EM 2016

Reise durch die EM-Geschichte: Österreich/Schweiz 2008

Bei der Europameisterschaft 2008 gab es zum zweiten Mal zwei Gastgeberländer und endlich war es soweit. Österreich durfte erstmals an einer Fußball-Europameisterschaft teilnehmen. Da war es fast egal, dass man als Co-Gastgeber mit der Schweiz fix qualifiziert war. 16 Spiele der Endrunde, darunter das Finale im Ernst-Happel-Stadion, fanden in Wien, Salzburg, Innsbruck und Klagenfurt statt.

Das österreichische Nationalteam

Da das Team von Teamchef Josef Hickersberger, der zum zweiten Mal dieses Amt bekleiden durfte, fix qualifiziert war, standen im Vorfeld der Endrunde insgesamt 22 Testspiele am Programm. Die Leistungen waren sehr durchwachsen und die Bilanz mit 6-8-8 negativ. Vor allem am Anfang der Vorbereitungsphase enttäuschte das ÖFB-Team mit Niederlagen gegen Ungarn und Venezuela sowie einem Remis gegen Malta. Im EM-Jahr wurden die Leistungen dann etwas besser, wenngleich die Ergebnisse noch nicht stimmen sollten. Gegen Deutschland verlor man trotz guter Leistung und vieler Chancen mit 0:3 und gegen die Niederlande führte man nach 35 Minuten bereits mit 3:0 und verlor dann noch 3:4.

Die Auslosung für die EM im eigenen Land bescherte Österreich die Gegner Deutschland, Kroatien und Polen. Man war zwar nur Außenseiter, hoffte aber darauf angetrieben durch die Euphorie im ganzen Land zu überraschen und damit den Aufstieg ins Viertelfinale zu erreichen. Vier Spieler des damaligen EM-Kaders sind auch heute noch Stammgäste im ÖFB-Team: [spielerprofil spieler=“Christian Fuchs“], [spielerprofil spieler=“Sebastian Prödl“], [spielerprofil spieler=“Martin Harnik“] und [spielerprofil spieler=“Ramazan Özcan“]. Der Start ins Turnier gegen Kroatien verlief leider denkbar schlecht. Bereits nach vier Minuten konnte Luka Modric nach einem Foulelfmeter zum 1:0 treffen. Die Österreicher zeigten nachher zwar eine ansprechende Leistung, der knappe Sieg der Kroaten ging aber dennoch in Ordnung. Im zweiten Gruppenspiel gegen Polen war die Elf von Teamchef Hickersberger somit schon unter Zugzwang. Die Österreicher hatten vor allem durch Christoph Leitgeb und Martin Harnik große Torchancen, als diese allein auf den polnischen Tormann Artur Boruc zuliefen. Nach einer halben Stunden führten aber die Polen, nachdem das Schiedsrichterteam eine Abseitsposition übersehen hatte. Österreich gab aber nie auf und Ivica Vastic hielt mit seinem Elfmetertor zum 1:1 in der Nachspielzeit die Hoffnungen vom Viertelfinale am Leben. Im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland konnte das Team um Kapitän Andreas Ivanschitz mit einem Sieg noch aus eigener Kraft aufsteigen. Die Partie hatte nur wenige Höhepunkte und irgendwie wirkte es so, als könnten die Deutschen jederzeit einen Gang raufschalten. Michael Ballack zerstörte mit seinem Freistoßtor kurz nach der Halbzeitpause die Hoffnungen der Österreicher. Die beiden Teamchefs Josef Hickersberger und Joachim Löw wurden gegen Ende der Partie von Schiedsrichter Manuel Mejuto González auf die Tribüne geschickt.

Turnierverlauf

In der Gruppe A traf der Gastgeber Schweiz auf Portugal, Tschechien und die Türkei. Die Schweiz musste nach zwei Niederlagen gegen Tschechien (0:1) und die Türkei (1:2) bereits nach zwei Spieltagen ihre Hoffnungen auf den Aufstieg begraben. Mit dem abschließenden 2:0 gegen Portugal konnte man den heimischen Fans aber doch noch einen versöhnlichen Abschluss der EM geben. Die Portugiesen ihrerseits traten in dieser Partie bereits mit einigen Ersatzspielern an, da man nach den Siegen gegen die Türkei (2:0) und Tschechien (3:1) bereits als Gruppensieger feststand. Als zweites Team setzte sich in Gruppe A die Türkei durch. Nach der Auftaktniederlage gegen Portugal kämpfte man die Schweiz nach Rückstand, bei wegen starken Regens fast irregulären Verhältnissen, in Basel mit 2:1 nieder. Vor dem letzten Gruppenspiel hatten die Türkei und Tschechien nun gleich viele Punkte und die gleiche Anzahl an erzielten und erhaltenen Toren. Die Tschechen sagen durch das 2:0 nach gut einer Stunde wie der sichere Sieger aus, doch die Türken drehten die Partie dank drei Toren in der letzten Viertelstunde. Dieses Spiel in Genf war mit Sicherheit eine der drei besten Partien bei der EM-Endrunde 2008.

Die Gruppe B bestand aus Österreich, Deutschland, Kroatien und Polen. Gruppensieger wurden überraschend die Kroaten, die alle drei Partien mit einem Tor Unterschied gewinnen konnten. Deutschland startete mit einem 2:0 gegen Polen und verlor dann überraschend mit 1:2 gegen Kroatien. Den Aufstieg fixierte erst Michael Ballack durch sein Freistoßtor gegen Österreich. Österreich zeigte sich zwar im Vergleich zur Vorbereitung weiterhin verbessert, im Endeffekt war man aber vor dem Tor zu harmlos. Immerhin konnten man in der Endtabelle die punktegleichen Polen hinter sich lassen.

Die Gruppe C mit den beiden letzten WM-Finalisten Italien und Frankreich, den Niederlanden und Rumänien wurde im Vorfeld als „Todesgruppe“ bezeichnet. Die Niederlande überzeugte durch einen spektakulären Offensivfußball. Nach dem 3:0 gegen Italien, dem 4:1 gegen Frankreich und einem abschließenden 2:0 gegen Rumänen war man einer der Topfavoriten auf den EM-Titel. Als zweiten Nation konnte sich Italien durchsetzen. Nach der Niederlage gegen die Niederlande sicherte Gianluigi Buffon mit einem gehaltenen Elfmeter ein 1:1 gegen Rumänien. Im letzten Gruppenspiel fixierte man den Aufstieg mit einem 2:0 gegen Frankreich. Die Franzosen, zwei Jahre zuvor Vizeweltmeister, enttäuschten komplett und wurden mit nur einem Punkt, den man beim 0:0 gegen Rumänien holte, Gruppenletzter.

In der Gruppe D stand Spanien nach einem souveränen 4:1-Auftaktsieg gegen Russland und einem Last-Minute-Sieg gegen Schweden bereits nach zwei Spieltagen als Aufsteiger fest. Im letzten Gruppenspiel gegen Griechenland schaffte es eine B-Elf mit einem 2:1, dass man in der Vorrunde makellos blieb. Den zweiten Aufsteiger ermittelten Schweden und Russland im letzten Gruppenspiel, welche sich zuvor beide gegen die Griechen durchsetzen konnten. Die Russen spielten tollen nach der Auftaktniederlage stark verbessert Fußball und folgten nach einem 2:0 den Spaniern in die K.-o.-Runde. Eine der großen Enttäuschungen des Turniers lieferte Titelverteidiger Griechenland. Die Überraschungsmannschaft von der EM 2004 schied ohne Punkte und mit einem Torverhältnis von 1:5 aus.

Ab dem Viertelfinale fanden die Partien nur mehr in Basel und Wien statt. Im ersten Duell traf Portugal auf Deutschland. Mann des Spiels wurde Bastian Schweinsteiger, der beim 3:2-Sieg ein Tor selbst erzielte und die anderen beiden Treffer per Freistoß vorbereitete. Das zweite Viertelfinale zwischen Kroatien und der Türkei in Wien ging in die Verlängerung und war dort an Dramatik nicht mehr zu überbieten. Die Kroaten sahen nach dem 1:0 in der 119. Minute wie die Sieger aus, doch Semih Sentürk gelang in der 122. Minute der Ausgleich. Kroatien hatte sich im folgenden Elfmeterschießen von diesem Schock noch nicht erholt und scheid mit 1:1 n.V. 1:3 i.E. aus. Im dritten Viertelfinale trafen Mitfavorit Niederlande und die immer stärker werdenden Russen aufeinander. Die Russen hatten zwar mehr vom Spiel doch die Oranje retteten sich durch ein spätes Tor mit 1:1 in die Verlängerung. Andrei Arshavin, eine der Entdeckungen des Turniers, und Co spielten weiterhin stark auf während die Kräfte bei den Niederländern nachliesen und so setzte sich die Sbornaja mit 3:1 n.V. durch. Auch im letzten Viertelfinale zwischen Spanien und Italien kam es zur Verlängerung und nach torlosen 120 Minuten sogar zum Elfmeterschießen. Dort versenkte Cesc Fabregas den entscheidenden Versuch zum 4:2 und die Furia Roja stand im Semifinale.

Im einem abwechslungsreichen Halbfinale trafen Deutschland und die Türkei aufeinander. Die Türken gingen 1:0 in Führung und mussten danach den Ausgleich und das 1:2 hinnehmen. Nach dem sie erst kurz vor Ende der 90 Minuten zum 2:2 ausgleichen konnten, war es Philipp Lahm, der mit seinem Treffer zum 3:2 in der Nachspielzeit Deutschland erstmals nach zwölf Jahren wieder in ein EM-Finale schoss. Das zweite Halbfinale in Wien zwischen Spanien und Russland hatte, auch wegen dem strömenden Regen zu Beginn, in der ersten Halbzeit wenig Höhepunkte. Erst nach der Pause wurden die Spanier ihrer Favoritenrolle gerecht und kamen zu einem letztendlich ungefährdeten 3:0-Sieg.

Im Finale waren die Spanier aufgrund ihres schnellen Kurzpassspiels, dem Tiki Taka, als Favorit zu sehen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kamen die Iberer immer besser in die Partie. Fernando Torres köpfte in der 23. Minute an die Stange. Zehn Minuten später traf der Stürmer dann nach einem Lupfer über den deutschen Tormann Jens Lehmann zum 1:0. Spanien war spätestens von dem Zeitpunkt an die klar spielbestimmende Mannschaft und Deutschland musste in der zweiten Hälfte froh sein, nicht noch höher zu verlieren. Der Triumph von Wien war der zweite Titel für Spanien, der erste seit der EM im eigenen Land 44 Jahre zuvor.

Facts

  • Gastgeber: Österreich/Schweiz
  • Teilnehmer: 16
  • Europameister: Spanien

 

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Sebastian Sohm

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Sebastian SOHM
(Redakteur, Nachwuchsfußball)

Bei 12terMann seit: 09/2015

M: sebastian.sohm@12termann.at

 

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