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Wiener Viktoria-Obmann Roman Zeisel: „Geisterspiele sind der Todesstoß“

Viele Firmen, Unternehmen und auch Sportvereine leiden an der Corona-Krise. In Österreichs Amateurfußball ist die Saison nun vom ÖFB annuliert worden. So auch die Regionalliga Ost. 12terMann und Radio Arabella haben mit Roman Zeisl, dem Obmann der Wiener Viktoria über die aktuelle Situation gesprochen. Der Meidlinger Kult-Klub war vorm Abbruch solider Siebter – leidet aber nun auch an der Corona-Krise. 

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Wie geht es der Wiener Viktoria nach den harten letzten Wochen ohne Fußball?

Wir hatten eine sehr schwere Zeit. Die ersten zwei Wochen waren von einer Starre geprägt. Wir haben nicht gewusst, in welche Richtung sich das bewegt. Mittlerweile sind wir etwas kreativ geworden. Wir haben Einbußen, die derzeit nicht zu beziffern sind und erst am Ende der Saison zu Papier stehen werden. In der Zwischenzeit haben wir mit einem Lieferservice begonnen. Wir beliefern die Meidlinger Bevölkerung mit Grillköstlichkeiten, gehen für Menschen, die das Haus nicht verlassen sollen, einkaufen und versuchen so den Verein in der schweren Zeit über Wasser zu halten.

Welche Maßnahmen sind in den letzten Wochen noch gesetzt worden? Sind auch Aktionen geplant?

Wir haben teilweise Spieler in der Kurzarbeit und mussten teilweise leider Mitarbeiter entlassen, die wir aber auch wieder anstellen würden, weil sie eine Loyalität zum Club haben. Es wird Spendenmöglichkeiten und ein Toni Polster T-Shirt, auf dem die Wiener Viktora 1:0 gegen Corona gewonnen hat, geben. Es gibt unzählige Möglichkeiten die Fans mit ins Boot zu holen und jeden in die Verantwortung zu nehmen seinen Herzensclub nicht sterben zu lassen.

Die Amateurligen werden abgebrochen. Wie geht es für die Wiener Viktoria nun in nächster Zeit weiter? 

Sportlich sind wir im Mittelfeld angesiedelt und haben nichts mit Auf- und Abstieg zu tun – somit verstehen wir den Abbruch. Der Abbruch ist auch notwendig, weil die Zeit ganz einfach nicht da ist, um die restlichen Spiele in der kurzen Zeit fertigzuspielen. Nachdem es ein Versammlungsverbot und grundsätzlich keine Veranstaltungen gibt, sind Geisterspiele für jeden privaten und gemeinnützigen Verein der Todesstoß.

Es weiß eben noch niemand wann es weitergeht – wann wir wieder auch im Unterhaus auf dem Platz stehen. Aber wie lange kann diese Ungewissheit gut gehen?

Die Frage ist, wie weit ist die Regierung bereit ist, Geld auszugeben und uns die entgangenen Gewinne zu ersetzen. Ich rede ja nur vom Minimalbereich, damit man den Verein weiter aufrecht hält. Geisterspiele hätten in der Regionalliga keinen Sinn, weil die Clubs von Merchandising, Ticketing, Kantinenumsätzen, Tombola etc. leben – das würde dem Amateurfußball komplett schaden. Ich gehe davon aus, dass die Meisterschaft im September starten könnte. Wir haben in der dritten Liga nicht das große Zuschauerrisiko. Es gibt den Wiener Sportclub, der mit 1.700/1.800 Zuschauern an erster Stelle liegt – und dann gibt es ein Gefälle, wo man durchaus mit 500/600 Zuschauern planen könnte. Da muss man sich dann nur fragen: Ergibt das Sinn oder nicht?

Bei Profisportlern und in der Fußball-Bundesliga (geplante Geisterspiele) gibt es ja jetzt immerhin Lockerungen. Der Wiener Viktoria hilft das alles aber leider gar nicht..

Ich glaube das ist wegen der Sponsoren und wegen des Fernsehgeldes wichtig, dass man die Bundesliga-Saison durchbringt – dazu geht es ja auch um die UEFA Europa League und die Champions League. Das verstehe ich. Auch die Öffnung der Golf- und Tennisplätze finde ich gut, damit die Menschen Tennisspielen oder Radfahren gehen können. Der Fußball bleibt leider bis zum Sommer auf der Strecke. 

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David Chomiczuk

David CHOMICZUK
(Redaktion)

Bei 12terMann seit: 04/2017

M: david.chomiczuk@12termann.at