Nationalteam

Kommentar: Österreichs WM-Qualifikation wird gleich mit dem ersten Spiel ad absurdum geführt

Außergewöhnliche Zeiten erfordern außergewöhnliche Maßnahmen. Dieses Sprichwort kommt in Zeiten der Corona-Pandemie oft zur Geltung, meistens auch aus verständlichen Gründen. Dass Österreichs Nationalteam zum Auftakt der WM-Qualifikation nach Schottland reist, ist aber nur bedingt verständlich. Denn damit verzichtet das Nationalteam auf seine defacto beste Elf.

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In Zeiten wie diesen ist wohl keine Lösung sexy. Es wird in einem leeren Stadion gespielt und Leistungsträger können kurzfristig wegen eines positiven Coronatests ausfallen. Am Ende gibt uns der Fußball aber doch ein Stück Normalität zurück. Auch wenn vor leeren Rängen gekickt wird – die Emotionen, das Mitfiebern und der Ärger, all das ist auch vorm Fernseher vorhanden. Es ist dann halt doch besser als nichts. 

Doch gerade deswegen sollten alle Verantwortlichen im Fußball an der sportlich fairsten Lösung arbeiten, damit ein Wettbewerb nicht komplett absurd wird. Österreichs Fußball-Nationalteam bestreitet am 25. März das eigentlich wichtigste Spiel seit knapp 500 Tagen. Österreich hat im November 2019 mit dem EM-Qualifikationsspiel gegen Nordmazedonien (2:1-Sieg und fixe EM-Teilnahme Anm.) die letzte richtungsweisende Partie absolviert. Danach folgten die coronabedingte Pause und im Herbst die UEFA Nations League, die nicht auf die Stufe mit einer Qualifikation für ein Großereignis gestellt werden kann. Gegen Schottland wird es zum Auftakt der WM-Quali also wieder richtig packend und fesselnd für die heimischen Fußball-Fans – auch wenn nur halb so attraktiv daheim im Teil-Lockdown. Aber es wird zumindest spannend. 

Und genau hier wird Österreich Stand jetzt wohl auf viele – fast alle eigentlich – Leistungsträger verzichten müssen. Schottland wird in Deutschland als Teil von Großbritannien als Corona-Mutationsgebiet eingestuft. Ein- und Ausreise ist bis auf wenige Ausnahmen nur mit sehr strengen Bestimmungen verbunden, dass der Fußball keine Ausnahme bekommt, hat die zweimalige Verlegung vom UEFA Champions League-Achtelfinalspiel zwischen Liverpool und RB Leipzig nach Budapest gezeigt. Blöd, dass der Großteil der Leistungsträger in Österreichs Nationalteam in Deutschland spielt. ÖFB-Legionäre wie [spielerprofil spieler=“David Alaba“], [spielerprofil spieler=“Martin Hinteregger“] oder [spielerprofil spieler=“Sasa Kalajdzic“] könnten zum Auftakt der WM-Qualifikation fehlen. Eine sportlich komplett wertlose Angelegenheit, eigentlich kann man gleich die WM-Teilnehmer auslosen. Wäre wohl etwas sinnvoller. Aber das bringt halt nicht so viel Geld.

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Österreich kann auswärts gegen Schottland gleich drei wichtige Punkte gegen einen direkten Konkurrenten um Gruppenplatz eins – also die fixe WM-Teilnahme – holen. Eine Niederlage würde Österreich hingegen gleich von Beginn an unter Druck setzen. Gegen kompakte Schotten eine schwierige Herausforderung. Schottland kann natürlich nichts dafür, dass sich dort eine Corona-Mutation ausgebreitet hat, genauso wie aber auch Österreich und Deutschland nichts dafür können, dass sie gesundheitspolitische Maßnahmen gegen die weitere Ausbreitung der Mutation setzen. Genau deswegen braucht es hier eine faire Lösung für alle Beteiligten. Dass Österreich auf den Großteil des Kaders verzichten würde, fällt nicht unter diese Kategorie. 

Das Nationalteam wird durch höhere Gewalt – eine Pandemie – geschwächt. Manchmal braucht es einen strengeren Ton in Richtung der UEFA, um auf unfaire Zustände aufmerksam zu machen. Es gibt noch die Hoffnung, dass bis Ende März die strengen Einreisebestimmungen in Österreich aber auch in Deutschland gelockert werden, oder mehr Spielraum für Ausnahmen vorhanden ist. Das wäre die fairste Lösung. Es wird in Schottland gespielt, und jeder Spieler darf mitfliegen. Stand jetzt ist das aber nicht möglich und Österreich verzichtet im wichtigsten Spiel nach 495 Tagen auf viele Schlüsselspieler. Die WM-Endrunde in Katar steht ohnehin schon in einem schiefen Licht, ein sportlich komplett wertloser Auftakt Qualifikation für dieses Turnier nimmt dem Fußball-Fan die nächste Portion Spaß am Fußball.

Es entsteht das ungute Gefühl, dass einfach nur das Geld fließen soll. Das Stadion ist leer, der Austragungsort der Weltmeisterschaft steht schon lange in der Kritik und nun wird auch in der Qualifikation auf sportliche Aspekte komplett verzichtet. Nur, wenn Schottland und Österreich – egal wann und wo – mit ihren besten Spielern antreten dürfen, macht dieses Spiel einen Sinn. Sonst ist jeglicher Anreiz für den Fußball-Fan weg. Dann würde ein Boykott der WM 2022 in Katar aber zumindest irgendwie noch leichter fallen. 

David Chomiczuk

David CHOMICZUK
(Redaktion)

Bei 12terMann seit: 04/2017

M: david.chomiczuk@12termann.at