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Countdown zur ADMIRAL Frauen Bundesliga: – 4 Tage

Der Countdown für den Start der ADMIRAL Frauen Bundesliga der Saison 2023/2024 läuft. 12teFrau hat dazu von jedem teilnehmenden Verein eine Spielerin zum Gespräch gebeten. Heute an der Reihe, Sandra Mayrhofer, Kapitänin vom USV Neulengbach.

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12teFrau: Nach deiner Zeit im Jugendbereich bist du im Frühjahr 2014 zu Union Kleinmünchen gekommen. Bereits nach einem halben Jahr hast du dich als Stammspielerin in der Bundesliga etabliert. Deine Karriere zeigte eigentlich nur in eine Richtung. Bis es zur schwerwiegenden Knieverletzung kam… (08.04.2017 – Union Kleinmünchen : USV Neulengbach – Auswechslung nach 27 Minuten)

Sandra Mayrhofer: Ja genau, das stimmt. Die Zeit in Kleinmünchen war wichtig, ich konnte die ersten Erfahrungen in der Bundesliga sammeln und mich entwickeln körperlich, spielerisch als auch menschlich. Die Knieverletzung war leider zu diesem Zeitpunkt schon die Zweite. Extrem bitter und in diesem Moment vollkommen unverständlich, wie das erneut passieren konnte. Ich wusste sofort, dass es wieder eine Pause von mindestens sechs Monaten bedeutete.

12teFrau: Dein Talent blieb natürlich nicht lange verborgen. Nach 3 ½ Saisonen bei Kleinmünchen klopfte der große SKN St. Pölten an. Ein Angebot, welches man nicht ausschlagen kann?! Die vorhin erwähnte Verletzung machte dir aber einen Strich durch die Rechnung. Verletzungsbedingt hast du für den Dauerchampion nur ein einziges Match bestritten, und das für die zweite Mannschaft. Wie hast du diese wohl schwierigste Phase in deinem Leben erlebt?

Sandra Mayrhofer: Mit dem Wechsel zum SKN St. Pölten ist für mich ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Ich wollte unbedingt beim besten Verein in Österreich spielen. Es war eine enorme Ehre für mich ein Angebot von ihnen zu bekommen und das sogar, obwohl ich mich genau bei dem Spiel erneut verletzte, wo sie mich verpflichtet haben. Ich war also während meiner Reha in den besten Händen, dennoch war ein Comeback lange Zeit nicht in Sicht. Es war eine harte Zeit und verlangte viel Energie und Ausdauer ab.

Was mir in dieser Phase geholfen hat, waren meine Familie und mein Glaube, welchen ich in dieser Zeit entwickelt habe. Fußball war seit der Zeit in der ÖFB Frauen Akademie alles für mich, das wichtigste und beanspruchte eine Menge Zeit. Wenn plötzlich das weg ist, was man am meisten liebt, dann tut das wirklich weh. Dennoch war ich immer schon davon überzeugt, dass alles aus einem ganz bestimmten Grund passiert und am Ende alles gut wird. Diese Gedanken haben mich durch diese Zeit getragen, auch wenn es Momente gab, in denen ich verzweifelt war und den Glauben daran in Frage stellte.

Rückblickend gesehen konnte ich viel mitnehmen aus dieser Phase. Krisen sind ja auch da, um zu wachsen, zu lernen und stärker hervorzugehen – was mir aus meiner Sicht gut gelungen ist. Eine Zeit ohne Sport bietet Möglichkeiten für anderes, was man lernen muss, anzunehmen. Ich konnte viele Bücher lesen, mich mental, geistig weiterbilden und den Fokus auf andere Trainingsformen legen.

Jetzt bin ich einfach nur glücklich und dankbar, dass ich wieder das tun kann, was ich am meisten liebe, nämlich Fußball spielen. Es ist unbeschreiblich wieder auf den Platz zu stehen und nicht selbstverständlich für mich.

12teFrau: Nicht einfach zu beantworten. Wo würde eine Sandra Mayrhofer ohne Verletzung heute stehen?

Sandra Mayrhofer: Das ist eine sehr gute Frage und wirklich nicht zu beantworten. Darüber will ich keine Vermutungen aufstellen. Aber jeder Mensch hat seinen eigenen Weg im Leben zu gehen und meiner war und ist dieser, das gilt es anzunehmen.

12teFrau: Du hast auch zahlreiche Spiele für sämtliche ÖFB-Juniorinnenauswahlen bestritten. Fehlt bloß noch ein Einsatz im Nationalteam. Ein Traum den wohl jede Fußballerin verfolgt. So auch du?

Sandra Mayrhofer: Eine Einberufung ins Nationalteam war für mich immer mein allergrößter Traum und ist es nach wie vor. Ich habe gerne große Ziele, auch wenn ich realistisch bin und weiß, dass dieses Ziel nicht sehr nahe liegt und schwer erreichbar ist. Für mich ist es essentiell Träume zu haben und für diese alles zu geben und zu investieren. Das werde ich nach wie vor.

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12teFrau: Nach deinem ‘‘missglückten‘‘ Engagement“ beim SKN St. Pölten hast du mehrere Schritte zurück gemacht und bist in die Oberösterreich-Liga gewechselt. Im Nachhinein eine wahrscheinlich sehr mutige aber vor allem richtige Entscheidung. Ebenso für dich?

Sandra Mayrhofer: Ich wollte zu Beginn mit dem Fußballspielen aufhören, weil ich keine Energie mehr dafür hatte. Ich war seelisch, geistig einfach leer und konnte nicht mehr weitermachen. Die Zeit zu Hause bei meiner Familie, mit Freund:innen tat mir enorm gut und ich konnte mein Leben ein Stück weit ausleben, auf eine Art und Weise wie ich es zuvor nicht konnte. Nach zwei, drei Monaten entschied ich mich wieder dafür Fußball zu spielen, weil ich den Sport, die Bewegung und eine Mannschaft so sehr vermisste. Das war am Anfang total schwer. Ich war körperlich nicht fit, hatte immer wieder Schmerzen im Knie, aber es war einfach ein gutes Gefühl in der Mannschaft und die Bewegung tat mir extrem gut. Die Zeit in Antiesenhofen war für mich legendär. Ich durfte tolle Menschen kennenlernen, mich entwickeln und wieder Freude am Sport finden.

12teFrau: Lange Zeit bliebst du dem Unterhaus nicht erhalten. Nach nur einer Saison stand wieder Bundesliga beim USV Neulengbach am Programm. Ohne große Eingewöhnungsprobleme bist du auch hier sofort zur Stammspielerin avanciert. In der vergangenen Saison durftest du ab der 6. Runde (gegen den First Vienna FC 1894) die Kapitänsbinde überstreifen. Eine Aufgabe die dir gefällt?

Sandra Mayrhofer: Absolut. Es war mein Ziel eine Führungsrolle zu übernehmen und dem jungen Team voranzugehen. Durch die Verletzung unserer Kapitänin Nicole Bauer wurde mir das Vertrauen entgegengebrachte und dufte ich diese Rolle übernehmen.

12teFrau: Ihr hattet in der abgelaufenen Saison mit irrsinnigem Verletzungspech zu kämpfen. Für eine enorm junge Mannschaft wie es der USV Neulengbach ist, keine leichte Aufgabe. Mit deinen 24 Jahren gehörst du bereits zu den älteren Spielerinnen und verfügst zudem über jede Menge Erfahrung. Unaufgeregt hast du euer Team zu Endrang 4 geführt. Mehr konnte man eigentlich nach dieser Verletzungsmisere nicht erwarten, oder doch etwas enttäuscht?

Sandra Mayrhofer: Natürlich hätten wir uns zu Beginn etwas mehr erhofft. Dennoch ist die Mannschaft im Sommer neu zusammengestellt worden, ein neuer Trainerstab und interne Änderungen haben sich zusätzlich ergeben. Die Verletzungen waren extrem bitter, individuell für jede Spielerin sowie auch für die gesamte Mannschaft. Die Positionen konnten dennoch gut kompensiert werden, was für die Qualität, den Einsatz und die Leidenschaft aller Spielerinnen im Verein spricht. Das war keine leichte Aufgabe für uns, doch wir haben das gut gemeistert und sind mit der Endplatzierung zufrieden.

12teFrau: Auch heuer im Sommer tut sich beim USV wieder einiges. Zahlreiche Abgänge, aber auch Zugänge. Wie sieht der Fahrplan für die kommenden Saison aus? Angriff auf die Top 3 der Liga?

Sandra Mayrhofer: Die Vorbereitungen seit Anfang Juli laufen auf Hochtouren und in die richtige Richtung. Nachdem ich sehr optimistisch und zu 100% von der Mannschaft überzeugt bin, dann ist Platz 3 ein realistisches Ziel.

12teFrau: Eine absolute Neulengbach-Legende, Maria ‘‘Mary‘‘ Gstöttner, hat im Erwachsenenbereich ihr ganze Karriere in Österreich und vor allem beim USV Neulengbach verbracht. Viele Spielerinnen streben heutzutage ins Ausland. Hast du dir darüber schon Gedanken gemacht oder vielleicht schon mal konkrete Angebote erhalten?

Sandra Mayrhofer: Mary hat den Verein echt geprägt und ist ein Vorbild für viele junge Spielerinnen. Ich bin zwar ein Familienmensch und verbringe gerne Zeit zu Hause. Wenn meine Ausbildung abgeschlossen ist, kann ich es mir dennoch gut vorstellen im Ausland zu spielen und wäre bei einem entsprechenden Angebot nicht abgeneigt. Im Vordergrund steht dennoch meine körperliche Gesundheit, welche mitspielen muss.

12teFrau: Für die Zeit nach dem Fußball hast du nebenbei auch die FH in St. Pölten besucht und im vergangenen Jahr deinen Bachelor erlangt. Nicht einfach alles unter einen Hut zu bringen (Arbeit als Sozialarbeiterin, Studium).

Sandra Mayrhofer: Es gibt tatsächlich sehr viel zu tun. Ich arbeite an einer Schule als Schulsozialarbeiterin, studiere den Master in Soziale Arbeit und habe dann eben noch Fußball. Arbeiten tu ich immer nur vormittags und an der Fachhochschule habe ich vieles online zu erledigen, das geht sich ganz gut aus. Dennoch gibt es eine Menge Aufgaben zu erledigen, aber alles ist möglich, wenn man will.

12teFrau: Abseits des grünen Rasens. Wie verbringt eine Sandra Mayrhofer ihre spärliche Freizeit?

Sandra Mayrhofer: Ich bin sehr gerne in der Natur, gehe Wandern oder fahre mit dem Rad. Zeit mit meiner Familie und mit Freund:innen ist mir ebenso wichtig und da liebe ich es, wenn wir uns gemütlich auf einen Kaffee zusammensetzen und über alles Mögliche plaudern. Außerdem lese ich gerne Sachbücher.