Die ÖFB-Legionärsbilanz zur DFL-Rückrunde
Deutlicher Leistungsabfall im Vergleich zur Hinrunde.
Unsere umfangreichen statistischen Aufzeichnungen, die wir seit Beginn der DFL-Saison 2012/2013 machen, bestätigen leider auch den subjektiven Eindruck, den man von der Rückrunde haben musste. Die Herbstsaison verlief für unsere Legionäre in der Deutschen Bundesliga weit erfreulicher als die Frühjahrssaison. Sehen wir uns die wichtigsten Kategorien einmal genauer an.
Anzahl der Legionäre
Im Vergleich zur Hinrunde (18 Österreicher in den Profikadern der Bundesligisten) waren in der Rückrunde nur noch 17 Österreicher in Diensten der Bundesligavereine. Drei Abgängen (Erwin Hoffer von Eintracht Frankfurt zum 1. FC Kaiserslautern, Emanuel Pogatetz vom VfL Wolfsburg zu Westham United, ein Paul Scharner vom HSV zu Wigan Athletic) standen zwei Zugänge (Alex Manninger zum FC Augsburg, Muhammed Ildiz zum 1. FC Nürnberg) gegenüber. Von diesen 18 Österreichern kamen jedoch nur zwölf tatsächlich zu Einsatzzeiten (gegenüber 14 in der Hinrunde).
Einsatzminuten
In dieser Kategorie erkennt man erstmals den (statistischen) Leistungsabfall unserer Legionäre. Während in der Hinrund alle ÖFB-Legionäre gemeinsam auf 12.959 Einsatzminuten kamen, waren es in der Rückrunde lediglich 10.554 Einsatzminuten, ein Minus von 18,6%! Der Österreicher mit den meisten Einsatzzeiten war Julian Baumgartlinger mit 1.530 Minuten, der somit jedes Spiel der Rückrunde über die gesamte Distanz bestritten hat! Auf den Plätzen landen Martin Harnik (1.192 Minuten bzw. 70,1 Min./Spiel) und David Alaba (1.170 Minuten bzw. 68,8 Min./Spiel).
Laufleistung
1.249 km haben unsere Legionäre in Summe in der Rückrunde abgespult. Wenn wir die 54 km von Alexander Manninger wegrechnen, so ergibt das je eingesetztem Feldspieler 126 Meter/Einsatzminute. Dies ist im Vergleich mit der Hinrunde (122 Meter/Einsatzminute) sogar ein leichtes Plus. An der Spitze der fleißigsten Läufer steht in der Rückrunde Julian Baumgartlinger (203 km), der Zlatko Junuzovic (162 km) vom Lauf-Thron gestossen hat und Martin Harnik (153 km) auf Platz drei verweist. Korrekter Weise sollte man diese Werte aber auf die Einsätze herunterrechnen, da Julian Baumgartlinger im Gegensatz zu Junuzovic und Harnik jedes Spiel bestritten hat – an seiner Topposition ändert das jedoch nichts, lediglich Harnik und Junuzovic tauschen die Plätze.
x-Achse: durchschnittliche Laufleistung pro Einsatz
Sprints/intensive Läufe
Wenn wir über Sprints und intensive Läufe sprechen, führt keine Weg an Martin Harnik vorbei. Kein anderer ÖFB-Legionär drückt dermaßen oft auf's Gaspedal wie er. In beiden Disziplinen ist er haushoch vor seinen Nationalteamkollegen. Während er bei den Sprints (449) vor David Alaba (286) und Andreas Ivanschitz (265) das Feld anführt, gewinnt er bei den intensiven Läufen (1.217) vor Julian Baumgartlinger (1.011) und Zlatko Junuzovic (868).
Ballkontakte
Hinsichtlich der Ballkontakte ist ebenfalls Julian Baumgartlinger überlegen die Nummer ein. Dies ist aber natürlich auch der Tatsache geschuldet, dass er in jedem Rückrundenspiel über die volle Distanz im Einsatz war. Stolze 1.235 mal kam der Ball zu Baumgartlinger, auf Platz zwei folgt schon mit gehörigem Respektabstand David Alaba (996), auf Platz drei ist Zlatko Junuzovic (743).
Tore und Torvorlagen
In der Rückrunde fielen insgesamt 454 Treffer in der Deutschen Bundesliga, an knapp über 5% waren rot-weiß-rote Kicker direkt beteiligt. Auch diese Kennzahl macht die aus österreichischer Sicht schwächere Rückrunde deutlich: im Herbst waren an den 444 Treffern noch gut 10% ÖFB-Torbeteiligungen. Insgesamt erzielten unsere Legionäre in der Rückrunde nur neun Treffer (davon drei Andreas Ivanschitz) und legten 15 Tore auf (Martin Harnik führt mit vier Assists vor dem gerne gescholtenen Marko Arnautovic und Andreas Ivanschitz mit je drei Vorlagen). In der Hinrunde erzielten die Österreicher noch 22 Treffer und assistierten bei 23 weiteren.
x-Achse: Scorerpunkte (grün: Tor / orange: Assist)
Torschüsse, Torschussvorlagen und Flanken
Martin Harnik feuerte die meisten Torschüsse auf des Gegeners Tor ab (31), gefolgt von Andreas Ivanschitz (26) und Marko Arnautovic (22). Bei den Torschussvorlagen hat Andreas Ivanschitz (31) vor Zlatko Junuzvic (20) und Martin Harnik (18) die Nase vorne. Der "Flankengott" der Hinrunde, Christian Fuchs, wurde durch Verletzungen und eine Formkrise zurückgeworfen – ihn löst in der Rückrunde David Alaba (31) ab, dicht gefolgt von Marko Arnautovic (27) und – mit einigem Abstand – Martin Harnik (14) .
x-Achse: Torschusseffizienz (grün: Torerfolg / weiß: Torschuss)
Zweikämpfe
Bei 1.112 Zweikämpfen behielten unsere Burschen die Oberhand, das sind 47,9 %. Im Vergleich zum Herbst (52,8 %) sehen wir hier wieder einen Leistungsabfall. Unser stärkster Zweikämpfer ist – wie nicht anders zu erwarten – Martin Stranzl mit 65,7 %, gefolgt von Julian Baumgartlinger (59,6 %) und Christian Fuchs (56,1 %). Ligaweit liegt Stranzl übrigens über die gesamte Saison gesehen auf Platz drei! Muhammed Ildiz haben wir auf Grund seiner geringen Einsatzzeit (insgesamt 32 Minuten) aus der Wertung genommen.
x-Achse: Zweikampfquote (grün: gewonnene Zweikämpfe / rot: verlorene Zweikämpfe)
Passqualität
Alle Österreicher gemeinsam spielten insgesamt 4.367 Pässe, davon kamen sehr gute 82,1% bei einem Mitspieler an. Hier veränderte sich der Vergleichswert zur Hinrund nur marginal. Den Bestwert erzielte in dieser Kategorie David Alaba (89,65 %) hauchdünn vor Julian Baumgartlinger (89,49 %) und Martin Stranzl (86,57 %). Ligaweit und über die gesamte Saison betrachtet liegt Julian Baumgartlinger mit Platz acht sogar vor David Alaba (Platz elf)!
x-Achse: Passquote (grün: angekommene Pässe / rot: nicht angekommene Pässe)
Fairplay
18 gelbe Karten, zwei gelb-rote Karten und keine rote Karte sahen unsere Legionäre an den Spieltagen 18-34. Ein deutlicher Rückgang der Karten im Vergleich zur Hinrunde (32/3/1)! Hier merkt man doch deutlich das Fehlen eines Paul Scharner und von Emanuel Pogatetz. Die gelb-roten Karten sahen übrigens Martin Harnik und Marko Arnautovic.
x-Achse: Fairplaywertung Karten (gelb: gelbe Karten / rot: rote/gelb-rote Karten)
Auszeichnungen
In die "kicker-Elf der Runde" schafften es in der Rückrunde nur zwei Österreicher: David Alaba (4 Einberufungen) und der Augsburger Aufstiegsheld Alex Manninger (1 Einberufung). Damit bleibt Marko Arnautovic bisher der einzige Österreicher der Saison, der es zum "Mann der Runde" gebracht hat.
In der 12terMann-Legionärswertung der einzelnen Runden hat es Alex Manninger auf ingesamt 25 Punkte gebracht, Julian Baumgartlinger auf 15 Punkte und David Alaba auf 14 Punkte.
Leistungsdaten der gesamte Rückrunde
Legende:
Min (Einsatzminuten)
TS (Torschüsse)
TSV (Torschussvorlagen)
ZK (gewonnenen Zweikämpfe in Prozent)
PQ (erfolgreiche Pässe in Prozent)
BK (Ballkontakte)
Distanz (gelaufene Kilometer)
Läufe (die Anzahl der intensiven Läufe)
Sprints (die Anzahl der Sprints)
+/- (Wertung ähnlich wie Eishockey: -1 bei Gegentor am Feld / +1 bei Tor am Feld (zusätzlich +1 bei Assist, +2 bei Tor))
Legionärswertung der Rückrunde
Auf Grund all der gesammelten und ausgewerteten Kennzahlen und natürlich auf Basis der in den unzähligen Spielen beobachteten Leistungen, sind wir redaktionsintern zu folgender Wertung gelangt (in Klammern stehen die jeweils erzielten Punkte):
1. David Alaba (66)
Deutscher Meister, Champions League-Sieger und Deutscher Pokalsieger – mit gerade einmal 20 Jahren. Und das, obwohl David einen großen Teil der Hinrunde wegen eines Ermüdungsbruchs verpasst hat. Jede andere Platzierung als ganz oben am Treppchen wäre absurd. Alaba ist in der Stammformation der derzeit wohl besten Mannschaft der Welt gesetzt und gilt nach Aussage vieler Experten bereits jetzt als einer der stärksten Linksverteidiger überhaupt. Gemeinsam mit Franck Ribery bildet er eine dynamische Harmonie auf linken Seite des FC Bayern, die ihresgleichen sucht. Fünf Tore und sechs Torvorlagen stehen in der Rückrunde in allen Pflichtspielen des FCB zu Buche (Meisterschaft: 2/3 Assits, CL: 1/2), weiter zwei Treffer erzielte er in der Nationalmannschaft und legte einen weiteren auf. Auf hinsichtlich Passquote ist er mit fast 90% angekommener Pässe unsere Nummer ein.
2. Alexander Manninger (43)
Alex Manninger wurde in der Rückrunde vom FC Augsburg aus der "Arbeitslosigkeit" geholt und ist für uns das Gesicht des Klassenerhalts des FCA. Mit schier aussichtslosen neun Punkten starteten die Augsburger auf Tabellenplatz 17 in die Rückrunde. Eine sagenhafte Rückrunde, die auch zu einem großen Teil den tollen Paraden von Manninger geschuldet ist, beschert den Schwaben am Ende 33 Punkte und den sicheren Hafen Platz 15. Manningers Dienste wurden von allen Verantwortlichen in den höchsten Tönen gelobt, eine Vertragsverlängerung um eine weitere DFL-Saison ist die logische Konsequenz.
3. Julian Baumgartlinger (39)
Baumgartlinger ist der wohl unscheinbarste und unterschätzteste unserer DFL-Legionäre. Aus der Stammformation des 1. FSV Mainz 05 ist er nicht wegzudenken, er spielte sämtliche Partien der Rückrunde über die volle Distanz durch – mehr als ungewöhnlich, wenn man das Rotationsprinzip von Mainz-Trainer Thomas Tuchel kennt. Baumgartlinger ist der Dreh- und Angelpunkt im defensiven Mittelfeld der Mainzer, ist bei der Laufleistung sogar noch vor der "Bremer-Lunge" Zlatko Junuzovic und von allen Mittelfeldspielern in Deutschland hat er die zweitbesten Zweikampfwerte (hinter Javi Martinez). Und so ganz nebenbei hat er auch noch die drittbeste Passquote aller Mittelfeldspieler der DFL – die beiden vor ihm platzierten Bayern (Luis Gustavo und Javi Martinez) kommen jedoch nicht einmal ansatzweise in die Nähe der Anzahl der von Baumgartlinger gespielten Pässe.
4. Martin Harnik (30)
Er läuft und läuft und läuft. Kein anderer unserer Legionäre hat so eine heiße Schuhsohle wie Martin Harnik. Die meisten Sprints, die meisten intensiven Läufe und die zweithöchste durchschnittle Laufdistanz aller Österreicher in Deutschland. Gerade dadurch bindet er immer wieder die Gegenspieler an sich und öffnet dadurch Räume für seine Kollegen im Stuttgarter Angriff. Auch wenn er in der Rückrunde eine Ladehemmung hatte (die hoffentlich seit dem DFB-Pokalfinale Geschichte ist), so hat er die meisten Torschüsse aller Legionäre auf des Gegners Kasten abgefeuert, ein Tor erzielt und vier weitere aufgelegt. Martin Harnik darf man nicht nur an seinen Toren messsen – seine Einstellung, seine Bereitschaft und sein Sieger-Gen sind vorbildlich und auch für das Nationalteam von enormer Wichtigkeit.
5. Andreas Ivanschitz (23)
Ob sich Christian Heidel und Thomas Tuchel da nicht einen kapitalen Bock geleistet haben, den Vertrag von Andreas Ivanschitz beim 1. FSV Mainz 05 nicht zu verlängern. Der 29-jährige ist die Seele des Mainzer Angriffsspiels, sechs Scorerpunkte (drei Tore, drei Assists) stehen in der Rückrunde 26 Torschüssen und 31 Torschussvorlagen gegenüber. Einzig die mangelnde Torausbeute könnte man Ivanschitz vorwerfen, Einstellung und Charakter sind jedoch vorbildlich. In der Mainzer Fanszene herrscht kollektives Unverständnis über die Nichtverlängerung des Vertrags von Ivanschitz – in der nächsten Saison könnte den Verantwortlichen in Mainz dafür die Rechnung präsentiert werden.
6. Martin Stranzl (20)
Stranzl ist der Dauerbrenner an Zuverlässigkeit, in der abgelaufenen Saison kam auch noch Torgefahr hinzu. Insgesamt fünf Treffer erzielte er in der Saison 2012/2013 (drei in der Hinrunde, zwei in der Rückrunde). Ligaweit liegt er auf Platz drei aller Spieler, was die Zweikampfquote betrifft. Stranzl ist der Fels in der Gladbacher Defensivebrandung, seine Lufthoheit ist atemberaubend und auch die Spieleröffnung beherrscht er im Gegensatz zu manch anderem Innenverteidiger im Nationalteam. Stranzl hängt bei den Fohlen noch eine weitere Saison dran, im Nationalteam will er leider nicht mehr spielen.
(Autor: thelex)