Nationalteam

Nichts zu verlieren, alles zu gewinnen

Warum Österreich gegen Deutschland nur gewinnen kann

Ein Kommentar von Martin Hanebeck.


Von zehn Spielen gegen Deutschland verlieren wir neun – so ehrlich muss man sein. Das letzte gewonnen Nachbarschaftsduell fand 1986 in Wien statt, ein Freundschaftsspiel wohl gemerkt. Aber auf ein Spiel vor 26 Jahren muss man auch nicht zurückblicken und vor allem nicht auf ein viel zu oft genanntes Spiel in Argentinien vor noch längerer Zeit. Darum konzentrieren wir uns auf das was zählt – das Jetzt! Und nein, ich zitiere nicht Gary Lineker!
 

Erwartungshaltungen und Selbsteinschätzung

Die Medien, vor allem die volksbekannten gratis Zeitungen, handeln das Spiel am 11.09. schon als das wichtigste Spiel der Qualifikation für die WM in Brasilien, vergessen aber gerne, dass ein Sieg über Deutschland genau so viele Punkte bringt wie ein Sieg über Kasachstan.

Glücklicherweise sind sich der ÖFB und vor allem der Teamchef dessen bewusst, dass ein Sieg für alle eine Sensation wäre, aber bei weitem kein Muss für die erfolgreiche Qualifikation. Das Ziel, welches der Teamchef immer ausgibt, ist nicht ein Sieg über Deutschland sondern die  Qualifikation für die Weltmeisterschaft 2014. Die direkten Gegner für die Qualifikation sollten Irland und Schweden lauten – was aber nicht heißen soll, ein Sieg über Deutschland wäre nicht gut für die Moral und ein perfekter Start in die Qualifikation.
 

Der Gegner

In der langen Historie der Weltmeisterschaften hat noch nie eine deutsche Nationalmannschaft die WM-Qualifikation verpasst. Aber Serien sind da um sie irgendwann zu brechen, denn im Endeffekt sind es doch nur Statistiken.

Deutschland spielt seit dem EM Turnier 2004 mit einem konstanten Mannschaftskern von 4-5 Spielern und veränderte das Team seit der WM 2010 nur marginal. Die Mannschaft kommt aus einem Turnier bei dem sie teilweise feinsten Kombinationsfußball präsentierten, die Deutschen sind eine Einheit wie kaum eine andere Nationalmannschaft in Europa. 
 

Die Fortschritte im ÖFB-Nationalteam

Das ÖFB-Team ist auf einem ähnlichen Weg. Seit Marcel Koller das Ruder übernommen hat, wirkt das Team viel kompakter und verfügt über eine – in Österreich recht unübliche – taktische Disziplin. Nicht nur die österreichischen Medien und Fans haben diesen positiven Aufschwung in letzter Zeit bemerkt, auch Joachim Löw (Bundestrainer von Deutschland, Anm.) meint: „Österreich hat sich in punkto Organisation und Struktur stark verbessert in den vergangen Monaten.“

Willi Ruttensteiner hat im ÖFB vieles zum Positiven verändert und eine Reform gestartet, welche ihm viele nicht zugetraut hätten. Jetzt gilt es den positiven Trend in den Bewerbsspielen fortzusetzen und weiterzuentwickeln. Eine Qualifikation für Brasilien ist zwar nicht einfach, in dieser Gruppe aber durchaus machbar.
 

Die ÖFB-Legionäre

Die Formkurve vieler unserer Spieler zeigt in den letzten Runden steil nach oben. Vor allem die Legionäre aus Deutschland – Arnautovic, Prödl, Baumgartlinger, Harnik, Ivanschitz und Junuzovic –haben in den ersten beiden Runden der deutschen Liga (welche bekanntlich nicht als die schlechteste in Europa gilt) gezeigt, welches Potenzial in Ihnen steckt. Mit Andreas Ivanschitz haben wir zudem auch einen bombensicheren Elfmeterschützen an Bord.

Aber auch andere Legionäre haben sich schon länger in ihren Spitzenklubs etabliert, Christian Fuchs, Emanuel Pogatetz oder Veli Kavlak sind in ihren Vereinen Stammspieler. Diese positive Entwicklung wirkt sich auch merklich auf das Nationalteam aus, wie die letzten Ergebnisse und Leistungen gezeigt haben.

Koller sollte jedoch trotz der Reservistenrolle von Almer bei Düsseldorf weiter auf ihn vertrauen, da er in den letzten Länderspielen zu überzeugen wusste. Auch Pogatetz sollte sich nach seinen zuletzt durchwachsenen Leistungen bei Wolfsburg nicht beeinflusst zeigen und mit Prödl die Innenverteidigung dirigieren.

Bevor ich hier aber zu viel Euphorie aufwirbele, möchte ich auch ein paar Namen nenne, die man nicht weiter erklären muss: Reus, Schürrle, Götze oder auch Kroos – diese Spieler sitzen gegen Österreich voraussichtlich nur auf der Ersatzbank.
 

Vorteil Österreich?

Für Österreich ist es der Start in die WM-Qualifikation, Deutschland spielt schon am Freitag gegen die Färöer Inseln sein Auftaktspiel. Vielleicht sogar ein kleiner Vorteil für unser Team. Man stelle sich vor Deutschland gewinnt das Spiel gegen die Färöer klar – wovon auszugehen ist. Deutschland ist dann wieder in seiner Selbstverständlichkeit angelangt, dass ohnedies alles gewonnen wird. Vielleicht unterschätzt man uns dann doch unbewusst, obwohl Jogi Löw alles daran setzen wird, um das zu vermeiden – er weiß ganz genau um die Stärke der Österreicher.

Ein weiterer Vorteil für das ÖFB-Team ist, dass sie sich am Freitag die Deutschen schon in Ruhe im „Wettkampfmodus“ ansehen können – und in einer Aufstellung, mit der sie auch wohl zu 95% gegen unser Nationalteam antreten werden. Und vielleicht gibt es da ja auch den einen oder andern Schwachpunkt zu identifizieren, auf den in den letzten Trainingseinheiten noch gezielt hingearbeitet werden kann.
 

Euphorie und Realismus

Man merkt in ganz Österreich eine Euphorie vor dem Match gegen unseren nördlichen Nachbarn. Die ÖFB-Spieler brennen auf das Spiel, wie die vielen Interviews und social media Auftritte in den letzten Tagen zeigten. Nach außen strahlen sie viel positive Stimmung aus, ohne dabei realitätsfremd zu wirken und unrealistische Parolen hinaus zu schreien. Viele Legionäre und auch heimische Kicker reisten mit Erfolgserlebnissen nach Wien, einige wie Pogatetz, Harnik oder Almer haben Rückschläge zu verarbeiten.

Die meisten Legionäre im Team spielen Woche für Woche gegen die DFB-Spieler und zeigen dabei gute Leistungen, außerdem spielte man auch die letzte EM-Qualifikation gegen die Deutschen, somit sollte keine allzu große Nervosität in den Reihen des ÖFB-Teams aufkommen.

Die Möglichkeit das deutsche Team am Dienstag zu schlagen ist so groß wie lang nicht mehr, was  uns aber noch lange nicht zum Favoriten macht. Schon ein Punkt wäre ein großerr Erfolg und quasi wie ein Sieg für Österreich zu werten. Aber wie schon geschrieben, auch bei einer Niederlage sind in der Qualifikation erst 3 von 30 möglichen Punkten verloren. (maha)

 

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Viel Erfolg unserem Nationalteam für die WM-Qualifikation! 

(Autor: martin)

Alexander Doubek

Alexander DOUBEK (Gründer/Chefredakteur) Bei 12terMann seit: 09/2011 M: alexander.doubek@12termann.at T: @AlexanderDoubek  

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