung muss auf mehrere Schultern aufgeteilt sein.
Das ist aber eben nicht mehr der Fall. Wer sind die wirklichen Leader im Team? [spielerprofil spieler=“Robert Almer“], [spielerprofil spieler=“Zlatko Junuzovic“] und Baumgartlinger im Gefüge, sowie ein [spielerprofil spieler=“Marko Arnautovic“] auf dem Platz. Ein Ausdruck, dass die mannschaftliche Geschlossenheit, die dieses Team während der EM-Qualifikation ausgezeichnet hat, im letzten Jahr auch verloren gegangen ist. Diese Geschlossenheit, die auch in der Taktik Einklang fand, wurde durch den Freigeist von Alaba erheblich gestört. Erstens, dass man das Spiel auf ihn zuschneidert und er dadurch überfordert ist. Zweitens, dass sich andere Spieler dadurch automatisch und unbewusst der Verantwortung entziehen.
Kompetenzen und Verantwortung
Alaba führt alle Standards aus (meist erfolgslos), er will überall in jeder Szene seine Füße im Spiel haben, verursacht aber durch seine derzeitige Passungenauigkeit und seiner momentanen Zweikampfschwäche viel Unruhe im Mittelfeld, die sich auf das ganze Spiel ausbreitet. Hinterfragenswert ist auch das Attackieren des gegnerischen Goalies als defensiver Mittelfeldspieler. Um der Kapitänsbinde und dem Spielmacher würdig zu sein, bedarf es auch einer entsprechenden Leistung. Diese Krise könnte entschärft werden, in dem der Radius von Alaba kleiner gezogen wird. Wenn alles auf ihn verlagert wird, dann braucht ihn der Gegner mit zwei, drei Mann verteidigen und schon ist das ganze Spiel Österreichs entschärft.
Es geht nicht darum Alaba aus dem Team zu verbannen oder ihn als schlechten Spieler darzustellen. Das ist er eben nicht, das kommt nur durch falsche Zuteilung seiner Kompetenzen zustande. Auch könnte er als linker Außenverteidiger spielen, aber das würde das Problem auch nicht lösen. Es gibt auch kein Problem, wenn er den Part des defensiven Mittelfeldspielers übernimmt. Dafür muss er sich aber seiner Stärken wieder bewusst werden und nicht vogelwild auf dem Spielfeld herumirren. Das fördert nämlich das instabile System, das derzeit im Team herrscht. Auch geht es nicht darum, ihn als den Alleinschuldigen festzumachen. Da spielt immer noch das ganze Team mit, auch der Trainer, der ihm diese Rolle zugeteilt hat und ihn taktisch von vielen Anforderungen herausgelöst hat.
Es mag nur ein Problem von vielen sein, aber wir finden es wichtig, dass jeder einzelne Punkt angesprochen wird und auf Fragen bezüglich Alaba vom ÖFB-Team nicht mehr patzig reagiert wird. Denn dass Anspruch und Realität derzeit zu weit auseinanderklaffen, das fällt jedem auf. Das Team ist immer die spielbestimmende und dominierende Mannschaft, verliert aber durch taktische Mängel und Unordnung beim Rückwärtsgang mit der Zeit diese Dominanz. Dadurch fallen sämtliche Gegentreffer über Konter. Während der EM-Quali suchte man den Erfolg über eine sichere Defensive in Kontern. Die Spiele gegen Russland und Schweden waren bester Beweis dafür. Dass das Team Probleme hat, das Spiel zu machen, war schon vor der Krise klar.
Alleinschuldige gibt es nicht
Wir stehen weiterhin hinter dem Spieler [spielerprofil spieler=“David Alaba“], aber wir stehen nicht mehr hinter seiner Entwicklung und seiner derzeitigen Aufgaben- und Kompetenzzuteilung. Weder gehört er zum Schuldigen festgemacht, noch gehört er als österreichischer Superstar angehimmelt. Eine Portion Realismus und Demut würde das Team jedoch wieder ein Stück näher in Richtung Erfolgsspur bringen. Gleichzeitig müssen sich aber auch die anderen Spieler am Riemen reißen, denn wie erwähnt ist es kein einseitiges Problem. Da das Team immer als Mannschaft funktioniert hat, muss sich auch jeder Teamkicker individuell in das Spiel einbringen können.
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Sie haben völlig recht über das ,,Problem“ D.Alaba,er will einfach zu viel u.dadurch die Unordnung!
100% Zustimmung, das sehe ich auch schon lange so, lese es aber hier das erste mal, während man sonst alle taktischen Probleme überall vorgekaut kriegt!