Teamanalyse: Dänemark bei der UEFA EURO 2024
Seit Kasper Hjulmand im Amt ist, wird Dänemark stets nachgesagt, ein Geheimfavorit zu sein. Zwar wurde dieser Ruf durch die WM 2022, bei welcher man in der Gruppenphase ausschied, in gewissem Maße geschädigt, doch die Rot-Weißen haben seit dem Aus in Katar nur zwei Partien verloren.
Bei der diesjährigen EURO möchten Christian Eriksen und Co. nun an die guten Ergebnisse von vor drei Jahren anknöpfen. Ein tiefes Vorrücken im Turnier ist erneut gut möglich.
Torhüter
Er spielt zwar nicht mehr in der Premier League, wird mit 37 Jahren aber dennoch gesetzt sein. Kasper Schmeichel (Anderlecht) hat über 100 Länderspiele absolviert und wird während der EURO in die Top-10 der dänischen Rekordspieler vorstoßen.
Zweite Wahl ist Frederik Rönnow. Er war Teil von Union Berlins Überraschungsmannschaft der Saison 2022/23 und hütete auch in der abgelaufenen Spielzeit das Tor der Eisernen, die sich nur durch die Tordifferenz vor dem Abstieg retteten.
Torhüter Nummer drei ist gewissermaßen der Schmeichel-Nachfolger. Mads Hermansen absolvierte beinahe alle Spielminuten in der abgelaufenen Saison bei Leicester City und hat mit 23 Jahren noch viel Jahre Profifußball vor sich. Als Jüngster im Trio wird er die Nummer drei sein.
Verteidigung
Auch wenn Hjulmand zuletzt eine Viererkette austestete, ist bei Dänemark eine Dreierkette in der Abwehr zu erwarten. Dass Kapitän und Rekordspieler Simon Kjaer (AC Milan) dabei das Herzstück ist, erklärt sich von selbst. Auch Barcelona-Star Andreas Christensen hat bereits 70 Länderspiele zu Buche stehen.
Sollten beide einmal verletzt ausfallen, warten mit Joachim Andersen (Crystal Palace) und Jannik Vestergaard (Leicester City) zwei bewährte Verteidiger, die sich zuletzt wieder zeigen konnten. Erfahrung kann auch Rotationsspieler Zanka mit 34 Jahren liefern.
Die Außenbahnen besetzen zwei gelernte Verteidiger, links hinten Victor Kristiansen, Stammspieler bei Bolognas Überraschungsteam, sowie rechts der polyvalente Joakim Maehle (Wolfsburg), der als nomineller Verteidiger bereits elf Tore in 45 Einsätzen erzielte. Alexander Bah (Benfica) erholte sich gerade erst von einer Verletzung und wird genau wie der ehemalige Salzburger Rasmus Kristensen (AS Rom) von der Bank kommen.
Die dänische Abwehr lebt von Eingespieltheit, zumal sie in dieser Konstellation bereits lange zusammenspielen und zudem von der nötigen Ruhe und Physis, die nahezu alle Akteure mitbringen. Auch der Offensivdrang der Flügelverteidiger ist seit jeher eine echte Waffe.
Mittelfeld
Es folgt ein Dreier-Zentrum, mit zwei defensiveren und einem offensiven Mittelfeldspieler. Eine Konstante ist Premier League-Legionär Pierre-Emile Hojbjerg, der mit dem Ex-Admiraner Morten Hjulmand (Sporting) oder Christian Norgaard (Brentford) als Verbindung in die Offensive sorgt. Sie verdrängten Thomas Delaney, der zwar mehr Länderspiele als Hjlumand und Norgaard absolviert hat, aber wieder seinen Weg in die Mannschaft finden muss. Norgaard-Teamkollege Mathias Jensen pendelt zwischen Startelf und Bankplatz.
Eins der Aushängeschilder ist Christian Eriksen. Der offensive Mittelfeldspieler ist bei Manchester United eher Rotationsspieler, dafür ist er in der Nationalmannschaft gesetzt. Und nach dem Schock bei der letzten EM ist man heilfroh, dass man wieder auf die Fähigkeiten des 32-Jährigen zählen kann.
Angriff
Die nominierten Flügelspieler finden sich aktuell nicht wirklich im System ein, zumal die Flügelverteidiger eine wichtige Rolle einnehmen, sind aber ein wichtiger Kaderbestandteil für die von Kasper Hjulmand gerne im Spiel vorgenommenen taktischen Wechsel. Mikkel Damsgaard, der 2021 im Halbfinale gegen England einen Freistoß sensationell verwandelte, ist auch wieder dabei. Ebenso stehen Jacob Bruun Larsen (Burnley), Andreas Skov Olsen (Brügge) und Anders Dreyer (Anderlecht) im Kader, spielten 2024 gemeinsam allerdings nur 122 Minuten für Dänemark.
Demgegenüber freut man sich, dass man mit dem Ex-Grazer Rasmus Höjlund (Manchester United) einen jungen, physisch starken Stürmer dabeihat, der als Tormaschine bekannt ist. Den zweiten Platz im Doppelsturm machen sich Kasper Dolberg (Anderlecht), Jonas Wind (Wolfsburg) und Yussuf Poulsen (Leipzig) untereinander aus. Die Offensivdichte der Dänen ist durchaus beeindruckend, wenngleich nicht alle Spieler gut ins System von Kasper Hjulmand passen.
Trainer
Kasper Hjulmand gilt als Taktiker. Er hat viele Kniffe drauf, beispielsweise die absolute Optimierung der Rolle von Joakim Maehle. Seine Spielidee setzt auf Ballbesitz, wobei nicht unbedingt ein schnelles, vertikales Spiel verfolgt wird, sondern eher ein Weg über außen ins Zentrum.
In Liga A der Nations League konnte er zweimal Frankreich besiegen und hielt seine Mannschaft weiterhin damit auf Top-Niveau. Allerdings wird erst die EURO zeigen, auf welchem Niveau man sich nach dem Debakel in Katar befindet.
Gesamtbewertung
Dass Dänemark im Sturm nun auf Rasmus Höjlund zählen kann, verstärkt die Mannschaft deutlich. Hjulmands Kader ist einer der im Schnitt ältesten der EM, es sind schließlich nur vier Spieler mit 23 Jahren oder weniger auf dem Buckel im Kader. Mit genau dieser Erfahrung und Eingespieltheit erhofft man auf ein tiefes Vorrücken. Das Auftaktspiel gegen Slowenien in Stuttgart kann dafür die Grundlage bilden.
Dänemark in Gruppe C
Sonntag, 16.6., 18 Uhr | Slowenien – Dänemark (Stuttgart)
Donnerstag, 20.6., 18 Uhr | Dänemark – England (Frankfurt)
Dienstag, 25.6., 21 Uhr | Dänemark – Serbien (München)