Deutschland

Portrait – Florian Klein

Der Zuverlässige

Florian Klein war der erste Neuzugang des VfB für die Saison 2014/2015. Der österreichische Nationalspieler hat sich charakterlich und fußballerisch schnell in der Mannschaft von Armin Veh etabliert und zählt derzeit zu den Stammplatzkandidaten.

In der aktuellen Ausgabe des VfB-Stadionmagazin „stadionaktuell“ wurde der Neo-Stuttgarter genauer porträtiert. Wir dürfen euch das Porträt online zur Verfügung stellen – Viel Spaß!

Seine Herkunft war sofort klar. Als Florian Klein bei der Vorstellung des neuen VfB Trikots Martin Harnik veräppelte, offenbarte er damit die österreichische Lockerheit, von der gerne die Rede ist, wenn der Wesenszug von Bürgern der Alpenrepublik beschrieben werden soll. Eine Mischung aus Lässigkeit, Humor und Chuzpe, die nun gleich dreifach im VfB Profikader zu vernehmen ist. Martin Harnik führt diese Disziplin zwar weiterhin vor Raphael Holzhauser und dem Neuzugang aus Salzburg an, aber Florian Klein ist ihm auf den Fersen.

Dieses Bild lässt sich auch gut auf den Fußballplatz übertragen, denn der 27-jährige Familienvater bearbeitet eben hinter seinem Landsmann die defensive rechte Seite des VfB. Dieser hat ihm seinen neuen Verein im vergangenen Jahr schmackhaft gemacht, von der schwierigen abgelaufenen Spielzeit berichtet und ihm auch gesagt, dass die Qualität definitiv höher sei, als es die Tabellensituation vermuten ließ. „Ich habe ziemlich intensiv mitgefiebert, stand mit Martin in engem Kontakt und habe ihm gesagt, dass er viele Tore schießen soll. Das hat er dann ja auch ganz gut umgesetzt“, sagt Florian Klein und lacht.

Zu lachen war ihm nach seinem ersten Pflichtspiel für den VfB allerdings nicht zumute. Beim Pokalaus in Bochum debütierte er für die Jungs aus Cannstatt, war mit sich und dem Team unzufrieden, sagte aber: „Dennoch finde ich, dass sehr viel Qualität in unserer Mannschaft steckt. Das ist in jeder Trainingseinheit erkennbar. Unsere Aufgabe ist es, das in der Meisterschaft auf den Platz zu bringen.“ Das hat beim Bundesligaauftakt in Mönchengladbach auch schon besser geklappt, auch wenn der späte Ausgleich ärgerlich war.

Bundesliga als Ziel
Mit seinem Einsatz am Niederrhein hat Florian Klein ein großes Ziel erreicht. Den Sprung ins Ausland zu schaffen, das war das Vorhaben – und die Bundesliga im Nachbarland Deutschland stand da natürlich besonders im Fokus. „Früher, als ich klein war und die Bundesliga noch bei ‚ran‘ lief, haben wir den VfB intensiv verfolgt und mit ihm mitgefiebert“, sagt der Flügelspieler und berichtet dann noch von Franz Wohlfahrt, dem Torwarttrainer der österreichischen Nationalmannschaft, der „begeistert über den VfB spricht“.

All diese Stimmen bestärkten ihn in seinem Wechselvorhaben, wobei der 27-Jährige ohnehin „von Anfang an begeistert war“, als der Klub mit dem roten Brustring sein Interesse an dem Rechtsfuß kundgetan hatte. Anfang Mai klappte der Transfer schließlich, und der VfB Sportvorstand Fredi Bobic konstatierte: „Florian ist ein sehr routinierter Spieler mit mehr als 200 Einsätzen in der österreichischen Bundesliga. Zudem bringt er internationale Erfahrung aus Einsätzen in der Europa League und mit der Nationalmannschaft Österreichs mit. Wir sind überzeugt davon, dass er sich schnell integrieren und unsere rechte Seite verstärken wird.“

Das hat dann auch schnell geklappt, er war zügig in seiner neuen Mannschaft angekommen und bestritt jedes der zehn Vorbereitungsspiele von Beginn an. Darauf folgten zwei weitere Startelfeinsätze beim Pokal in Bochum und am vergangenen Wochenende bei Borussia Mönchengladbach. „Sich in der deutschen Bundesliga zu beweisen, ist etwas Großartiges für einen Spieler“, sagt Florian Klein, der nach seiner „super Zeit“ in Österreich in Bad Cannstatt den „nächsten Schritt“ machen möchte.

Double als Abschiedsgeschenk
In der Alpenrepublik stand er bei LASK Linz, Austria Wien und Red Bull Salzburg unter Vertrag, von wo er ablösefrei zum VfB wechselte. Mit Linz stieg er ins österreichische Fußballoberhaus auf und erzielte gleich im ersten Spiel seinen ersten Treffer in der Saison 2007/2008. Seinen ersten Titel gewann er im vergangenen Jahr, als er mit Salzburg das Double schaffte. Beim 4:2-Pokalfinalsieg gegen St. Pölten erzielte er die Führung, insgesamt traf er 16 Mal in seiner Zeit in Österreich.

Für das ÖFB-Nationalteam war Florian Klein unterdessen 20 Mal im Einsatz, in drei Partien standen übrigens die deutschen Nationalspieler auf der anderen Seite. Im Rahmen seines VfB Vertrages bis 2017 will er sich natürlich auch weiterhin für die österreichische Auswahl empfehlen, im Vordergrund steht aber sein neuer Verein. „Für mich als neuen Spieler ist es ganz wichtig, dass ich von Beginn an überzeuge und meine Leistung abrufe“, sagt der Außenverteidiger. 

Überzeugt hat ihn und seine Familie unterdessen auch die neue Heimat. In Esslingen haben er, seine Frau und die zwei Söhne, die dort nun beide in den Kindergarten gehen, eine schöne neue Bleibe gefunden. „Esslingen ist eine superschöne Stadt, wir haben uns dort von Anfang an wohlgefühlt, und unsere neuen Nachbarn haben uns herzlich empfangen“, sagt der 27-Jährige und ergänzt: „Für einen Sportler ist es sehr wichtig, dass im privaten Bereich alles passt.“

 

UnbenanntInfokasten aus „stadionaktuell“

Motivationspsychologe als Unterstützer
Bei den Kleins passt alles, nun soll sich auch noch der sportliche Erfolg einstellen. An der Stimmung in seiner neuen Mannschaft wird es daran sicherlich nicht scheitern, wie der Fußballprofi berichtet: „Die Mannschaft hat richtig Bock auf Fußball und möchte dieses Jahr beweisen, dass die vergangene Saison ein Ausrutscher war.“ Auf und fernab des Platzes sei die gute Atmosphäre spürbar, ohnehin war dies trotz der miesen vergangenen Saison bereits vom Start der Vorbereitung weg der Fall gewesen. Positive Stimmung und viel Selbstvertrauen beherrschen seither das Geschehen auf dem Trainingsplatz.

Mit seiner österreichischen Lockerheit trägt Florian Klein zur guten Stimmung bei – und er wird sie sicherlich auch nicht gänzlich verlieren, wenn es mal nicht so läuft oder wenn der Druck immens werden sollte. Da werden ihm schon die Gespräche mit seinem Motivationspsychologen Jörg Zeyringer helfen, mit dem der VfB Kicker seit etwa acht Jahren zusammenarbeitet. „Der Sportler muss zum richtigen Zeitpunkt sein ganzes Leistungspotenzial abrufen können. Ich versuche seine Selbstsicherheit zu stärken und ihm zu zeigen, wie er am besten mit Druck umgehen kann“, sagte dieser dem österreichischen Printmedium die „Kleine Zeitung“.

Ein „wichtiger Wegbegleiter“ und „sehr guter Freund“ sei Jörg Zeyringer für den Familienvater geworden. „Er hat mich über all die Jahre in persönlichen Gesprächen sehr unterstützt“, sagt der VfB Neuzugang, der genauso auf die Unterstützung der Mannschaftskollegen und VfB Fans hofft, wie er sie selbst geben will. Schließlich ist erfolgreicher und mutiger Fußball nur gemeinsam möglich – und Florian Klein wird mit seiner zuverlässigen Art dazu beitragen.

(Text: stadionaktuell“ 30. August, 1. Ausgabe | 2. Spieltag)

Martin Hanebeck

Geboren in Salzburg und aufgewachsen mit der dortigen Austria, nach Wien gezogen und eine Liebe zur hiesigen Austria entwickelt. In Deutschland Werder Bremen und Fortuna Düsseldorf. Fan von Problemkindern, Fußball ohne Arnautovic, Balotelli, Best, Pepe, Barton, Naumoski oder Ibrahimovic wäre für ihn ungenießbar. Studiert irgendwas mit Umweltschutz und ab Oktober 2014 irgendwas mit Journalismus.

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