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Können sich Marcel Koller und der ÖFB neu erfinden?

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Quo vadis, David Alaba?

Entgegen der klaren Einschätzung von Weltklasse-Trainern wie Louis von Gaal, Jupp Heynckes, Pep Guardiola und auch Carlo Ancelotti besteht [spielerprofil spieler=“David Alaba“] darauf, ein spielgestaltender Mittelfeldspieler zu sein. Marcel Koller hat dem vermeintlichen Star des Nationalteams dessen Wunsch seit mittlerweile fünf Jahren erfüllt und auch immer wieder öffentlich bekräftigt, dass er Alaba im Mittelfeld sieht.

Auch wenn David Alaba im Nationalteam schon sehr gute Leistungen im Mittelfeld geboten hat, ist er dennoch hauptberuflich Woche für Woche der Stamm-Linksverteidiger in einem der besten Clubteams der Welt. Warum kann man diese Option nicht zumindest einmal ins Auge fassen und ausprobieren? Dieses kategorische und teilweise patzige „Dieses Thema ist abgeschlossen!“ von Marcel Koller und einigen Spielern wirkt in der Außendarstellung fast wie ein Kniefall vor einem Spieler. Einem Spieler, der so sehr davon überzeugt ist, die Rolle als Spielgestalter auszufüllen und sich dadurch so viel Druck aufbürdet, dass die Leistungen im Nationalteam sichtbar darunter leiden. Gerade jetzt, da die Position des Linksverteidigers die wohl größte Baustelle des Teams darstellt, ist die Option ihn dort einzusetzen und somit die linke Abwehrseite nicht mehr von Beginn an aufzugeben eigentlich alternativlos. 

Bis vor kurzem war dieses Problem nicht so augenscheinlich, da es durch das Vorhandensein eines äußerst starken Linksverteidigers in Person von [spielerprofil spieler=“Christian Fuchs“] großteils kaschiert wurde. Nach dem Rücktritt des England-Legionärs aus dem Nationalteam bricht diese Problematik jedoch mit voller Wucht zu Tage.

Marcel Koller hat sich mit seinen wiederholten öffentlichen Bestätigungen von Alabas Wunschposition in eine schwierige Lage manövriert. Mittlerweile ist es immens schwer, einen anderen Kurs einzuschlagen und zurückzurudern. Das ist allerdings nach unserer Auffassung unbedingt notwendig, um das Nationalteam wieder zurück in die Erfolgsspur zu bringen. In der heutigen Pressekonferenz hat er jedoch abermals darauf bestanden, dass David Alaba dem Team im Mittelfeld mehr nützt als links hinten – wir hoffen sehr, dass wir falsch liegen und der Teamchef nicht.

Das „Wimmer-Experiment“

Die ehemals größte Innenverteidiger-Hoffnung des Landes verbringt derzeit bei Tottenham die meiste Zeit auf der Tribüne. Marcel Koller wollte [spielerprofil spieler=“Kevin Wimmer“] wohl ein Zeichen damit setzen, ihn anstatt des im Nationalteam meist underperformenden Markus Suttner als Linksverteidiger aufzustellen und ihn so in die internationale Auslage zu stellen. Tatsächlich hat er aber ihm und sich selbst damit bisher keinen großen Gefallen getan. Wimmer war an einem Großteil der sechs Gegentore zumindest mitbeteiligt. Dieses Experiment wird der Teamchef hofffentlich beenden, wenn man die Mini-Chance auf die WM-Qualifikation noch nützen will.

Vielmehr stellt man sich die Frage, warum ein gelernter Innenverteidiger – noch dazu ohne Matchpraxis – zwei einberufenen Linksverteidigern vorgezogen wird. Plant Koller langfristig mit Wimmer auf der LV-Position, so hat die Einberufung von [spielerprofil spieler=“Stefan Stangl“] – die mangels jeglicher Spielpraxis ohnehin hinterfragenswert ist – keinen Sinn. Stangl kam bislang auf keine einzige Einsatzminute im Nationalteam, obwohl er als zukünftige Option gesehen wird. Abgesehen davon gäbe es da auch noch einen [spielerprofil spieler=“Andreas Ulmer“]…

Marc Janko ist nicht der einzige Stürmer

Zweifelsohne, [spielerprofil spieler=“Marc Janko“] ist auch im Spätsommer seiner Karriere noch ein ausgezeichneter Stürmer mit gottgegebenem Torinstinkt, dem das Nationalteam – auch in der laufenden Qualifikation – viel zu verdanken hat. Doch warum Janko im Spiel gegen Irland 90 Minuten lang auf dem Platz verweilen durfte, muss ebenfalls kritisch hinterfragt werden. Janko hatte in diesem Spiel selten die Möglichkeit, seine Stärken einzubringen. Gegenspieler Shane Duffy hatte den Basel-Legionär stets unter Kontrolle, auch in den Luftduellen hatte Janko zumeist das Nachsehen. Zusätzlich bekam Janko kaum brauchbare Flanken, die er mit seinem starken Kopfballspiel verwerten hätte können.

Jetzt stellt sich selbstredlich die Frage, ob es im Laufe der zweiten Hälfte – als schon eindeutig erkennenbar war, dass dem Spiel der Österreicher in der Offensive die Ideen ausgingen – nicht besser gewesen wäre, in der Spitze auf einen anderen Spielertypen zu setzen. Irlands Innenverteidigung war in der Luft eine Macht, wirkte jedoch hüftsteif und im Kombinationsspiel durchaus anfällig. Die Frage, warum man hier nicht reagierte und beispielsweise einen flinken und formstarken [spielerprofil spieler=“Martin Harnik“] anstelle von Janko brachte, darf und muss gestellt werden.

2 thoughts on “Können sich Marcel Koller und der ÖFB neu erfinden?

  • Danke für kompakte Aufarbeitung, eine äußerst willkommene Abwechslung zum Event-Journalismus.

    Hier noch 2 Punkte die ich noch ergänzen würde:
    – Wir haben mit Alessandro Schöpf einen für Österreich ungewohnt guten Techniker mit hoher Spielintelligenz, der Junuzovic perfekt ersetzen kann. Stattdessen wird der durchaus engagierte, technisch allerdings weit weniger beschlagene M. Sabitzer als 10 aufgeboten.
    – In der Kausa „Alaba“ gibt es noch eine weitere Komponente: Spielt er wirklich linker Aussenverteidiger, haben wir zwar mit der Achse „Alaba-Arnautovic“ eine internationale Top-Besetzung (die im Dreieck mit Juno oder Schlöpf sicherlich herrlich funktioniert). Stellt man diese allerdings ihrem rechtem Pendant „Klein-Sabitzer“ gegenüber, wird einer klarer Qualitätsunterschied ersichtlich. Dies würde sich nicht gerade positiv auf die Gewichtung unseres Spiels auswirken, war so in Ansätzen schon gegen Serbien zu erkennen.

    Bin schon gespannt in wie weit während der Winterpause die letzten Spiele bzw. Trends reflektiert werden. Denke ist langsam Zeit für mehr Flexiblität im Kader. Freu mich trotzdem noch auf jedes Länderspiel :-)

    LG Nops

    P.S. „Aufgebn‘ damma an Briaf“

  • Als (historisch leidensfähiger) Fan des Nationalteams stimmt mich die derzeitige Entwicklung (=der Stillstand) doch nachdenklich. Die Fakten wurden gut dargestellt, es scheint als würde Koller genau das Gegenteil von dem machen was die Öffentlichkeit fordert.

    Es gibt (wie erwähnt) die Optionen:
    – Burgstaller als Spitze. Okotie wurde auch aus der 2. dt. Liga (bei weit weniger Treffern) einberufen, die Liga kann keine Ausrede sein.
    – Harnik als Spitze. Hat sich schon öfter bewährt.
    – Gregoritsch: Warum nicht, weniger als Janko würde von ihm auch nicht kommen.

    Mein Lieblingsthema – Alaba: wie schon oft erwähnt einer der besten LV der Welt und im Mittelfeld ein guter, aber keineswegs überragender Spieler. Dazu kommt seine persönliche Entwicklung in den letzten Monaten/Jahren, die mir als Außenstehenden nicht mehr so gefällt wie früher. Der Fokus auf den Fußball ist nicht mehr so da wie noch vor 4-5 Jahren. Es gibt zu viele Nebenschauplätze für ihn und dann noch die komplett falsche Selbsteinschätzung, dass er ein zentraler Mittelfeldspieler sei. Ich glaub den kolportieren Sager von im („wenn er mich links aufstellt, fahr ich zurück nach München“) und glaube, dass sich Koller mit dem Thema Alaba immer mehr in eine Sackgasse manövriert. Das Nationalteam darf nicht die Spielwiese des David A. sein, wo er ein wenig im MF kicken kann, mal mit einem Gustostückerl 3 Iren ausspielt (=brotlose Kunst). Das soll er auf der Playstation machen. Ich denke weiter, dass das die Mannschaft (oder den „soliden Teil“ der Mannschaft) doch auf den Keks geht und die Chemie leidet (seit der EM in Frankreich). Alaba-Arnautovic wäre so ziemlich die beste linke Seite, die man sich vorstellen kann und braucht international keine Vergleiche scheuen. Im Zentrum gibts genügend Alternativen für ihn (Ilsanker, Grillitsch, Junuzovic, …).

    Kurz gesagt: ich hoffe, dass jetzt entweder ein „Schnitt“ kommt, die Quali nicht mehr im Fokus steht sondern die Weiterentwicklung für die nächste Quali und gewisse Spieler in die 2. Reihe gestellt werden (Janko, Klein) und dort Alternativen gesucht und aufgebaut werden.

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